Dabei geht es um den wohl flexibelsten TV-Empfangsweg: Fernsehen per Antenne. DVB-T2 ermöglicht es dir je nach Region, die öffentlich-rechtlichen TV-Sender oder – gegen Bezahlung – auch die Privatsender über eine einfache Antenne zu schauen. Das geht per USB-Stick, Hausantenne oder kleiner Zimmerantenne. Allerdings muss man inzwischen mehr denn je das Wort „noch“ hinzufügen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass das Antennenfernsehen bald verschwindet, ist so groß wie noch nie. Gleichzeitig wird aber wohl eine neue, deutlich modernere Art für den TV-Empfang entstehen: 5G Broadcast. Das Fernsehen über Mobilfunk.
Schon ab 2027: Neue TV-Dienste für Millionen Zuschauer geplant
Die Idee des 5G Broadcast ist schon so alt wie der 5G Standard. Aber erst jetzt kommt der Dienst so langsam ins Rollen. Aktuell haben sich verschiedene große Rundfunknetzbetreiber in einer Strategie-Taskforce zusammengetan. Ihr Ziel ist es, die ersten kommerziellen 5G Broadcast-Netze in Europa voranzutreiben. Sie erreichen nach eigenen Angaben mehr als 270 Millionen Menschen in Deutschland, Frankreich, Polen, Italien, Belgien, Großbritannien und der Tschechischen Republik.
Das Ziel der 5G Broadcast Strategic Task Force (5BSTF) ist es, die Marktreife von 5G Broadcast zu verkünden und den Weg für die ersten kommerziellen Netze zu ebnen. Aus Deutschland sind gleich zwei wichtige Firmen am Start: Rohde & Schwarz ist führender Hersteller von Sendern und Media Broadcast ein Übertragungsnetzbetreiber der freenet-Gruppe, der heute bereits zahlreiche TV-Sendestandorte betreibt. Die Mitglieder der 5BSTF sehen einen völlig neuen adressierbaren Markt, der voraussichtlich ab dem zweiten Quartal 2027 entstehen wird. Im ersten Schritt wollen sie 125 Millionen Einwohner erreichen können.
Das Ziel: Bestehende Infrastruktur – etwa von DVB-T2 – soll in ein 5G Broadcast-Netz umgewandelt werden. Das bedeutet das praktische Aus des klassischen Antennen-TVs. Infolgedessen können Inhalteanbieter und Programmveranstalter aber spezifische Dienste anbieten, die sich hauptsächlich auf Live- und lineare audiovisuelle Inhalte konzentrieren. 5G Broadcast ermöglicht eine Vielzahl neuer Multimediadienste mit niedrigeren Latenzzeiten und garantierter Dienstgüte (QoS). Das unterscheidet diese Form der Übertragung von Streaming. Auch verbraucht 5G Broadcast für die reine TV-Übertragung kein Datenvolumen und auch keine Netzressourcen. Insbesondere bei stark nachgefragten Streams wie einem Live-Fußballspiel können unzählige gleichzeitige Streams die Mobilfunknetze stark beanspruchen. Im Vergleich zu DVB-T gibt es zudem deutlich längere Akkulaufzeiten.
Smartphone-Hersteller müssen Geräte für TV-Empfang auf den Markt bringen
Doch damit es 5G Broadcast überhaupt geben kann, müssen nun erst einmal die Smartphone-Hersteller entsprechende Geräte entwickeln. Nach Angaben der Task-Force führen die Hersteller derzeit umfangreiche Feldversuche mit bereits verfügbaren kommerziellen Geräten durch. Dass die europäischen Rundfunknetzbetreiber ihnen jetzt eine dreistellige Millionenreichweite schon in zwei Jahren zusagen, dürfte der Entwicklung zuträglich sein.
DVB-T2 ist in Deutschland nie wirklich zu einem Erfolgsprojekt geworden. Das kommerzielle freenet TV, über das du zahlreiche Privatsender empfangen kannst, zählte zuletzt gerade einmal noch 500.000 Kunden. Hier dürfte die Wirtschaftlichkeit des Betriebs der Antennenstandorte schon fraglich sein. Möglich, dass Media Broadcast die ohnehin 2029 endende Frequenzzuteilung nutzt und in ersten Regionen Deutschlands schon deutlich früher 5G Broadcast statt DVB-T2 ausstrahlt. Die Frequenzen jedenfalls wird man benötigen – und man wird um sie kämpfen müssen. Denn auch die Mobilfunker haben längst ein Auge auf die fraglichen Frequenzen um 600 MHz geworfen. Zuletzt hatte sich hier Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, entsprechend geäußert.
Wie die Netze und die damit einhergehende Frequenznutzung aussehen werden, ist derweil komplett offen. Denkbar wäre beispielsweise, dass einige große 5G Broadcast-Sender eine Art Flächendeckung übernehmen. Diese Netze könnten aber beispielsweise von dynamischen, kleineren Füllsendern unterstützt werden. Diese könnten die fraglichen Frequenzen dann dynamisch sowohl für ihre eigenen Netze als auch für die TV-Übertragung nutzen – je nach Bedarf.

…und schon wieder ein neuer Standart, nach DVB und DVB T2. Die alten (4K TVs), die nicht 5G und DVI Tauglich sind muss man dann wohl wieder wegwerfen, wie 2006 die Röhren TVs…