Die CES 2020 ist für den deutschen Byton-Chef Daniel Kirchert und sein Team aus China und Kalifornien eine Art Heimspiel: Das Konzept für den M-Byte hat Byton auf der CES 2018 vorgestellt, 2019 wurde man konkreter und seitdem war man alles andere als untätig. Erste Prototypen rollen bereits durch Kalifornien. Im chinesischen Nanjing ist zudem eine große Fabrik entstanden, die bis zu 300.000 Einheiten des Elektro-SUV produzieren kann. Die Massenproduktion und der Marktstart in China sind für dieses Jahr geplant, 2021 sollen Nordamerika und Europa folgen. Nach eigenen Angaben hat Byton bereits 60.000 Reservierungen für das netto 45.000 Euro teure Auto eingesammelt.
Finanzierung gesichert
Kirchert, der 2019 zum CEO von Byton aufgestiegen ist, war im Rahmen der Präsentation sichtlich bemüht, sein Unternehmen und den M-Byte als solides Projekt zu präsentieren. Reihenweise betonten Byton-Partner auf der Bühne, wie gerne man mit Byton zusammenarbeite und wie sehr man sich auf das Fahrzeug freue. Auch die zwischenzeitlich infrage gestellte finanzielle Feuerkraft von Byton sei unter anderem durch Investoren aus Korea und Japan gesichert. Dass der CES-Auftritt nicht nur den anwesenden Journalisten, sondern auch den Finanziers von Byton gefallen sollte, liegt auf der Hand.
Byton M-Byte bei der Präsentation: Entertainment statt PS-Protzerei
Zurück zum Fahrzeug: Schon die Präsentation des vollelektrischen M-Byte war ganz anders als eine klassische Auto-Show wie man sie zum Beispiel aus Deutschland kennt. Im Mittelpunkt standen nicht Höchstgeschwindigkeiten, Beschleunigung oder PS, sondern Multimedia und Entertainment. Byton möchte den Wettbewerb gegen den Audi e-tron oder den Mercedes EQ-C nicht unter der Haube, sondern auf dem Display gewinnen. Eine Taktik, die funktionieren könnte.
Der Byton M-Byte bietet dem Fahrer und den Passagieren individuell einstellbare Inhalte. Dafür gibt es einen breiten Cockpit-Monitor und individuelle Tablets für jeden Passagier. Wetter, Verkehr, Navigation oder ein Blick in den Kalender: Die Vielfalt kennt keine Grenzen. Ablenkende Inhalte wie Filme oder Videokonferenzen sind derzeit noch während der Fahrt verboten. Sollte das autonome Fahren Realität werden, kann Byton diese Sperre jedoch per OTA-Update aufheben. Damit könnte der Hersteller lange Fahrten auf der Autobahn deutlich interessanter machen. Apropos lange Fahrt: Der M-Byte soll bis zu 500 Kilometer Reichweite haben. Trotz seines hohen Gewichts und der wuchtigen Karosserie muss er also nicht jeden Tag an die Steckdose.
Byton preist den M-Byte als rollendes und smartes Wohnzimmer, der aus dem Auto mehr als ein Fortbewegungsmittel macht. Wenn der Elektro-SUV den Praxistest besteht und auch die Fahreigenschaften im Alltag überzeugen, spricht einiges dafür, dass der M-Byte eine ernstzunehmende und vor allem vergleichsweise preiswerte Konkurrenz für Oberklasse-SUVs etablierter Hersteller wird. Wir werden uns den Wagen im Rahmen der CES noch genauer ansehen und auch mit dem Byton-Manager Andreas Schaaf darüber sprechen, wie man 2021 auf dem deutschen Markt angreifen will.