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Die Sims sind tot: Wie Gier und EA ein Franchise vernichten

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Die Sims waren ein Teil meiner Kindheit. Früher habe ich mir meinen Laptop geschnappt, um mit einer Freundin die neue Erweiterung für Sims 2 zu spielen. Nun ist schon der vierte Teil des Franchise auf dem Markt und damit ist jetzt scheinbar Schluss. Denn EA hat das Franchise zerstört.
Ein Grabstein mit dem Sims Logo

EA hat die Sims getötet

Am 4. Februar 2000 kam das erste Sims-Spiel auf den Markt. Entwickelt von Maxis und veröffentlicht von Electronic Arts, hat das Spiel den Start einer langen Geschichte markiert. Im Jahr 2004 folgte die Veröffentlichung von Die Sims 2 und 2009 kam Die Sims 3 auf den Markt. Darauf folgte im Jahr 2014 Die Sims 4. Schon seit Jahren wünschen sich Spieler eine Fortsetzung der Spielreihe in Form von Die Sims 5. Jetzt hat EA jedoch offiziell bekannt gegeben, dass es eine solche Fortsetzung schlichtweg nicht geben wird. Und was das Studio treuen Sims-Spielern als Alternative anbietet, ist ein Schlag ins Gesicht.

Die Sims 4: Der Anfang vom Ende

Die Sims 4 ist mittlerweile seit zehn Jahren auf dem Markt. Ich erinnere mich noch genau an die Veröffentlichung des Spiels und meine Enttäuschung. Als jahrelange Sims 3 Spielerin, die zeitweise sogar ein eigenes Forum betrieben hat, hat mich das Spiel einfach nicht angesprochen. Von der Grafik im Cartoon-Stil bis hin zum Verlust zahlreicher grundlegender Features, das Spiel wirkte wie ein Downgrade.

Über die Jahre haben Maxis und Electronic Arts einen Großteil der fehlenden Inhalte in Form von bezahlten Erweiterungen herausgebracht. Das ist an sich auch nicht schlimm, denn die Sims-Spiele haben seit jeher von Erweiterungen gelebt. Wer alle elf Erweiterungen für Die Sims 3 besitzen möchte, der muss über 400 Euro auf den Tisch legen. Das ist jedoch nichts im Vergleich zu den rund 1.200 Euro, die für Die Sims 4 und alle Erweiterungen fällig werden.

Bei diesem Preis könnte man nun davon ausgehen, dass es sich um ein grandioses Spiel handelt. Das ist jedoch nicht ganz der Fall. Die Sims 4 macht durchaus Spaß, doch das Spiel ist von grundlegenden Problemen geplagt. Dazu gehören zahlreiche Bugs, die viele neue Erweiterungen fast unspielbar machen. Electronic Arts möchte das Spiel jetzt zwar verbessern, doch von dieser Absicht haben Spieler schon oft gehört und selten ist daraus wirklich etwas geworden.

Es ist offiziell: Die Sims 5 ist abgesagt

Umso enttäuschender ist jetzt die Ankündigung von Electronic Arts, dass es kein Die Sims 5 geben wird. Stattdessen möchte man am bestehenden Sims 4 festhalten und noch mehr Erweiterungen verkaufen. Die Begründung, die EA für diese Entscheidung nennt, ist in meinen Augen lachhaft.

Laut EA möchte man nämlich nicht, dass Spieler von vorn anfangen müssen und ihren Fortschritt verlieren. Würde es hier um ein kompetitives Spiel gehen, in dem Spieler tausende Stunden in ihren Charakter investiert haben, wäre das eine valide Begründung. Das ist jedoch nicht der Fall. Die meisten Sims-Spieler erstellen eine Familie, bauen ein Haus, spielen einige Zeit lang, bevor sie mit einer neuen Familie von vorn anfangen.

Gerade dieses Experimentieren ist für viele Spieler ein wichtiger Bestandteil des Spiels. Es hat sich schon bei vorherigen Sims-Spielen gezeigt, dass Spieler kein Problem damit haben, zwischen Spielen zu wechseln. Wer beim alten Spiel bleiben möchte, der macht genau das. Ein Großteil der Community ist jedoch dazu bereit, von vorn anzufangen und ein neues Spiel zu erkunden.

Creator Kits: Her mit dem Geld!

Mit der Veröffentlichung eines Sims 5 hätte Electronic Arts zusätzlich die Möglichkeit, sämtliche Erweiterungen nochmal zu verkaufen. Doch wer braucht das, wenn es Creator Kits gibt? Mods sind seit jeher ein wichtiger Bestandteil der Sims-Erfahrung. Die kostenlosen Content-Packs, die von leidenschaftlichen Spielern entwickelt werden, verleihen dem Spiel völlig neue Dimensionen.

Electronic Arts möchte jetzt von genau diesen Inhalten profitieren. Und zwar, indem man von Nutzern generierten Content einfach selbst verkauft. Laut EA sollen die Urheber der Inhalte für ihre Mühe bezahlt werden, doch es ist offensichtlich, dass es sich hier um den Versuch handelt, an ehemals kostenlosen Inhalten etwas zu verdienen. Ähnliches hat übrigens schon Bethesda mit dem Creation Club versucht. Auch dieser kam bei Spielern extrem schlecht an und bietet bis heute kaum Mehrwert.

Project Rene: Multiplayer, aber besser?

Lange Zeit dachten Sims-Spieler, dass es sich bei Project Rene um den Codenamen des neuen Sims 5 handelt. Jetzt ist jedoch klar, dass es sich um ein völlig eigenes Spiel handelt, das kaum etwas mit den Sims zu tun hat. Project Rene soll nämlich ein Multiplayer Live-Service Spiel werden.

In der Vergangenheit gab es schon einmal den Versuch eines Multiplayer-Sims-Spieles in Form von Die Sims Online. Heutzutage erinnert sich jedoch kaum jemand daran, denn das Projekt war ein phänomenaler Fehlschlag. Auch heute gibt es kaum Spieler, die sich ein Multiplayer Sims-Spiel wünschen. Denn was soll man in so einem Spiel überhaupt machen?

Im besten Fall wird Project Rene ein lustiger Chatroom, der aufgrund der sozialen Komponente unterhaltsam ist. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Project Rene ein reines Cashgrab wird, der dir, ähnlich wie die Creator Kits, das Geld aus der Tasche zieht. Denn wenn Live-Service Games eins können, dann genau das.

Fazit: Das Ende einer Ära

In meinen Augen läutet die Ankündigung von Electronic Arts das Ende einer Ära ein. Die Sims, wie man das Spiel kannte und liebte, wird es bald nicht mehr geben. Statt an dem festzuhalten, was die Spielreihe so erfolgreich macht, versucht Electronic Arts um jeden Preis, das Spiel noch profitabler zu machen. Und das geht nur auf Kosten der Spieler.

Ich hoffe, dass das Ende der Singleplayer Sims-Spiele der Konkurrenz die Möglichkeit gibt, ein besseres Sims 5 zu erschaffen. Ein Spiel, das nicht von bezahlten Erweiterungen, toxischer Monetarisierung und FOMO lebt. Ob das jedoch passieren wird, wird sich zeigen.

2 Kommentare

  1. Karsten Frei
    Sehr gut. Noch ein Paradebeispiel, dass elektronische DLC absolute Kacke sind. Physische Datenträger sind für Ewigkeit und verwässern nicht die Kosten.
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