Ob Politik oder Autobauer: Viele sind sich einig, dass die Zukunft dem E-Auto gehört. Und wer eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach seines Eigenheims hat, für den gibt es nach dem Umstieg aufs Elektroauto meist keine Rückkehr mehr zum Verbrenner. Doch das sehen nicht alle Autofahrer so. Im Gegenteil. Wie eine aktuelle Studie zeigt, ist zwar die Mehrheit davon überzeugt, dass sich der Elektroantrieb in den kommenden zehn Jahren durchsetzt. Allerdings sind 78 Prozent gegen das E-Auto und nennen vier Gründe.
Deshalb will die Mehrheit kein E-Auto
Für nur 23 Prozent aller Befragten kommt derzeit der Kauf eines Stromers infrage. Das ergab die Allensbach-Erhebung für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Dabei ist für 72 Prozent der Befragten das Auto unverzichtbar. Doch warum sind die Deutschen so sehr gegen das E-Auto? Überraschung: Es ist nicht die Reichweite, die die Zweifler umtreibt. Wie die Studie zeigt, ist der hohe Kaufpreis einer der vier Gründe.
→ Benzin und Diesel immer teurer: Mit diesen 7 Tipps kannst du Sprit und Geld sparen
Um bei den Kosten zu bleiben: Viele Autofahrer schreckt das Elektroauto auch aufgrund zu hoher Strompreise ab. Hinzu kommen Zweifel an der Umweltbilanz. So sind sich viele nicht sicher, ob das E-Auto wirklich besser für das Klima ist, als der gute alte Diesel oder Benziner. Und zuletzt gibt es den Skeptikern zufolge einfach zu wenig Ladestationen. Doch inwiefern entsprechen all diese Gründe der Realität?
Sind Elektroautos wirklich so teuer?
Schaut man sich die Preise für Neuwagen an, haben die E-Auto-Gegner nicht unrecht. Wer ein günstiges E-Auto will, findet im Bereich unter 20.000 Euro nur zwei Modelle. Den Kleinstwagen Smart Fortwo Coupé EQ und den Dacia Spring. Trotz der seit dem 1. Januar 2023 gültigen Förderung von 4.500 statt davor 6.000 Euro sind beide Stromer für unter 20.000 Euro erhältlich. Doch für viele Autofahrer kam auch zu Zeiten von Verbrennern kein Neuwagen infrage.
→ E-Auto gebraucht kaufen: Darauf kommt es wirklich an
So sind Stromer für 20.000 Euro für viele Gebrauchtwagenkäufer, die eher im Preissegment bis 10.000 oder gar 5.000 Euro suchen, nicht erschwinglich. Und was spuckt der E-Gebrauchtwagenmarkt aus? Nun, selbst für einen rund 10 Jahre alten Renault ZOE oder Nissan Leaf muss man noch etwa 8.000 Euro einplanen. Und dann hat man einen Kleinwagen mit 100.000 Kilometer auf dem Tacho und einer 22-kWh-Batterie, die über viele Jahre so oft ge- und entladen wurde, dass man nur noch 100 Kilometer weit mit dem E-Auto kommt. Ganz anders ist das bei gebrauchten Verbrennern. Also, ja: das E-Auto ist teuer. Und das wird sich erst in einigen Jahren ändern, wenn die Preise für Gebrauchte fallen.
Wie teuer ist „tanken“ wirklich?
Das zweite Gegenargument für viele E-Auto-Gegner: Einmal den „Tank“ eines Stromers vollmachen, kostet mehr, genauso viel oder nur geringfügig weniger, als den Verbrenner volltanken. Zwar sind die Strompreise im vergangenen Jahr gestiegen – und das sogar um 40 Prozent im Vergleich zu 2021. Doch der Preis für einen Liter Diesel ist sogar um 41 Prozent gestiegen. Lediglich Fahrer von Benzinern sahen sich mit einem vergleichsweise moderaten Anstieg von „nur“ 22 Prozent konfrontiert.
→ Ladestrom in Deutschland: Autostrom-Ladetarife im Vergleich
Trotz dessen ist es immer noch günstiger ein E-Auto unterwegs aufzuladen, als an der Tankstelle den Schlauch in den Verbrenner zu halten. Laut der Verivox-Analyse war das Fahren eines Elektroautos im vergangenen Jahr um 41 Prozent günstiger, als mit einem Dieselfahrzeug und 37 Prozent preiswerter als mit einem Benziner. Aufs Jahr gerechnet, lassen sich somit fast 1.000 Euro fürs Tanken sparen. Also ja, E-Auto laden ist nicht billig, aber deutlich preiswerter als den Verbrenner mit Kraftstoff zu befüllen. Auch wenn der Renault-Chef vom E-Auto abrät, wenn man keine Möglichkeit hat, es zu Hause aufzuladen.
Weist das E-Auto eine katastrophale Umweltbilanz auf?
Zum Thema Nachhaltigkeit und Umweltbilanz gehen beim E-Auto die Meinungen vieler Experten teils deutlich auseinander. Verlässt man sich aber auf die Meinung von TV-Wissenschaftler Harald Lesch, sind Stromer selbst bei dem aktuellen Strommix, bei dem 50 Prozent des Stroms auf Kohle und Gas basieren, dem Experten zufolge viermal klimafreundlicher als ein Verbrenner. Und das dürfte in Zukunft, in der mehr und mehr Energie aus erneuerbaren Quellen kommen wird, noch deutlich besser werden.
Das belegt der Wissenschaftler auch mit Zahlen: Von 100 Prozent der Energie, die man einem E-Auto zuführt, bleiben am Ende 73 Prozent übrig. Beim Wasserstoffauto sind es nur 22 Prozent. Am schlimmsten kommt der Verbrenner weg. Nur 13 Prozent der gesamten Energie bleiben am Ende zum Fahren übrig. Der Rest wird unter anderem in Wärme umgewandelt.
Sind zu wenige Ladesäulen ein Problem?
Während an Autobahnen und in Innenstädten die Anzahl der Ladesäulen stetig zunimmt, sieht das auf dem Land etwas anders aus. Hinzu kommt: In den Speckgürteln der großen Städte gibt es eher weniger Einfamilienhäuser mit PV-Anlage auf dem Dach und Wallbox in der Garage. Hier leben Menschen eher in Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, teils ohne eigenen Parkplatz. Wenn die Ladesäuleninfrastruktur schlecht ist, lässt sich das E-Auto nicht ohne Weiteres aufladen. Hinzu kommen andere Probleme, etwa häufig besetzte Ladesäulen oder so weit von der eigenen Wohnung entfernte Ladepunkte, dass man auch gleich mit Bus und Bahn fahren kann.
Aber: es kommen immer mehr Ladesäulen dazu. Somit muss jeder letztlich selbst entscheiden, ob ein E-Auto für ihn oder sie eine bessere Alternative ist als ein Verbrenner. Die Bundesnetzagentur bietet als Entscheidungshilfe eine virtuelle Karte an, das sogenannte Ladesäulenregister. Hier sind die im Rahmen der Ladesäulenverordnung gemeldeten Daten zur öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur in Deutschland aufgelistet.