Bus und Bahn fahren zum attraktiven Pauschalpreis. Österreich macht vor, wovon man in Deutschland nur träumen kann. Ab sofort steht in der Alpenrepublik nämlich ein sogenanntes Klimaticket zur Verfügung. Es gilt in ganz Österreich sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr und soll in den kommenden Wochen um regionale (etwas preiswertere) Alternativen ergänzt werden. Überzeugend ist in diesem Zusammenhang aber nicht nur der Umweltaspekt, der Pendlern den Umstieg vom Auto auf die Bahn schmackhaft machen soll, sondern vor allem auch der (subventionierte) Preis.
Bus und Bahn fahren in ganz Österreich – für unter 100 Euro im Monat
Denn wer sich für das Klimaticket entscheidet, erhält sozusagen einen Fahrschein, um österreichweit ein ganzes Jahr lang alle Busse und Bahnen im Linienverkehr nutzen zu können. Nur touristische Angebote wie die Waldviertelbahn, die Wachaubahn, die Schneebergbahn und vergleichbare Angebote sind von der Jahrespauschale ausgenommen. Ziel Österreichs ist es, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Denn öffentlicher Verkehr sei die klimaschonende Alternative zum motorisierten Individualverkehr, heißt es von den Ticket-Anbietern.
Dafür werden regulär 1.095 Euro im Jahr fällig – also umgerechnet 91,25 Euro pro Monat. Zu einem Aufpreis von 110 Euro reisen mit dem Karteninhaber bis zu vier Kinder im Alter zwischen 6 und 15 Jahren kostenlos mit. Jugendliche und Senioren sowie Menschen mit Behinderung (mindestens 70 Prozent) erhalten das Klimaticket zu einem reduzierten Preis. Sie müssen nur 821 Euro im Jahr bezahlen – umgerechnet also 68,42 Euro pro Monat.
Wer schnell ist, bekommt das Klimaticket in Österreich für die Nutzung in allen neun Bundesländern bei einer Bestellung bis zum 31. Oktober 2021 sogar für 949 (Classic) respektive 699 Euro (Jugend / Senior / Spezial). Gültig ist es grundsätzlich in der 2. Klasse, bei den ÖBB ist aber auch ein 1. Klasse Upgrade erhältlich.
Laut Medienberichten aus unserem Nachbarland wurden bereits 70.000 Klimatickets verkauft. Eine Zahl, die verdeutlicht, wie sehr eine hohe Nachfrage von einem günstigen Preis getrieben werden kann. Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass das Klimaticket in Österreich von der örtlichen Bundesregierung subventioniert wird. Experten befürchten deswegen, dass an anderer Stelle Geld fehlen könnte. Etwa beim Infrastruktur-Ausbau, der für eine Stärkung des Bahnverkehrs mindestens genauso wichtig wäre.
Die Bahn-Flatrate in Deutschland ist sehr viel teurer
In Deutschland ist das Zugfahren zum Flatrate-Preis deutlich teurer. Neben regionalen Angeboten der örtlichen Verkehrsverbünde gibt es von der Deutschen Bahn die BahnCard 100 zu kaufen. Mit dieser kleinen Plastikkarte im Scheckkartenformat ist es möglich, auf nahezu allen Nah- und Fernverkehrsstrecken zum Pauschalpreis unterwegs zu sein. In vielen Großstädten gilt die BahnCard darüber hinaus auch im Nahverkehr – häufig aber nur in einer gewissen Zone rund um den örtlichen Hauptbahnhof.
Und all das kostet richtig viel Geld. Denn die BahnCard 100 kostet ab Mitte Dezember 2021 nach einer dann von der Deutschen Bahn beschlossenen Preiserhöhung für den Fernverkehr satte 4.144 Euro für ein Jahr in der 2. Klasse (rund 345 Euro monatlich) und 7.010 Euro (584 Euro / Monat) in der 1. Klasse. Im Abo mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit liegen die Preise sogar noch höher. Das kann und will sich natürlich nicht jeder leisten.
Klimaticket für Deutschland?
Ob es in Deutschland in naher Zukunft ein ähnliches Angebot wie in Österreich geben könnte? Darüber dürften in den kommenden Monaten sicherlich primär jene Parteien sprechen, die in Deutschland an der kommenden Bundesregierung beteiligt sein werden. Nach aktuellem Stand der Dinge sind das neben der SPD auch die Grünen und die FDP. Die Bahn zu stärken, haben sich alle drei Parteien mal in größerer, mal in kleinerer Ausprägung auf die Fahnen geschrieben.
Wie weit sie am Ende gehen werden, bleibt abzuwarten. Zu berücksichtigen wäre in jedem Fall, dass Deutschland natürlich in der Fläche um einiges größer ist als Österreich. Das dürfte sich auch auf den Preis auswirken. So oder so: Den Bahnverkehr zu stärken und vor allem preislich attraktiver zu machen, hatten jüngst auch namhafte Umweltverbände gefordert. Sie plädieren zudem für eine Abschaffung von Kurzstreckenflügen. Ziele von bis zu 1.500 Kilometern Entfernung sollten in Zukunft primär mit dem Zug angesteuert werden.