Wahl-Check: Deutschlandticket & ÖPNV nach der Bundestagswahl 2025

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Die Bundestagswahl 2025 rückt näher und die Parteien präsentieren ihre Konzepte zur Zukunft der Bahn und des Deutschlandtickets. Wir fassen dir die Positionen von Union, SPD, Grünen, FDP, Linke, BSW und AFD zusammen. Hier sind die Kernaussagen der Parteien – und was sie für dich bedeuten könnten. 
Deutschlandticket

Das Deutschlandticket

Bevor wir zu den Positionen der Parteien zur Bundestagswahl kommen, wollen wir dir mit auf den Weg geben, welche Aussagen in diesem Artikel eine Rolle spielen. Zunächst einmal haben wir uns mit den verabschiedeten Wahlprogrammen oder, sofern diese noch nicht final vorlagen, mit den Entwürfen beschäftigt. Hier haben wir alle Aussagen rund um das Thema Deutsche Bahn und Mobilität im Sinne des ÖPNV herausgesucht. Ferner ging es uns darum, welche Zukunft das Deutschlandticket in den Wahlprogrammen der Parteien hat. Aus den unterschiedlich langen Passagen in den Wahlprogrammen haben wir anschließend die Kernaussagen für dich herausgearbeitet. Wichtig: Wir haben uns bewusst dagegen entschlossen, die Aussagen der Parteien journalistisch einzuordnen. Die Reihenfolge richtet sich nach dem Abschneiden der Parteien bei der Wahl 2021, ergänzt um das BSW, das wir aufgrund der Umfragewerte aufgenommen haben.

SPD: Ein starkes Deutschlandticket für alle 

Die SPD lobt das Deutschlandticket als „großen Erfolg“ und verspricht, es „dauerhaft anzubieten“ und finanziell abzusichern. Ziel sei es, das Ticket durch einen „transparenten Preismechanismus“ bezahlbar zu halten. Auch in der Bahninfrastruktur plant die SPD Großes: „Wir wollen alle Großstädte an das Fernverkehrsnetz anschließen und mehr ICE-Sprinter, Nachtzüge und europaweite Schnellzugverbindungen einführen.“ Erstattungen sollen möglichst automatisch ausgezahlt werden, das Deutschlandticket soll besser in Bahn-Buchungen integriert werden.

Im ÖPNV setzt die SPD auf besseren Takt und mehr Verlässlichkeit, insbesondere in ländlichen Räumen, wo „(Ruf-)Busse und Bahn“ gestärkt werden sollen. Für dich bedeutet das mehr Komfort und Flexibilität beim Reisen, egal ob du in der Stadt oder auf dem Land lebst. 

CDU/CSU: Freiheit durch moderne Infrastruktur 

Die Unionsparteien CDU/CSU sehen Handlungsbedarf bei der Bahn und möchten „die Deutsche Bahn zukunftsfähig aufstellen“, indem das Unternehmen verschlankt wird und Infrastruktur- und Transportbereiche stärker getrennt werden. Das Bahnnetz sei grundsätzlich Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Für Instandhaltung, Ausbau und Modernisierung übernimmt der Bund die Hauptfinanzierung. Dem Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur, zum Beispiel in Richtung Polen, gilt unser besonderes Augenmerk.

Zugleich setzt die Union auf einen attraktiveren ÖPNV, der „bedarfsgerecht und zukunftsfest“ gestaltet werden soll. Die Finanzierung soll durch „neue Transparenz“ gesichert werden. Für dich heißt das: Die Union möchte dir eine freie Wahl des Verkehrsmittels ermöglichen, egal ob du in der Stadt oder auf dem Land wohnst.  Das Deutschlandticket taucht im Wahlprogramm der Union nicht auf.

Grüne: Klimafreundlicher Nahverkehr für alle 

Die Grünen betrachten das Deutschlandticket als Wegbereiter für eine klimafreundliche Mobilität. Sie wollen „einen Ticketpreis von 49 Euro sicherstellen“ und begrüßen regionale Vergünstigungen, etwa für junge Menschen. Diese gibt es schon heute in einigen Verkehrsverbünden. „Solche Angebote wollen wir bundesweit ausbauen“  Langfristig möchten die Grünen den Nahverkehr so ausbauen, dass „alle Dörfer in der Zeit von 6 bis 22 Uhr mindestens einmal pro Stunde angebunden“ sind. 

Das Ziel für die Grünen ist klar: Bis 2040 sollen sich die Fahrgastzahlen in Bus und Bahn verdoppeln. Dabei setzen die Grünen auf den Ausbau des Schienennetzes und einen verlässlichen Deutschlandtakt. Für dich heißt das: günstigere Tickets, häufigere Verbindungen und umweltfreundliche Mobilität. 

