Bis 2038 will Deutschland frei von Kohlekraftwerken zur Stromversorgung sein. Um diesen Schnitt zu erzielen, benötigen wir ausreichend grünen Strom, der uns flexibel zur Verfügung stehen muss. Die Integration von Erneuerbaren ins Stromnetz stößt jedoch auf einige Herausforderungen. So fehlt es nicht nur an Speichermöglichkeiten, sondern auch an einem gründlichen Netzausbau, mit dem sich Strom effizienter durch Deutschland leiten lässt. Gerade die mangelnde Möglichkeit zum Zwischenspeichern von Strom hat einen besonderen Effekt zur Folge.
Bundesregierung kürzt Förderung – mit Folgen für Verbraucher
Gleich mehrere Faktoren sorgen im Sommer für ein Überangebot an Erneuerbaren im Stromnetz. Zum einen scheint die Sonne nun länger und intensiver, was die Produktion von Solarstrom ankurbelt. Zusätzlich verreisen viele Familien und verbrauchen somit über Wochen kaum Strom mit der eigenen PV-Anlage. Dieses Überangebot hat zur Folge, dass die Strompreise in Phasen ins Negative fallen. Stromerzeuger bezahlen in diesen Momenten also Haushalte dafür, den verfügbaren Strom zu verbrauchen. Da die Erneuerbaren schneller ausgebaut werden, als Zwischenspeicherkapazitäten entstehen, könnte die Anzahl an Stunden mit Negativpreisen in den kommenden Jahren weiter ansteigen.
Allein 2023 kam es insgesamt auf 301 Stunden mit negativen Strompreisen in Deutschland. Verglichen mit den fast 9.000 Stunden des Jahres mag das noch wenig erscheinen. Doch schon im Mai 2024 allein kam man auf 78 Stunden mit negativen Preisen. Bisher erhalten Anlagenbetreiber eine Entschädigung der Bundesregierung, wenn sie an der Strombörse für den produzierten Strom zahlen müssen. Eben jene Förderung soll nun in den neuen Haushaltsplänen gestrichen werden. Noch handelt es sich bei den Plänen der Bundesregierung lediglich um einen Haushaltsentwurf. Es ist somit denkbar, dass die Einsparungen im finalen Plan anderweitig verteilt werden. Dennoch könnte das doppelt nachteilig für deutsche Haushalte ausfallen.
Die Maßnahme könnte sowohl den benötigten Ausbau von Solar- und Windenergie bremsen, als auch letztlich auf die Stromkunden zurückfallen. Entweder in Form von teureren Strompreisen bei Festverträgen oder durch höhere Netzentgelte, wenn Anlagenbetreiber die für sie entstehenden Kosten anderweitig umlegen müssen. Keine der Möglichkeiten ist ein Effekt, den man in der Energiewende erzielen will. Von dem Wegfall der Entschädigung sind jedoch vorrangig große Anlagenbetreiber betroffen. Die Einspeisevergütung für PV-Anlagen zählt nicht darunter, wenn auch diese für zukünftige Anlagen zurzeit umgedacht wird. Genauere Details zu einer möglichen Reformierung stehen jedoch bislang nicht fest.
Strompreis soll nicht unter eine bestimmte Marke fallen
Damit weder Anlagenbetreiber noch Verbraucher unter der Änderung leiden, müsste man zukünftig vermeiden, dass Preise unter eine bestimmte Marke fallen. Denkbar wäre dafür ein größerer Ausbau an Stromspeichern, der in solchen Phasen Überschüsse bereithält, die bei Bedarf ins Netz gegeben werden können. Ebenso wäre denkbar, den Verbrauch in Spitzenzeiten zu steigern, etwa, in dem Anlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff genau in diesen Phasen in Betrieb gingen. Eine Produktion von grünem Wasserstoff durch überschüssigen Strom wäre zwar sinnvoll – dürfte jedoch den zukünftigen Bedarf an dem teuren Rohstoff nicht decken. Ohne einen gedeckten Bedarf dürfte die Umschaltung auf Wasserstoff insbesondere in der Industrie eher zögerlich vonstattengehen. Denkbar wäre langfristig ebenfalls eine Anpassung von industrieller Produktion, etwa, in dem Unternehmen gezielt in Hochphasen der Stromversorgung ihre Produktion hochfahren.