Damit du künftig im Berufsverkehr und zu anderen Stoßzeiten nicht genau vor der Tür der S-Bahn oder des Regionalverkehrs stehst, wo ohnehin schon kein Platz mehr ist, führt die Deutsche Bahn in den nächsten Monaten eine Echtzeit-Auslastungsanzeige auf ersten Strecken im Regionalverkehr ein. Dabei werden Informationen zur Auslastung der Waggons ermittelt und auf dem Bahnsteig, am Fahrzeug und per App direkt an die Fahrgäste weitergegeben, heißt es von der Bahn.
Wie soll das funktionieren? Möglich machen soll das die fortschreitende Digitalisierung der Bahn. Sie will die Züge mit zusätzlichen Sensoren ausstatten, die melden, an welchen Türen besonderes viele Leute ein- und aussteigen. Abhängig vom Fahrzeugtyp sollen Zähler im Türbereich oder Lichtsensoren zum Einsatz kommen. Letzte sollen die Auslastung in den vorbeifahrenden Wagen scannen. Binnen weniger Sekunden soll das System die Daten verarbeiten und dann in die Auslastungsinformationen für Reisende einspeisen.
Das Ziel ist, dass du als Fahrgast schneller einen Sitzplatz findest. Nebeneffekt: Der Bahnbetrieb wird effizienter. Denn wenn du als Fahrgast gezielt in wenig besetzte Wagen einsteigst, können Züge pünktlicher abfahren, da der gesamte Vorgang des Ein- und Aussteigens schneller geht. Das wiederum ermögliche eine bessere Nutzung der Kapazitäten im Schienennetz, heißt es von der Bahn.
Hier startet die neue Auslastungsanzeige
Die Auslastungsanzeige am Bahnsteig erfolgt in dreistufiger Ampellogik oder in Personen-Piktogrammen für die jeweiligen Wagen. So sollst du am Bahnsteig unter anderem über die Anzeigen am Bahnhof sehen, wo du dich am besten hinstellst, um besser einen Waggon mit freien Sitzplätzen zu finden. Die neuen Anzeigen werden zuerst auf Pilotstrecken der S-Bahn-Hamburg und im Stuttgarter S-Bahn-Netz eingesetzt. In Stuttgart verkehren aktuell die Linien S6, S60 und S62 mit Auslastungsanzeigen, in Hamburg die Linien S21 und S31.
Im Februar ist der Start für den Regionalverkehr zwischen Hamburg und Lübeck (RE8, RE80 und RB86) geplant. Die S-Bahn im Rhein-Main-Gebiet kommt im April und Teile der Berliner S-Bahn ab Mai hinzu. Hier beginnt der Ausbau des Systems auf der stark befahrenen Stadtbahn-Strecke zwischen den Bahnhöfen Jannowitzbrücke und Zoologischer Garten und wird dann sukzessive ausgeweitet.
Deutschlandweit werden bis Ende 2024 mehr als 1.500 Wagen von DB Regio, ein Viertel aller DB-Züge im Regionalverkehr, zur Auslastungsanzeige fähig sein. Das heißt aber auch: Von einem Standard für alle Verbindungen ist die Deutsche Bahn noch weit entfernt. Zudem gilt das System nicht für die Züge von Privatbahn-Betreibern.
Information per App ermöglicht Wahl eines anderen Zuges
Das neue System soll aber nicht nur Verzögerungen beim Ein- und Aussteigen minimieren. Dadurch, dass du die Infos zur Auslastung auch in der App bekommst, erhofft sich die Bahn, dass du gezielt Züge wählst, die weniger voll besetzt sind. Möglich ist das natürlich nur, wenn es wie bei der Berliner S-Bahn einen entsprechend engen Takt gibt. Gerade, wenn es hier im Berufsverkehr zu kurzen Unterbrechungen des Verkehrs kommt, sind die Bahnen mehrere Minuten extrem voll. Entscheidest du dich zu Hause aufgrund dieser Information, zehn Minuten später zu fahren, ist das entspannter für dich und entlastet die ohnehin vollen Züge.
Interessant werden könnte das System vor allem auch, sollte das geplante Deutschlandticket im Sommer einen ähnlichen Bahn-Hype auslösen wie vergangenes Jahr das 9-Euro-Ticket.