FDP: Innovation durch Wettbewerb 

Die FDP will den ÖPNV durch digitale Lösungen und flexiblere Angebote modernisieren. „Starre Linienverkehre“ sollen durch datenbasierte Mobilitätskonzepte ergänzt werden. Mit „Mobility Hubs“ und einer stärkeren Vernetzung verschiedener Verkehrsträger soll Mobilität nahtlos gestaltet werden.  „Ein funktionierender Öffentlicher Personennahverkehr ist eine notwendige Ergänzung zum Individualverkehr.“

Bei der Deutschen Bahn setzt die FDP auf mehr Wettbewerb: „Wir trennen Netz- und Betrieb bei der Deutschen Bahn, um die betriebliche Effizienz zu steigern.“ Für dich bedeutet das: Ein vielfältigeres Angebot und potenziell bessere Servicequalität – vorausgesetzt, der Markt regelt es.  Zum Deutschlandticket heißt es wörtlich: „Mit dem Deutschlandticket haben wir den Tarifdschungel gelichtet und den Zugang radikal vereinfacht. Jetzt müssen die Verkehrsverbünde und Länder ihre verkrusteten Strukturen aufbrechen und notwendige Reformen umsetzen.“

AfD: Effizienz und Pünktlichkeit im Fokus 

Die AfD fordert eine umfassende Reform der Deutschen Bahn, die in eine GmbH umgewandelt werden soll, um „die Infrastruktursparte wirksam steuern“ zu können. Pünktlichkeit, Sicherheit und „eine optimale Taktung“ sind zentrale Anliegen.  Das geplante Europäische Signalsystem ETCS bezeichnet die AFD als „überkomplex“ und will es auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduzieren, um damit europaweit Kompatibilität zu gewährleisten, Kosten zu reduzieren und die Kapazität des Netzes erheblich zu erhöhen.

Zum Deutschlandticket sagt die Partei, es müsse zu einem „ehrlichen Preis“ angeboten werden, wobei man die Mittel vorrangig in den Ausbau der Infrastruktur investieren will. Für dich könnte das höhere Ticketpreise bedeuten, aber auch ein effizienteres und zuverlässigeres Bahnnetz.

Linke: Mobilität für alle, kostenlos und barrierefrei 

Die Linke fordert eine Revolution im ÖPNV: Die Wiedereinführung des 9-Euro-Tickets und langfristig einen „kostenfreien ÖPNV in ganz Deutschland“. Für bestimmte Gruppen wie Schüler und Senioren soll es sofort ein „0-Euro-Ticket“ geben. „Die Mitnahme von Kindern und von Fahrrädern und Hunden muss inklusive sein.“

Auch bei der Bahn fordert die Linke eine grundlegende Veränderung: „Wir wollen eine Bürgerbahn statt einer profitorientierten Bahn.“ Das Schienennetz soll ausgebaut, elektrifiziert und barrierefrei gestaltet werden. Für dich könnte das bedeuten, dass Bahnfahren und ÖPNV nicht nur günstiger, sondern auch zugänglicher werden.  So will die Linke „jede Ortschaft“ tagsüber mit einer „mindestens stündlichen Anbindung an Bus und Bahn“ versorgen. Dabei können Angebote wie Bürgerbusse oder Anrufsammeltaxis einbezogen werden und die Grundversorgung ergänzen. Auch in der Nacht müsse es ein Grundangebot geben.

BSW

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) will eine Verkehrspolitik, die auf Wahlfreiheit setzt. Das Ziel: „preiswerte Kraftstoffe und einen bezahlbaren und gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr: sicher, sauber und günstig.“ Besonders wichtig ist der Partei der dauerhafte Erhalt des Deutschlandtickets zu einem „bezahlbaren Preis“.

Zur Bahnpolitik erklärt das BSW: „Wir wollen eine Bahn, die sich wieder auf ihre Kernaufgaben in unserem Land – den Nah- und Fernverkehr sowie den Gütertransport auf der Schiene – konzentriert.“ Zudem soll die Infrastruktur mit einem „großangelegten Investitionsprogramm“ saniert werden, finanziert durch eine Reform der Schuldenbremse. Für dich könnte das bedeuten, dass Bahnfahren bezahlbar bleibt und gleichzeitig die maroden Infrastrukturen erneuert werden, sodass Reisen sicherer und komfortabler wird.

Fazit zur Zukunft von ÖPNV & Deutschlandticket

Die Bahn und das Deutschlandticket spielen eine zentrale Rolle in den Wahlprogrammen. Naturgemäß sind die Positionen generell unterschiedlich. Die Union und FDP setzen auf mehr Wettbewerb und Effizienz, während SPD und Grüne auf finanzielle Stabilität und nachhaltigen Ausbau setzen. Das BSW betont Wahlfreiheit und Investitionen. Die Linke fordert radikalere Schritte hin zu einem kostenlosen ÖPNV, während die AfD vor allem auf Effizienz und Eigenverantwortung pocht.

Entscheide selbst, welche Vision am besten zu deinen Bedürfnissen passt! Am 23. Februar kannst du deine Stimme abgeben, sofern du wahlberechtigt bist. Von diesem Privileg solltest du Gebrauch machen.

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