Steht das Bargeld vor dem Aus? Können wir bald im Supermarkt und beim Brötchenholen nur noch digital mit EC-Karte oder Smartphone bezahlen? In der Politik ist Bargeld längst ein Thema. Des Deutschen liebstes Zahlungsmittel steht in der Kritik. Es führe zu Geldwäsche, die sich laut Europäischem Rechnungshof auf mehrere Hundert Milliarden Euro pro Jahr summiert. Und jetzt schaltet sich auch die Bundesbank ein und bittet das Finanzministerium um Hilfe.
Bargeld: Das schleichende Aus?
Rund 100 Euro Bargeld haben die Deutschen durchschnittlich in ihrem Portemonnaie. Männer in der Regel etwas mehr als Frauen und Menschen über 65 im Schnitt 80 Euro mehr als unter 30-Jährige. Doch selbst die haben meist über 50 Euro dabei. So beliebt wie Scheine sind, so unbeliebt aber sind kleine Münzen. Erste EU-Länder haben bereits damit begonnen, Summen beim Einkaufen auf- oder abzurunden. Das sorgt dafür, dass 1- und 2-Cent-Münzen nicht mehr benötigt werden. Und nun bittet das Bargeldforum der Bundesbank jetzt das Finanzministerium, so etwas auch hierzulande voranzutreiben.
Das von der Bundesbank initiierte „Nationale Bargeldforum“ schlägt vor, dass in Zukunft auch in Deutschland bei Zahlungen mit Bargeld auf die nächsten fünf Eurocent auf- oder abgerundet werden soll. „Die Rundungsregeln sollten in Europa möglichst einheitlich sein“, heißt es in einer von der Bundesbank veröffentlichten Mitteilung. Würde eine solche Regelung für Deutschland kommen, hieße das in der Praxis: Bei Barzahlung von 4,99 Euro etwa würden 5 Euro fällig, statt 1,02 Euro müsste man nur 1 Euro zahlen.
Das sind die Gründe
„Insgesamt sind die ökonomischen und ökologischen Kosten für Herstellung, Verpackung und Transport der Ein- und Zwei-Cent-Münzen im Verhältnis zu ihrem Nennwert hoch“, begründete Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz den Vorstoß. Was er sich vom Aus verspricht? „Wenn wir auf den Umlauf von Ein- und Zwei-Cent-Münzen verzichteten, würde Bargeld für die Nutzerinnen und Nutzer attraktiver“, ist sich Balz sicher.
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Wer etwa in Finnland mit Bargeld bezahlt, muss per Gesetz davon ausgehen, dass auf den nächstgelegenen Fünf-Cent-Betrag gerundet wird. Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden zwar nicht in Umlauf gebracht, sind aber weiterhin ein gesetzliches Zahlungsmittel. Ähnliche Regelungen gibt es in den Niederlanden, in der Slowakei, in Irland, Italien, Belgien und Estland.
Die Vorteile von Bargeld
Bargeld ermöglicht als einziges Zahlungsmittel die wirtschaftliche Teilhabe aller Bürger, unabhängig davon, ob sie ein Bankkonto besitzen oder nicht. Dazu zählen auch Kinder, für die Bargeld meist der erste und zeitweise auch einzige Weg ist, am Wirtschaftsleben teilzunehmen und den Umgang mit Geld zu erlernen. Zudem wahrt Bargeld die Privatsphäre seiner Nutzer.
Eine Umfrage der Verbraucherzentrale zeigt, warum Menschen hierzulande weiterhin am liebsten mit Bargeld bezahlen wollen. Als häufigste Gründe fürs Bezahlen mit Bargeld gaben Befragte an: Kontrolle über die Ausgaben (35 Prozent), die persönliche Freiheit über die Bezahlform (17 Prozent), Datenschutz (13 Prozent), Gewohnheit (13 Prozent) und eine grundsätzliche Befürwortung des Bargelds als Zahlungsmittel (13 Prozent).