Im November 2020 präsentierte Apple die drei ersten Geräte mit seinem M1-Prozessor. Dieser neue Chip setzt auf Apples langjährige Erfahrungen, die das Unternehmen unter anderem mit iPhone und iPad sammeln konnte. Trotz Emulation konnten die neuen Geräte in vielen Tests überzeugen. Der neue Chip im MacBook Air, MacBook Pro 13″ oder Mac mini ist dabei nur der Anfang dessen, was viele Beobachter für die Zukunft von Apples eigenen Lösungen erwarten.
Rund drei Monate nach Apples Ankündigung wehrt Intel sich nun mit der Veröffentlichung eigener Benchmarks. Die Präsentation inklusive der Testergebnisse und anderer Vergleiche wurde unter anderem von Toms Hardware veröffentlicht. Die Benchmarks stammen dabei unter anderem aus den Bereichen Produktivität, Content Creation und Gaming.
Benchmarks: Handgepickte Tests lassen Intel gut aussehen
Als Grundlage für die ersten Benchmarks nutzte Intel ein System mit Core i7-1185G7 und 16 GB RAM, welches gegen ein MacBook Pro mit M1-Chip und ebenfalls 16 GB RAM antreten musste. Toms Hardware merkt an, dass dieser Chip bislang nur selten zum Einsatz kommt. Den Kollegen ist nur ein System – das MSI Prestige 14 Evo – bekannt, in dem dieser Prozessor zu finden ist. Die meisten Hersteller setzen auf den Core i7-1165G7.
Laut Intel ist das eigene System in Tests mit Chrome insgesamt mehr als 30 Prozent schneller. Bei den Benchmarks von Office 365 ist das Intel-System rund doppelt so schnell – in einzelnen Fällen sogar deutlich mehr.
Noch deutlicher sind die Unterschiede bei einigen Tests, die auf künstliche Intelligenz setzen. Konkret zeigte sich laut Intel eine sechsmal höhere Leistung bei den Werkzeugen von Topaz Labs. Derartige Tools setzen häufig auf spezielle Optimierungen in den Chips. Apple bietet Lösungen für solche Hardwarebeschleunigungen auch im M1-Chip an, sie müssen aber eben von der Software genutzt werden.
Der Vergleich bei Spielen zeigt zunächst ein abwechslungsreiches Bild. Der Schlagabtausch zwischen Intel und Apple ist hier in einigen Bereichen deutlich enger. In der zweiten Hälfte dieser Tests zeigt sich der Chip-Gigant jedoch spöttisch und erwähnt Spiele, die erst gar nicht auf Macs laufen und listet diese mit 0 Bildern pro Sekunde auf. Toms Hardware merkt hier an, dass man sich fragt, wie viele Nutzer überhaupt Microsofts Flight Simulator 2020 oder Crysis Remastered auf einem Notebook mit integrierter Grafik spielen. Es ist kein Geheimnis, dass Windows-PCs eine größere Auswahl an Spielen besitzen; Macs sind hingegen nicht als Gaming-Geräte bekannt.
Akkulaufzeit unter der Lupe: Intel wechselt Hardware
Für portable Geräte spielt die Akkulaufzeit eine sehr große Rolle. Hier wechselte Intel die getesteten Systeme. So kam nun ein Notebook mit Core i7-1165G7 zum Einsatz. Gleichzeitig wurde auf Apple-Seite das MacBook Pro durch ein MacBook Air mit M1-Chip ersetzt, welches einen kleineren Akku besitzt als das Pro-Modell.
In den Tests mit Netflix bei einer Helligkeit von 250 nits konnte der Mac das Intel-System dennoch um sechs Minuten schlagen. Insgesamt lief das MacBook Air für 10 Stunden und 12 Minuten. Die Laufzeiten der anderen Testsysteme lässt Intel unter den Tisch fallen.
Ein weiterer Teil der Präsentation waren Tests, die Nutzungsbedingungen aus dem „echten Leben“ darstellen sollen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Einsatzzwecke wie Zoom, Office-Apps oder Produktivitäts-Tools wie Slack. Insgesamt umfasst dieser Test 25 Aufgaben. Für diese Tests änderte Intel abermals die Hardware, wie im Kleingedruckten am Ende der Präsentation zu lesen ist. Es kam nun ein MacBook Pro mit nur 8 anstelle von zuvor 16 GB RAM zum Einsatz.
Intel schreibt, dass das MacBook acht dieser Aufgaben nicht bestanden hat. Dazu gehört etwa das Starten einer Videokonferenz in Zoom oder das Wechseln zu einem Kalender in Outlook. Was genau hier das Problem war, sagt Intel nicht. Toms Hardware merkt ebenfalls an, dass „diese simplen Schritte auf praktisch jedem aktuellen Prozessor tadellos funktionieren“; die Auswahl sei „ungewöhnlich“.
Intels Kritik an Apples Hardware-Features
Intel kritisiert Apple des Weiteren aber nicht nur in Form der Benchmarks. Auf einer weiteren Seite der Präsentation weist man etwa darauf hin, dass Apple keine Macs mit Touchscreen im Angebot hat. Ein Intel-PC bietet laut dem Unternehmen eine bessere Wahl an Features.
Gleichzeitig wird in Intels Übersicht aber nur das MacBook Pro zum Preis von 1.699 US-Dollar gezeigt. Das MacBook Air, welches mit M1-Chip, 8 GB und 256 GB SSD bei 999 US-Dollar beginnt, fehlt jedoch, obwohl es zum Beispiel eine höhere Auflösung bietet als das aufgelistete Dell XPS 13 für rund 1.500 US-Dollar.
Ein weiterer Kritikpunkt von Intel ist die Limitierung der portablen M1-Macs auf nur ein externes Display. Dies ist insbesondere für professionelle Nutzer in der Tat ein wichtiger Punkt. Es gibt aber auch hier Berichte, dass es einigen Nutzern bereits gelungen ist, diese Limitierung zu umschiffen.
Insgesamt hinterlässt Intels Präsentation einen faden Beigeschmack. Das Unternehmen hat recht, dass Apple in vielen Aspekten noch Verbesserungen liefern muss. Die aktuell verfügbaren Macs mit M1 sind aber, wie bereits eingangs erwähnt, nur der erste Schritt und können für einige Nutzer problematisch sein. Dies betrifft beispielsweise professionelle Nutzer, die auf Boot Camp oder bestimmte Hardware angewiesen sind. Gleichzeitig ist es jedoch kein Geheimnis, dass sich der Mac nicht an Spieler richtet.
Auf der anderen Seite fragt man sich, warum Intel die Hardware bei seinen Vergleichstests gleich mehrfach gewechselt hat. Für normale Nutzer, die sich unterwegs etwa durch Netflix unterhalten lassen wollen, klassische Büro-Anwendungen nutzen oder gelegentlich auch mal ein Video schneiden, bieten die neuen M1-Macs jedoch schon heute einen deutlichen Fortschritt.
Die vollständige Präsentation von Intel findest du bei den Kollegen von Toms Hardware.