Starten wir einen kleinen Preisvergleich: Als Vodafone Unitymedia übernahm und die Marke Unitymedia abschaffte, brachte man einen bis dato einmaligen Tarif auf den Markt. 1 Gbit/s per Kabel für unter 40 Euro monatlich – samt Telefon-Flatrate. Das ist jetzt etwa vier Jahre her. Der Tarif, offiziell eine Promo-Aktion, war viele Monate zu haben und verschwand nur, um wieder zukommen. Inzwischen ist er aber endgültig verschwunden. Buchst du heute einen Gigabit-Tarif bei Vodafone, werden dafür knapp 65 Euro monatlich fällig – abgesehen von einigen vergünstigten Neukunden-Monaten. Auch alle anderen Kabel-Internettarife sind deutlich teurer geworden. Woran liegt das?
Vodafone-Netzausbau lässt Preise steigen
Im Gespräch mit inside digital spricht der kommissarische Privatkundenchef Marc Albers offen aus, dass Vodafone im vergangenen Jahr die Preise im Festnetz angezogen hat. Er führt das darauf zurück, dass man in den vergangenen Jahren massiv in die Netze investierten musste und auch investiert hat. „Wir waren die ersten im Markt, die 500 und 1.000 Mbit/s im Downstream angeboten haben. Das Thema Upload haben wir dagegen etwas stiefmütterlich behandelt, weil es für unsere Kunden auch nicht so relevant war“, so Albers. Das Unternehmen sei damals von der Corona-Krise überrascht worden. Hier habe sich die Nutzung des Internets massiv verändert. Der Grund: Durch Videokonferenzen und Homeoffice plötzlich auch der Upload relevant wurde. Das Netz sei historisch bedingt vor allem für die hohen Downstream-Datenraten ausgelegt gewesen. „Wir konnten die erforderliche Uploadkapazität in einigen Netzsegmenten einfach nicht zur Verfügung stellen. Das war eine schwierige Zeit für uns und die Reputation des Kabels hat damals sehr gelitten – das möchte ich nicht verheimlichen.“
In der Folge habe man die Segmente, in denen die Kabelkunden versorgt werden, verkleinert. Damit haben dann Kunden die Bandbreite zur Verfügung, die sie gebucht haben und brauchen. Auch mehr Glasfaser wurde ins Netz gebracht. „Das ist eine Investition, die geht über Jahre“, so Albers. Zudem seien die Kosten für Telekommunikationsunternehmen auch anderswo signifikant gestiegen. Zum Beispiel für Komponenten und Strom. Das alles koste Geld, das man sich vom Markt zurückholen muss, um die Investitionen ins Netz zu refinanzieren. Das habe zu den inzwischen geänderten Preisverhältnissen geführt.
Dazu kommt: „Es ist ohnehin kaum nachvollziehbar, warum der Kabelanschluss als die fortschrittlichere Technologie teils günstiger war als DSL“, so Albers, der vor drei Jahren zu Vodafone gekommen ist. „Dass wir gerade bei der Zeitschrift Chip Preis-Leistungssieger geworden sind, zeigt uns, dass der eingeschlagene Weg richtig ist. Die Qualität im Netz steigt, die Zahl der Kunden, die sich mit Einschränkungen bei uns melden, nimmt spürbar ab.“
Höherer Upstream in Aussicht gestellt
Bis heute bietet Vodafone maximal 50 Mbit/s an, während die Glasfaser-Anbieter technisch weitaus mehr liefern können. Albers verwies darauf, dass Vodafone bereits in Pilotprojekten einen höheren Upstream teste. Hierzu seien aber technische Änderungen erforderlich. Bei einem möglichen Regelbetrieb dieses Verfahrens dürfte ein höherer Upstream für dich als Kunde also davon abhängig sein, ob Vodafone deinen Netzbereich für einen Ausbau vorgesehen hat.