Die Raubkopierer sind zurück

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Steigende Kosten für Musik- und Videostreaming sorgen dafür, dass die Zugriffszahlen bei illegalen Inhalten wieder steigen. Eine neue Studie aus Norwegen gibt Aufschlüsse über, warum Raubkopien insbesondere für Jugendliche wieder salonfähig zu werden scheinen.
Piratenflagge vor Servern im Hintergrund.
Raubkopierer nehmen wieder das Zepter in die Hand.Bildquelle: Adobe Express

Erinnerst du dich noch an die Filesharing-Plattformen eMule, eDonkey oder Kazaa? Oder auch an Napster? Heute eine Plattform für legales Musikstreaming, war die Marke früher in erster Linie für den illegalen Tausch von Musik- und Filmdateien bekannt. Mit der Einführung von preislich attraktiven Musik- und Video-Streaming-Plattformen wurde dem illegalen Filesharing erfolgreich der Kampf angesagt. Doch das Blatt scheint sich wieder zu wenden.

Illegales Filesharing gewinnt wieder an Bedeutung

Denn viele Menschen sehen es inzwischen offenbar wieder als legitim an, Musik und Videos illegal aus dem Internet zu laden. Das hat eine Studie der Marktforscher von Ipsos für die norwegische Zollbehörde, das norwegische Ministerium für Kultur und Gleichstellung und das norwegische Patentamt ergeben. Die Ergebnisse aus Norwegen lassen Rückschlüsse auf das Nutzungsverhalten von Internetsurfern auch in anderen Ländern Europas zu.

Laut Studie hält es die Mehrzahl der Jugendlichen in Norwegen für okay, Raubkopien zu nutzen, um Geld zu sparen. Die Hälfte der unter 30-Jährigen (50,3 Prozent) stimmt ganz oder teilweise zu, dass es in Ordnung ist, illegale Content-Dienste zu nutzen. In der norwegischen Gesamtbevölkerung ist knapp jeder Dritte (31,5 Prozent) der Meinung, dass ein solches Verhalten in Ordnung sei.

Auffällig: Je älter die Befragten sind, desto größer ist die Ablehnung bei der Verwendung von Raubkopien. Bei den über 60-Jährigen sprechen sich fast 70 Prozent gegen eine Verwendung illegaler Content-Dienste aus. Das hängt wohl auch mit dem Einkommen zusammen. Wer gut verdient, kann sich legales Streaming gegen Bezahlung besser leisten als Jugendliche mit keinem oder nur geringem Einkommen.

Hohe Kosten sorgen für Nutzung von Raubkopien im Internet

Am häufigsten geben die Teilnehmer der Umfrage an, dass sie wegen zu hoher Kosten in die Piraterie getrieben werden. Fast 41 Prozent der Teilnehmer erklären, legale Streamingdienste zu nutzen, wenn diese günstiger wären. Auch fehlende Inhalte sind ein Grund für den Griff zu illegalen Inhalten. Fast 35 Prozent geben an, wegen mangelnder Verfügbarkeit in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einen illegalen Dienst im Internet verwendet zu haben.

Doch nicht nur der Download von Musik und Filmen ist für viele Nutzer interessant. Fast 12 Prozent der Befragten erklären, illegale Sportübertragungen, zum Beispiel für Fußballspiele, zu nutzen. Und fast 10 Prozent der Umfrage-Teilnehmer wollen auch in Zukunft weiter auf illegale Quellen zurückgreifen, um Filme, Serien oder Musik zu konsumieren.

Kommentar

Von Hayo Lücke

Immer wieder hat sich die Musik- und Filmindustrie in der Vergangenheit über Raubkopierer im Internet beschwert und diese in öffentlichen Kampagnen als Verbrecher bezeichnet. Gerade die Filmindustrie sorgt mehr und mehr für eine Zersplitterung des Angebots. Denn fast jedes Filmstudio will mit einer eignen Streaming-Plattform Geld verdienen. Doch für die Inhalte eines jeden Studios eine monatliche Grundgebühr bezahlen? Das kommt gerade für Menschen mit geringem Einkommen nicht infrage. Und so ist die wieder zunehmende Begeisterung für den illegalen Download von Inhalten auch ein Problem, das die Industrie selbst zu verantworten hat.

Mitreden

4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Mit „Geld für tatsächliches Nutzen zu bezahlen“ haben meisten Verbraucher kein Problem, aber Abogebühren für eine „Möglichkeit“ etwas zu konsumieren ist doch ganz was anderes.
    Ich bin bereit für alles, was ich sehe zu bezahlen, aber nicht für die „Möglichkeit“ es zu tun.
    Mir reichen schon ÖR Rundfunk-Abzockervereine, die Geld für „Möglichkeit zu konsumieren“ kassieren.
    Das Abo-System hat ausgedient und Werbemodelle werden Situation auch nicht ändern. Meine Zeit ist kostbar, und wenn Streaminganbieter wollen, dass ich die Werbung sehe, dann sollen die mich bezahlen, ansonsten wird dort geschaut, wo es wenig kostet und keine Werbung gibt.

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  2. Nutzerbild Blokk

    naja da immer mehr streaming dienste immer dreiater werden und zusätzlich zum abo plus regelmäßigen preiserhöhungen für die gleiche leistung noch werbung dazu schalten seh ich das ähnlich wenn das so weitergeht stream ich bald auch wieder schwarz… dazu noch die aufteilung in viel zu viele abos usw…

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  3. Nutzerbild Nicolas

    Der Artikel legt den Finger in die Wunde. Es ist gerade in den jungen Jahren häufig unrealistisch drei, vier oder mehr Abos zu haben. Insbesondere, wenn dort noch Nischenprodukte (z. B. US Anbieter) dazu kommen. Netflix, Disney, abc, nbc, paramount. Daneben Spotify und ggf Sport für die Interessierten.

    Da bleibt einem nur der Verzicht häufig. Oder das Risiko des Raubkopierens. Ich habe für meinen Teil jedenfalls Verständnis für jeden, der es macht.

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  4. Nutzerbild Konsoleneunuche

    Also ich zahle (je nach Angebot) 30€-50€ im Jahr und kann mir alles downloaden, was ich möchte. Selbstverständlich habe ich kein schlechtes Gewissen.

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