Bundesbank : Bargeld bleibt nicht selbstverständlich!

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Welche Rolle spielt Bargeld in Deutschland in der Zukunft noch? Dieser Frage ist die Deutsche Bundesbank nachgegangen und skizziert drei Szenarien, die nicht jedem gefallen werden. Denn Bargeld bleibt  möglicherweise nicht selbstverständlich.
Euroscheine aus einem Geldautomaten
Die Bundesbank mahnt: Bargeld ist nicht selbstverständlichBildquelle: Aida Servi / shutterstock.com

In einer aktuellen Studie geht die Bundesbank der Frage nach, wie Bargeld in Zukunft genutzt wird. Sie skizziert drei unterschiedliche Szenarien für das Bezahlen mit Bargeld im Jahr 2037. Auch wenn sich das weit weg anhört: Es sind nur 13 Jahre in die Zukunft. Zum Vergleich: 2010 ist für Viele gefühlt erst gerade gewesen. Wichtig ist der Bundesbank aber: Die Szenarien sind keine Prognosen, es sind mögliche Zukunftsbilder. Man wolle eine Vorstellung davon erhalten, in welchem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld Bargeld zukünftig eingebettet ist. Daraus will man Handlungsoptionen ableiten und die richtigen Weichenstellungen vornehmen, „damit Bargeld auch künftig ein attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel ist“. Die Bundesbank hat den gesetzlichen Auftrag, in Deutschland jederzeit ausreichend Euro-Bargeld in hoher Qualität bereitzustellen.

Szenario 1: Die hyperdigitale Bezahlwelt

Sollte die Digitalisierung voranschreiten, wäre in diesem Szenario das Bargeld aus dem Alltag der meisten Menschen beinahe verschwunden ist. Scheine würde es dann wohl nur noch in wenigen Bankfilialen oder Geldautomaten geben. Auch das Geldabheben an der Ladenkasse sei nicht mehr möglich, da man im Handel kaum noch bar bezahlen kann.

Szenario 2: Die Bargeld-Renaissance

Auch eine teilweise Rückbesinnung auf das Bargeld ist denkbar und hat seine Vorzüge. Als Reaktion auf globale Lieferkettenprobleme kaufen Menschen Produkte wieder zunehmend lokal und regional. Zudem könnte sich das Bewusstsein in der Bevölkerung, auf Katastrophen und Krisensituationen vorzubereiten, durch Erfahrungen in der jüngsten Vergangenheit erhöhen. Zum Szenario gehört auch die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen (in Finnland schon üblich), die Einführung von Rundungsregeln (in Schweden mit Schwedischen Kronen seit Jahrzehnten gelebte Praxis) und der vermehrte Einsatz von Bezahlautomaten. Durch dieses Vorgehen empfinden die Menschen es als unkompliziert und schnell, Bargeld zu verwenden. Das Szenario bezeichnet die Bundesbank als Bargeld-Renaissance, weil die Bargeldnutzung in diesem Szenario noch weiter zurückgehen wird, als sie heute noch üblich ist. Erst in den 2030er-Jahren kommt es demnach zu einer Umkehr.

Szenario 3: Verschwindende hybride Bezahlwelt

Die dritte Möglichkeit spiegelt ein Umfeld wider, in dem es sehr stark von den Lebensumständen und Einstellungen der Menschen abhängt, ob sie Bargeld nutzen. Der Handel ermuntert sich dazu, bargeldlos zu zahlen. Der Zugang zu Bargeld verschlechtert sich stetig und die Bargeldnutzung nimmt immer mehr ab. Allerdings bleibt das Bargeld bestehen.

„In keinem Zukunftsszenario verschwindet das Bargeld komplett“, erläuterte Bundesbankvorstand Burkhard Balz, unter anderem zuständig für das real anfassbare Geld. Zur Wahrheit gehört aber auch: In zwei von drei Bezahlwelten wären der Zugang zu Bargeld und die Akzeptanz nicht voll gewährleistet. Damit wäre die Wahlfreiheit praktisch nicht gegeben und die Stabilisierungsfunktion von Bargeld in Krisenzeiten gefährdet.

Die von der Bundesbank in Auftrag gegebene Studie wurde vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus von Februar 2022 bis November 2023 erstellt. „Die Studie zeigt, dass der Erhalt und die breite Verwendung des Bargelds keine Selbstläufer sind“, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Balz. In der repräsentativen Umfrage gaben 93 Prozent der Befragten an, dass sie auch in Zukunft selbst entscheiden möchten, ob sie bar oder unbar bezahlen. Alle Akteure des Bargeldkreislaufs und die Politik müssten handeln, um diesem Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr gerecht zu werden, erklärte Balz.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Warum man dem gegenüber kritisch stehen soll.
    https://www.handelsblatt.com/finanzen/steuern-recht/recht/geldwaesche-warum-eine-kontosperrung-jeden-treffen-kann/100002286.html

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