Die Bahn ist unpünktlich - doch warum eigentlich?

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Die Züge der Deutschen Bahn sind ständig zu spät, und es wird immer schlimmer. Das ist kein Geheimnis. Doch warum ist das eigentlich so? Und können wir etwas unternehmen, damit die Bahn wieder zuverlässiger wird?
Ein ICE 1 LDV der Deutschen Bahn

Die Bahn ist unpünktlich - doch warum eigentlich?

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich im ICE nach München – bisher pünktlich, doch ich habe genug Zeit eingeplant. Man weiß ja nie. In meiner Heimatstadt Bonn kommen gerade einmal 38 Prozent aller Züge pünktlich am Ziel an. Das ist nur etwa jeder Dritte. Auch deutschlandweit sieht es nicht viel besser aus. Nur rund 58 Prozent aller Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn haben ihr Ziel im September pünktlich erreicht. Tendenz weiter sinkend.

Darum ist die Bahn zu spät

Über die Verspätung der Deutschen Bahn wird oft geschimpft. Doch wie entstehen diese Verspätungen eigentlich? In der aktuellen Wochenausgabe der Zeit wurden dazu alle verspäteten Züge im ersten Halbjahr 2024 analysiert. In fünf Prozent aller Fälle sind externe Gründe schuld, welche nicht beeinflussbar sind. Etwa Sabotage oder ein Einsatz von Polizei oder Feuerwehr im Zug, Bahnhof oder in der Nähe der Gleise. 15 Prozent der Verspätungen gehen hingegen von den Zügen selbst aus. Dazu zählen technische Defekte, aber auch fehlendes Personal an Bord.

Ganze 80 Prozent aller Verspätungen sind jedoch auf die Infrastruktur zurückzuführen. Also auf Störungen an Weichen, Bahnübergängen, Signalen und mehr. Auch eine eingeschränkte Verfügbarkeit der Gleise durch Baustellen zählt hier dazu.

Infrastruktur macht der Bahn Probleme

In der Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte wurde die Bahn gerne vernachlässigt. Ehemalige Verkehrsminister wie Alexander Dobrindt oder Andreas Scheuer haben lieber Geld in den Ausbau des Straßenverkehrs gesteckt. Mit der Zeit machen sich die fehlenden Investitionen bei der Bahn immer deutlicher bemerkbar. Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn schätzt den Sanierungsrückstau bei der Bahn auf 60 bis 90 Milliarden Euro.

Und diese veraltete Infrastruktur wird zusätzlich immer stärker belastet. Im Vergleich zum Schienennetz vor 20 Jahren ist dieses im Jahr 2024 durch Streckenstilllegungen um 12 Prozent geschrumpft. Dennoch sind fast 50 Prozent mehr Personenzüge und 80 Prozent mehr Güterzüge auf der Schiene unterwegs. So passiert es schnell, dass ein verspäteter Zug gleich eine Reihe anderer Züge aufhält und bei ihnen ebenfalls für Verspätung sorgt.

Ist Besserung in Sicht?

Im Jahr 2023 hat die Deutsche Bahn einen Plan vorgestellt, wie man in Zukunft wieder pünktlicher werden will. Dafür wird stark in die Sanierung und den Ausbau der Infrastruktur investiert. 41 besonders stark belastete Strecken sollen bis 2031 grundlegend saniert und mit weiteren Gleisen und Ausweichstellen in ihrer Kapazität erweitert werden.

Doch bereits ab 2027 möchte man den Kunden spürbare Verbesserungen bieten. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr soll bis dahin wieder bei 75 bis 80 Prozent liegen. Um dies zu erreichen, werden große Streckenabschnitte für einige Monate gesperrt und grundlegend erneuert. Statt einzelne Baumaßnahmen über Jahre zu strecken, werden alle Maßnahmen koordiniert und gebündelt durchgeführt. Generalsanierung nennt die Bahn dieses Vorgehen.

Die erste Generalsanierung ist bereits im Gange. So ist die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim aktuell voll gesperrt. Mitte Dezember sollen die Bauarbeiten planmäßig abgeschlossen sein. 2025 folgen dann die Strecken zwischen Berlin und Hamburg sowie Oberhausen und Emmerich. Und auch für die folgenden Jahre stehen bereits Streckenabschnitte fest.

So steht es um die Züge

Bei den Zügen sieht die Lage besser aus. 137 neue ICE 4 hatte die Bahn bestellt. Der letzte davon wurde vor wenigen Monaten ausgeliefert. Und in den nächsten vier Jahren kommen noch fast 70 schnelle ICE 3neo mit neu designtem Interieur dazu. Währenddessen beginnt man bereits mit der Ausmusterung von 16 störanfälligen ICE 3 sowie den in die Jahre gekommenen ICE 2.

Außerdem erwartet Reisende im kommenden Jahr ein komplett neuer Zug. Der ICE-L bietet erstmals einen stufenlosen Einstieg und wird von einer Lok gezogen. Damit soll er keine bestehenden ICEs, sondern die alten Intercity-Züge ersetzen und eignet sich besonders gut für den grenzüberschreitenden Einsatz. Auf der Bahn-Messe InnoTrans konnte ich mir den neuen Zug bereits im Detail ansehen.

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