Ein Bewertungssystem, das anzeigt, wie viel Strom ein Gerät verbraucht ist heute wichtiger denn je. Denn neben dem Herunterfahren von fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung ist das Energiesparen das wohl beste Mittel gegen die Klimakrise. Ressourcenschonende Haushaltsgeräte müssen also deutlich erkennbar sein. Hier leistet das neue Energielabel ganze Arbeit. Doch warum ist die Liste der Geräte so kurz? Zur Erinnerung, sie umfasst die folgenden Gerätearten:
- Spülmaschinen
- Waschmaschinen
- Waschtrockner
- Kühl- und Gefriergeräte
- Fernseher und Monitore
Nun kann man sagen, dass die Liste schon einige der heftigsten Verbraucher im Haushalt abbildet. Ja, das ist zum größten Teil auch so. Doch warum werden Lampen, Staubsauger, Backöfen und weitere Elektrogeräte erst später nachgeschoben? Und warum endet diese Liste schon im Haushalt?
Verwirrung statt Transparenz
Smartphones, PCs, Laptops, E-Autos, E-Bikes, E-Scooter, Tablets und der komplette Audiobereich, ob nun mit oder ohne Kabel, wird in der Liste nicht erwähnt. Zum Teil gibt es alternative Labels wie den Blauen Engel oder das schwedische TCO-Siegel, doch auch sie umfassen nur Freiwilligkeiten und ebenfalls nicht alle Produkte. Der Mobilitätsbereich wird beim Energieverbrauch in weiten Teilen ausgeklammert oder Verwirrung gestiftet.
Willst du dir eine Familienkutsche für dich und deine Kinder anschaffen, kannst du beispielsweise zum Mini-Van Nissan Note 1.2 l DIG-S mit A-Wertung greifen. Willst du ein noch reineres gewissen haben, greifst du nicht zu diesem Hybrid-Fahrzeug, sondern zum Kia Carens 5-Sitzer 1,7 CRDi S&S. Der Diesel hat nämlich eine A+-Wertung, obwohl er mehr verbraucht und mehr CO2 in die Umwelt abgibt. Hier bietet das Label nämlich keine Verbrauchs-basierende Wertung, sondern eine kombinierte Wertung aus CO2-Ausstoß und Gewicht. Das PKW-Label ist also kein Energielabel, sondern ein CO2-Effizienz-Label.
Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, basiert der ausgewiesene Verbrauch des Pkw-Labels noch auf dem alten europäischen Verbrauch-Prüfsystem NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus), obwohl die Verbräuche von Autos schon länger auf dem realitätsnäheren WLTP-System ermittelt werden. Daher empfiehlt das Bundeswirtschaftsministerium den WLTP-Wert „ab Anfang Januar 2021 neben dem Fahrzeug oder in dessen unmittelbarer Nähe“ anzubringen, „damit es nicht zur Verwirrung mit dem weiter geltenden Pkw-Label führen kann.“
Wo bleibt das EU-Energielabel für den Rest?
Das alles verwirrt dich? Kein Wunder. Dafür kannst du auf einem PC gleich drei freiwillige Labels finden – wenn sich der Hersteller ein bisschen Mühe gibt. Und was ist mit Smartphones? Dafür gibt es den Blauen Engel. Darauf verweist das Umweltbundesamt. Die Liste der Smartphones mit einem solchen Siegel ist jedoch komplett leer. Du kannst sie aber als PDF herunterladen.
Auf welchem Stand das Umweltbundesamt hier agiert, sieht man am ersten Tipp für die Auswahl eines Smartphones: „Kaufen Sie ein Smartphone, dessen Akku Sie selbstständig austauschen können“. Das klappt auf dem aktuellen Smartphone-Markt so gut, wie sich über den SAR-Wert eines Handys zu informieren – apropos der zweite Tipp des Umweltbundesamtes.
Klar, ein Smartphone verbraucht in Betrieb vergleichsweise wenig Strom. Die Umwelt- und Energiebelastung resultiert hier aus der Produktion und dem Betrieb der Netzinfrastruktur. Also wie könnte ein Umwelt- oder Energielabel für Smartphones aussehen? Man müsste bewerten, wie lange ein Smartphone benutzt werden kann. Eine lange Update-Versorgung, wechselbare und kostengünstige Akkus sowie Nachrüstfähigkeit, wie es bei Computern der Fall ist. Dann wird ein Schuh daraus. Ähnliches wäre auch für E-Scooter, E-Bikes und andere Gerätschaften denkbar. Doch hier gehen die Verbraucher leer aus. Das Umweltbundesamt lässt sich jedoch zu diesem starken Tipp für den Kauf von E-Bikes hinreißen: „Neue Fahrräder kaufen Sie am besten im Fachhandel. Guter Service sichert die Langlebigkeit des Rades“.
Das Feld ist bereitet: Greenwashing voraus!
Das alles hat zwei Konsequenzen: Verbraucher können sich ohne Energielabel nicht transparent informieren, welche Produkte nun wie viel verbrauchen und der Gesetzgeber öffnet Tür und Tor für „grüne“ Entscheidungen von Herstellern. Um beim Beispiel der Smartphones zu bleiben: Nicht umsonst entbrennt die Debatte um weggelassene Netzteile bei Apple, Samsung und Xiaomi. Wollten die Hersteller ernsthaft grüner werden, könnten sie tatsächlich das Weglassen der Netzteile als einen Schritt dahin verkaufen. Doch dann müsste sie auch die anderen Schritte gehen. Und die heißen, wie weiter oben schon gefordert, längere Update-Versorgung, einfacher wechselbare Komponenten und ein verschlanktes Produktangebot, das in letzter Instanz bei der Software länger und besser zu Pflegen wäre.
Doch das alles werden Hersteller nur dann tun, wenn es mehr Geld bringen würde, die Verbraucher es so wollen oder der Gesetzgeber einschreitet. Damit sind die aktualisierten Labels lobenswert, können hier aber nur der Anfang sein.