Batterien für E-Autos: Hat Europa den Anschluss verloren?

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Chinesische Unternehmen dominieren die gesamte Lieferkette von Batterien für die E-Mobilität. Das beginnt schon bei den Rohstoffen. Eine Studie zeigt nun, wie sehr europäische Unternehmen von chinesischen Zulieferern sind.
Die Batterie eines VW ID.Buzz

Die Batterie eines VW ID.Buzz

Während europäische Autohersteller die Entwicklung von batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeugen eher zögerlich in Angriff genommen haben, nutzten chinesische Hersteller die sich ihnen bietende Chance. Und das nicht nur mit Blick auf die Autos selbst. Auch bei den Batterien haben sie die Konkurrenz aus Europa und den USA abgehängt, wie eine Studie der Universität Münster und der Fraunhofer-Einrichtung Fertigungsforschung Batteriezellen (FFB) zeigt. Chinesische Unternehmen kontrollieren demnach insbesondere bei Lithium-Ionen-Akkus die gesamte Wertschöpfungskette, angefangen bei der Gewinnung der Rohstoffe bis hin zur Fertigung der Auto-Akkus.

Bei Lithium ist Europa schlecht aufgestellt

Schon nur beim Zugriff auf Lithium erkennen die Forscher eine enorme Abhängigkeit Europas. Der Abbau findet zwar größtenteils in Australien und Chile statt, 74 Prozent des weltweit verfügbaren Rohstoffs stammen aus diesen beiden Ländern. Allerdings haben sich chinesische Unternehmen wie Tianqi Lithium oder Albemarle aus den USA 29 und 26 Prozent der Produktion gesichert. Europäer besitzen keine nennenswerten Anteile. 

Und auch auf dem Kontinent selbst hält sich die Lithium-Produktion in Grenzen, obwohl es größere Vorkommen gibt. Tatsächlich beschränkt sich der Abbau demnach bisher auf das Baroso-Lithium-Projekt in Portugal. Es liefert jedoch nur einen Anteil von 0,4 Prozent an der weltweiten Produktion. 

Weniger Abhängigkeit bei Kobalt, Mangan und Nickel

Auch bei anderen für die E-Mobilität wichtigen Metallen haben sich chinesische Konzerne große Anteile gesichert. Hier spielen europäische Produzenten zumindest teilweise eine größere Rolle, wie die Untersuchung mit Blick auf Kobalt, Mangan und Nickel zeigt. Das gilt insbesondere beim Abbau von Kobalt, das zu 68 Prozent aus Minen in der Demokratischen Republik Kongo stammt. Diese stehen allerdings wegen menschenunwürdiger Arbeitsbedingungen zwar immer wieder in der Kritik. Doch jeweils 47 Prozent der dort produzierten Mengen gehen in die Volksrepublik bzw. nach Europa. Beim Abbau von Mangan sind dagegen australische Produzenten führend, die sich mit der Übernahme von Minen in Südafrika den Zugriff auf ein Viertel der weltweiten Reserven gesichert haben. Hier folgen europäische Konzerne, nach Südafrika, an dritter Stelle ein. 

Bei Nickel haben sich chinesische Unternehmen einen großen Teil der Vorkommen gesichert, die in Indonesien abgebaut werden. Allerdings gelten diese als nahezu erschöpft. Gefördert wird vor allem Gestein mit einem geringen Erzanteil, der in chemisch bedenklichen Verfahren herausgelöst werden muss. Zudem zogen BASF und Eramet aus Frankreich aus Nickel- und Kupferraffinerien in Indonesien zurück. Die damit verbundene Mine wurde zur Bedrohung für ein isoliert lebendes indigenes Volk, wie die Deutsche Welle berichtet.

Wissenschaftler fordern mehr Kreislaufwirtschaft

Im Aufbau und der Stärkung eigener Batterielieferketten sehen die Autoren der Studie nicht nur eine wichtige Maßnahme, um technologisch den Anschluss nicht zu verlieren. Gerade seltene Rohstoffe werden in den immer weiter eskalierenden Handelsstreitigkeiten gern auch als Waffe eingesetzt. So hat China etwa den Export von seltenen Erden an die USA untersagt.

Neben dem Abschluss weiterer strategischer Rohstoffpartnerschaften wird ein Zubau von Raffinerien für die weitere Veredelung der Ausgangsstoffe gefordert. Damit könnten zumindest Teile der Wertschöpfungskette aus China zurückgeholt und die Abhängigkeit von den Lieferungen dortiger Produzenten begrenzt werden. Zudem soll der Kreislaufwirtschaft, also die Rückgewinnung von Rohstoffen, ein größerer Stellenwert zugemessen werden.

1 Kommentar

  1. Karsten Frei
    Es kommt bei der Sache noch dicker. Die Chinesen antworten auf EU Zolle mit eigenen Sanktionen. https://www.heise.de/news/Handelskrieg-China-will-weitere-Exportbeschraenkungen-fuer-Batterien-einfuehren-10225364.html
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