Wir sind abhängig vom Strom. Ob lebenserhaltende Maschinen im Krankenhaus oder die Wasserversorgung, ob Internet oder Handyempfang: Ein Blackout hätte weitreichenden Folgen. Auch Geldautomaten würden dann nicht mehr funktionieren und die Bezahlung per EC-Karte wäre nicht mehr möglich. Doch wie weit würde man kommen, wenn man sich vorher mit Bargeld eindeckt? Der plötzliche Wintereinbruch 2005 im Münsterland gab einen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn es zu einem Blackout kommt.
Kein Handyempfang, kein Geld: Das passiert bei einem Blackout
Die Schäden und die erforderlichen Reparaturen, die der Wintereinbruch im Jahr 2005 mit sich brachte, hatten zur Folge, dass der Strom im Münsterland mehrere Tage ausfiel. Die Bürger erlebten damit hautnah, welche Auswirkungen es haben kann, wenn Versorgungsgüter wie Strom, Telefondienstleistungen, Trinkwasser oder öffentlicher Personennahverkehr ausfallen. Ein Blackout könnte nicht nur einen Teil Deutschlands betreffen, sondern das gesamte Land. Und wenig später infolge einer Kettenreaktion sogar ganz Europa treffen.
Kommt es zu einem solchen längeren Stromausfall, fallen schlagartig alle strombetriebenen Anlagen und Geräte aus, die nicht an Notstromanlagen angeschlossen oder batteriebetrieben sind. Es kann passieren, dass Stadtbahnen und Züge auf freier Strecke stehen bleiben. Dadurch dass Kassen und Türen in Supermärkten nicht mehr funktionieren, könnte man auch nicht mehr einkaufen, erklärt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Selbst wer Bargeld hat, würde somit vor verschlossenen Türen stehen. Wer dann trotzdem noch an Bargeld kommen will, kommt nicht mehr dran, da Geldautomaten ihren Dienst eingestellt haben.
Zu Hause ohne Licht, Heizung und Internet
Wer keine eigene Photovoltaik-Anlage inklusive Speicher im inselfähigen Zustand oder einen Stromerzeuger und ausreichend Benzin oder Diesel zu Hause hat, sitzt im Dunkeln. Übrigens: So viel Sprit darf man zu Hause horten. Das heißt: Fernsehen, Radio und Router funktionieren nicht mehr. Ebenso gibt der Kühlschrank seinen Geist auf und die darin enthaltenen Lebensmittel verderben schnell. An Informationen heranzukommen, wird nahezu unmöglich. Ein batteriebetriebenes Radio ist empfehlenswert, da davon auszugehen ist, dass das Handynetz ebenfalls kollabiert. Selbst wenn man noch Akkureserven hat, wird man weder telefonieren noch Nachrichten im Internet abrufen können. Mobilfunknetze sind zum Teil nicht notstromversorgt, weshalb ein Blackout das sofortige Ende für die Informationsbeschaffung bedeutet. Selbst wenn ein Mobilfunknetz noch mit Notstrom weiterbetrieben werden kann, zeigt die Erfahrung, dass es bei außergewöhnlichen Ereignissen schnell überlastet ist.
-> Anker: Neue Mega-Batterie gegen Blackouts
Es bleibt im Blackout-Fall aber nicht nur dunkel, sondern auch kalt. Denn man benötigt Strom, um das Wasser zu erwärmen, das durch die Heizkörper fließt. Zudem dauert es nicht lange und aus der Leitung kommt kein Wasser mehr, erklärt das BBK.
Eine Woche nach dem Blackout droht der Super-GAU
Dauert ein Blackout und der damit verbundene Stromausfall länger als ein paar Tage an, werden auch Stromgeneratoren, die mit Benzin und Diesel laufen, ihre Arbeit einstellen. Da an Tankstellen kein Tropfen Sprit mehr fließt, wird auch der Autoverkehr zum Stillstand kommen. Krankenhäuser geraten in Not, da möglicherweise lebensnotwendig Maschinen wie etwa Beatmungsgeräte nicht mehr betrieben werden können. Damit beginnen ernsthafte hygienische Probleme. Da die Müll- und Wasserentsorgung nicht mehr gewährleistet ist, besteht nach Angaben des Gemeinschaftsprojekts von WDR, SWR und ARD Planet Wissen auch Seuchengefahr. Die Zahl der Todesopfer werde ebenso steigen, wie die Anzahl von Überfällen und Einbrüchen.
Eine Woche nach dem Blackout könnten darüber hinaus die letzten Notstromversorgungen in den Rechenzentren zusammenbrechen. Die Folge: Reaktoren können nicht mehr ausreichend gekühlt werden und es droht in den verbleibenden Atomkraftwerken in Deutschland die Kernschmelze und damit auch der Super-GAU, so die Experten.
Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?
Fiete Wulff, Pressesprecher bei der deutschen Bundesnetzagentur, sieht Deutschland keiner nahenden Blackout-Gefahr ausgesetzt. „Ein Blackout, also ein langanhaltender und großflächiger Stromausfall, ist äußerst unwahrscheinlich. Auch stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem sind sehr unwahrscheinlich“, sagt Wulff. „Wir haben in Deutschland eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit.“
Das Stromversorgungssystem sei mehrfach redundant ausgelegt und verfüge über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen völligen Zusammenbruch verhindern würden, so Wulff. Und selbst wenn Teile des Netzes ausfallen würden, gibt es – so Wulff – immer noch die Möglichkeit, diese zu isolieren, um Kettenreaktionen zu vermeiden. „Wir sind auf Worst-Case-Szenarien vorbereitet“, sagte Wulff bereits Ende des vergangenen Jahres. Dennoch plant die Europäische Union im Fall eines Blackouts für zwei verschiedene Szenarien.