Deutsche Bahn: Darum dauern viele Zugfahrten jetzt plötzlich länger

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Reisen mit der Bahn soll entspannend wirken und möglichst keinen Stress verursachen. Bei zu viel Verspätung ist auf Verbindungen mit einem geplanten Umstieg aber oft genau das Gegenteil der Fall. Dem tritt die Bahn nun mit einer ungewohnten Maßnahme entgegen.
DB Navigator mit Umsteigeverbindung.
Verbindungen mit zu kurzen Umsteigezeiten zeigt der DB Navigator der Deutschen Bahn auf vielen Verbindungen künftig nicht mehr an.Bildquelle: Deutsche Bahn AG / Max Lautenschläger

Bereits seit Ende Mai ist bekannt: Die Deutsche Bahn will ihr Schienennetz fit machen für die Zukunft. Bauarbeiten an der eigenen Infrastruktur werden in den kommenden Jahren insbesondere an acht Engpässen für Einschränkungen für Passagiere im Fernverkehr sorgen. Jetzt reagiert die Deutsche Bahn (DB) auf die Baustellen im eigenen Netz mit einer gleichermaßen sinnvollen wie überraschenden Maßnahme. Sie streicht (zu) kurze Umsteigezeiten in der Reiseauskunft auf ihrer Homepage und in der App DB Navigator. Die Folge: Längere Reisezeiten.

Bahn streicht Verbindungen mit (zu) kurzen Umsteigezeiten

Für Michael Petersen, Vorstand bei der DB für den Personenfernverkehr, ist die Lage klar: „Wir machen das Reisen besser planbar. Damit Anschlusszüge zuverlässiger erreicht werden, achten wir in den Fahrplanmedien ab sofort auf großzügigere Umsteigezeit. Knappe Anschlüsse, die in der aktuellen betrieblichen Lage schwer erreicht werden können, zeigen wir jetzt schon bei der Planung und Buchung nicht mehr an.“ Stand heute betreffe die Maßnahme etwa 800 Verbindungen. Und zwar solche, auf denen in den kommenden Wochen aufgrund von Baustellen mit zum Teil hohen Verspätungen zu rechnen ist.

Übersetzt bedeutet das: Züge, die du vielleicht gewohnt bist, zu fahren, sind unter Umständen in der Reiseauskunft der Bahn nicht mehr zu finden. Und das, obwohl sie theoretisch nutzbar wären. Stattdessen verweist die Bahn in ihren Fahrplanauskünften auf spätere Züge, die mit einer großen Wahrscheinlichkeit auch bei einer höheren Verspätung noch zu erreichen sind. Einerseits bedeutet das weniger Stress, andererseits verlängert sich dadurch deine Reisezeit. Zudem ist zu beachten, dass jeder Nutzer die Möglichkeit hat, in den Einstellungen der Reiseauskunft die Umsteigezeit individuell anzupassen.

Und noch etwas ist wichtig. Wer an einem Bahnhof von einem IC oder ICE in einen anderen Fernverkehrszug umsteigt, muss sich aktuell keine Sorgen mehr machen, wenn ein günstiges Sparpreis-Ticket mit Zugbindung gebucht wurde. DB-Vorstand Peterson sagte am Mittwoch im Rahmen einer Telefonkonferenz, dass das Personal in den Zügen angehalten sei, bei Umstiegen kulant zu reagieren, wenn Menschen einen früheren Zug nehmen, als eigentlich geplant. Heißt: Wer bei einem Umstieg am Bahnhof erkennt, dass sich die Reise mit einem anderen Zug schneller fortsetzen lässt, soll von der Bahn und ihrem Personal keine Steine in den Weg gelegt bekommen.

Bahn stellt 1.000 zusätzliche Mitarbeiter für mehr Service ein

Apropos Personal: Hier stockt die DB kurzfristig noch einmal auf. Rund 750 zusätzliche Servicekräfte in der Bordgastronomie und als Zugbegleiter nehmen in diesen Tagen ihren Dienst auf. Sie sollen für einen reibungsloseren Service und Ablauf an Bord zu sorgen. Auch sollen die zusätzlichen Mitarbeiter als Reserve dienen. Denn auch Zugpersonal muss teilweise den Zug wechseln. Und bei zu hohen Verspätungen kann sich auch das auf die Pünktlichkeit einer Verbindung auswirken.

Deutsche Bahn Zugbegleiter hilft einem Fahrgast an einem Bahnsteig mit einer mündlichen Auskunft.
Mit mehr Personal will die Deutsche Bahn im Fernverkehr für mehr Service sorgen.

Und noch etwas wird sich bei der Bahn in den kommenden Wochen ändern. Im Rahmen eines Pilotprojekts werden auf besonders stark ausgelasteten Verbindungen am Wochenende sogenannte Gästebetreuer eingesetzt. Sie unterstützen Fahrgäste beim Finden ihres Sitzplatzes, kümmern sich um Familien mit Kindern und sorgen für eine gleichmäßigere Nutzung der Sitzplätze. An vollen Bahnsteigen sollen ebenfalls mehr Servicekräfte zum Einsatz kommen.

Um die steigenden Fahrgastzahlen zu stemmen – zwischen Mai und Juli 2022 fuhren nach Angaben der DB so viele Menschen im Fernverkehr wie noch nie – erfolgt auch ein Ausbau der Flotte an Zügen. Bis Ende des Jahres wächst die ICE-Flotte auf mehr als 360 Züge. Alle drei Wochen kommt aktuell ein neuer ICE 4 dazu – zum Teil mit mehr als 1.000 Sitzplätzen. Im Dezember gehen die ersten ICE3 3neo in ihren Fahrgasteinsatz.

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4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Frei

    Immerhin ist der 9 € Ticket ein richtig harter Stress- Test für die Bahn und auch für das Personal… So könnte man die nicht belastbaren aussieben, oder die flüchten von alleine…

    Alle Handy Netz- Provider machen auch solche Stress- Test für neue / umgebaute LTE.- Netze, und bieten dafür „3 Monate gratis“ Testen an.
    Es ist also nicht Nächstenliebe, sondern auch Eigennutzen.
    Nebenbei bleibt ein Tester als Kunde hängen.

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  2. Nutzerbild Joachim(Achim)Göbel

    Die Kommentar ist bar jeglicher Ahnung. Sicher hat das 9 Euro Ticket Schwachstellen bei der Infrastruktur aufgedeckt. Aber mit den signifikanten Verspätung gen im Bereich des Fernverkehr hat es nur am Rande zu tun.
    Hier ist einfach eine schlechte Personalpolitik und das ruinöse Gesundsparen eines Herrn Mehdorn ursächlich.
    Das Personal kann am wenigsten dafür. Auch sollten sich die Fahrgäste mal auf einfache Höflichkeitsformwn besinnen,und ihre oftmals zu hohen Ansprüche überdenken.

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  3. Nutzerbild Frei

    Das Personal ist für das Volk erreichbar, und bekommt die Unzufridenheit voll ab.

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  4. Nutzerbild Schipper

    „Stattdessen verweist die Bahn in ihren Fahrplanauskünften auf spätere Züge, die mit einer großen Wahrscheinlichkeit auch bei einer höheren Verspätung noch zu erreichen sind.“

    Mit der angepasste Planung kapituliert die DB jetzt offiziell für ihre grottenschlechte Zuverlässigkeit.

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