Bürger müssen Strom sparen: Schwachstellen des Stromnetzes enthüllt

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Trotz aller Bemühungen der Netzbetreiber, die Infrastruktur an die neuen Anforderungen anzupassen, zeigen sich Brennpunkte im deutschen Stromnetz. Netzbetreiber fordern nun eine konkrete Strategie der Regierung, die hilft, die Schwachstellen innerhalb der Verteilernetze auszugleichen.
Bürger müssen Strom sparen - Schwachstellen des Stromnetz enthüllt
Bürger müssen Strom sparen - Schwachstellen des Stromnetz enthülltBildquelle: Foto von Robert Thiemann auf Unsplash

In Süddeutschland wird der Strom knapp, während der Norden durch Sturmwinde völlig überlastet wird. Dieses Problem zeigt deutlich, unter welchen Schwachstellen des Stromnetzes in Deutschland leidet. Während einerseits Bürger Strom sparen müssen, kann die Überproduktion an anderen Stellen nicht kompensiert werden. Eine vernünftige und umsetzbare Kraftwerksstrategie muss endlich ausgearbeitet werden, um Missstände im Netz zu beseitigen. Das fordert Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW.

Bürger müssen Strom sparen: Ist das Netz am Ende seiner Kapazitäten?

Am Montag, den 15. Januar 2024, gab es keine erfreulichen Nachrichten zahlreiche Deutsche. Baden-Württembergs Bürger müssen Strom sparen, so heißt es seitens des Übertragungsnetzbetreibers Transnet BW. In der Zeit von 6 bis 14 Uhr mussten die Bewohner des Bundeslandes Strom einsparen. Eine hohe Windeinspeisung im Norden durch die Stürme in Norddeutschland hatte zu einer starken Auslastung der Stromleitungen geführt. Die Transportkapazitäten der Leitungen von Norddeutschland in den Südwesten waren somit überlastet. Der Ausbau von weiteren Stromleitungen ging in den vergangenen Jahren viel zu schleppend voran. Erst im vergangenen Jahr nahmen die Ausbaubemühungen für das Netz deutschlandweit erneut Fahrt auf.

Die Situation sorgte dafür, dass ein aufwendiger Redispatch in Baden-Württemberg erforderlich war. Bei einem sogenannten Redispatch handelt es sich um das Hoch- oder Herunterfahren von Kraftwerken, um das Netz damit stabil zu halten. Durch die Anpassung der Einspeisung des Stroms aus verschiedenen Kraftwerken kann die Netzstabilität gewahrt bleiben – der Vorgang selbst verursacht jedoch erhebliche Kosten. Jedes Jahr verschlingt der Redispatch in Deutschland Milliardenbeträge. Um häufige Anpassungen der Einspeisung zu vermeiden, braucht Deutschland eine Kraftwerksstrategie, so Transnet BW. Doch ausgerechnet die Kraftwerksstrategie des Grünen-Politikers Robert Habeck, die zur Lösung des Problems betragen könnte, verzögert sich zunehmend. Die Haushaltskrise behindert die Ausarbeitung der Kraftwerksstrategie erheblich, dank Verschärfung der finanziellen Engpässe durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt und zum Klima- und Transformationsfonds (KTF).

Finanzierung für viele Projekte nicht mehr gesichert

Viele finanzintensive Projekte stehen durch das Urteil infrage, allen voran die staatlich geplante Förderung von Gaskraftwerken. Das Wirtschaftsministerium betonte zwar, dass man weiterhin intensiv an der Strategie arbeite, jedoch erschwert die kosteneffiziente Ausgestaltung die Planung. Ein konkretes Datum, wann die neue Strategie fertiggestellt wird, gibt es bisher nicht. Kritik erhält das Wirtschaftsministerium dabei von vielen Seiten, sowohl von Koalitionspartnern als auch von der Opposition, die auf der Dringlichkeit der Strategie beharren. Ohne Zweifel ist die Sicherung der Energieversorgung in Deutschland ein dringendes Anliegen. Die notwendigen Redispatch-Maßnahmen unterstreichen deutlich, dass sich für Deutschlands Stromnetz vieles ändern muss. Eine Kraftwerksstrategie ist gewiss ein wichtiger Bestandteil der Erneuerungen – sämtliche Schwierigkeiten in der Energieversorgung, können damit jedoch nicht aufgelöst werden.

Das deutsche Stromnetz stellt Netzbetreiber vor eine Vielzahl von Herausforderungen, deren Probleme viel tiefer reichen. Viele der bestehenden Stromleitungen basieren auf der alten Infrastruktur, in der in Deutschland im gesamten Bundesgebiet verteilte Kohle- und Kernkraftwerke den Hauptanteil des Stroms lieferten. Heutzutage konzentriert sich die Stromerzeugung jedoch vorrangig auf Norddeutschland. Dadurch sind die südwestlichen Gebiete Deutschlands stärker abhängig von den Windparks, die Strom im Norden Deutschlands erzeugen. Der Ausbau der Leitungen vom Norden gen Süden Deutschlands fand jedoch nicht im gleichen Maße statt wie die Umstrukturierung der Energiegewinnung innerhalb Deutschlands. Die dringend benötigten Nord-Süd-Verbindungen, häufig auch Stromautobahnen genannt, fehlen im deutschen Netz.

Dabei wären gerade sie dringend notwendig, um den Energiefluss für die Stromversorgung effizient zu gestalten. Um dieses Dilemma zu lösen, reicht ein einseitiger Lösungsansatz nicht aus. Zum einen muss die Kraftwerksstrategie die notwendigen Backup-Energiequellen bereitstellen. Zum anderen benötigt man jedoch einen Ausbau der Leitungsinfrastruktur. Letztere ist zwar bereits in Arbeit, die Umsetzung müsste jedoch wesentlich schneller erfolgen. Nur so kann Deutschland in Zukunft eine stabile und effiziente Energieversorgung gewährleisten. Sollte der Ausbau der Netze sich nicht beschleunigen, dürften solche Stromspar-Ansagen wie jene in Baden-Württemberg noch häufiger erfolgen.

Mitreden

2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Karsten Frei

    Warum soll ich noch mal den Strom sparen?
    Ein paar E-Autos und Wärmepumpen weniger und 1000 Haushalte haben genug Strom fürs ganzes Jahr.

    Ich sehe für mich kein Grund zu sparen.

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  2. Nutzerbild Gerd

    Deutschland verschenkt Strom ans Ausland und wir müssen Zahlen. Dazu kommt das Vattenfall ua. Atomwerke stilllegt und rückbaut, was der deutsche Steuerzahler auch zahlen muss, eine Frechheit am Volk. Ich hoffe das wir bei den nächsten Wahlen das Kaspertheater, was uns jetzt vertritt, auf den Mond schickt.

    Antwort

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