Kohlendioxid – kurz CO2 – beschleunigt als sogenanntes Treibhausgas die Erwärmung der Erde. Um dieser entgegenzuwirken hat die Europäische Union (EU) strenge Grenzwerte festgelegt. Diese wurden für die Automobilhersteller jedoch zum Problem, weil die Kunden lieber bei Fahrzeugen mit klassischen Verbrennungsmotoren blieben und dem Angebot an batterie-elektrisch angetriebenen – und damit emissionsfrei fahrenden – Autos die kalte Schulter zeigten.
Auf deren Klagen hin lockerte die Europäische Kommission die Vorgaben. Die sogenannten Flottengrenzwerte, mit der die Menge des von den aktuellen Modellen eines Hersteller ausgestoßenen CO2 festgelegt wird, wird zwar nicht verändert. Sie dürfen die jährlich geltenden Grenzwerte jedoch bis 2027 überschreiten und gewinnen so Zeit bei der CO2-Reduktion ihrer jeweiligen Fahrzeugflotten. Dementsprechend wurden die drohenden Strafzahlungen bis dahin ausgesetzt.
Erleichterte EU-Vorgaben nicht für die Händler
Ein Teil der Branche dürfte neidisch auf diese Erleichterungen blicken: die Händler. Für sie gelten die Flottengrenzwerte zwar indirekt auch, weil die Autohersteller konkrete Absatzziele vorgeben. Von den VW-Autohäuser fordert etwa der Vertriebsvorstand des Herstellers, Martin Sander, dass 25 Prozent der verkauften Modelle mit einem batterie-elektrischen Antrieb ausgestattet sein sollten. Und an dem Ziel wird trotz der Erleichterungen festgehalten, wie Sander gegenüber der Automobilwoche unterstreicht.
Bei der Stellantis-Gruppe sind die Forderungen nicht ganz so hoch, doch auch hier müssen die Händler einen E-Auto-Anteil von 20 Prozent bei den gesamten Verkäufen erreichen. Die größte Nachsicht zeigt an dieser Stelle noch Toyota. Dessen Handelspartner wird einen Anteil von nur 17 Prozent vorgeschrieben, wobei sogar die Plug-in-Hybride (PHEV) hinzugezählt werden. Auch BMW und Hyundai sehen demnach keine Notwendigkeit einer Anpassung der Verkaufsziele aufgrund der abgemilderten Vorgaben aus Brüssel.
Von Herstellern allein gelassen
Nicht wenige Autohäuser dürften sich von der Entscheidung der Hersteller alleingelassen fühlen. Denn die von den Konzernen festgelegten Verkaufsquoten haben in vielen Fällen entscheidenden Anteil am Betriebsergebnis, weil das Erreichen dieser Ziele mit Bonuszahlungen verknüpft wird.
Die Beschleunigung der Transformationsprozesse wird damit zumindest in Teilen den Händlern und deren Verkaufstalent aufgebürdet. Und das mit Fahrzeugen, mit denen selbst die ansonsten eigentlich erfolgreichen Hersteller aus China auf dem europäischen Markt scheitern.