Schon im März begann Vodafone, medienwirksam Druck auf Mieterinnen und Mieter auszuüben. Damals nannte man die ersten Städte und Straßen, in denen bisherige Rahmenverträge zwischen Vermietern und Vodafone ausgelaufen waren und Anschlüsse abgeschaltet wurden. Hintergrund ist eine gesetzliche Änderung zur Umlagefähigkeit von Kabelanschlüssen, wie es formell heißt. Das bedeutet: Bisher konnte dein Vermieter einen Rahmenvertrag mit einem Kabelanbieter abschließen, bekam eine große Rechnung (Sammelinkasso) dafür und legte diese auf alle Mieter über die Nebenkostenabrechnung um. Damit ist ab 1. Juli gesetzlich Schluss. In vielen Wohnobjekten sind die Verträge aber schon eher ausgelaufen. Du als TV-Zuschauer musst dich nun um einen eigenen Vertrag kümmern.
Vodafone: Kabel-TV-Deaktivierung durch Techniker vor Ort
Für Vodafone ist das ein großes Problem. Denn die Deaktivierung von Kabelanschlüssen erfolgt vor Ort durch Techniker – beispielsweise an den Hausverteilern im Keller. Dabei muss Vodafone darauf achten, dass man nicht aus Versehen zahlende Kunden abklemmt oder Nutzer erwischt, die einen Internetanschluss über die Leitung nutzen. Außerdem entstehen durch die Arbeit des Technikers nicht unerhebliche Kosten. Ein weiteres Problem: Jeder bisherige Kunde, der keinen direkten Vertrag mit Vodafone mehr abschließt, drückt auf die Bilanz des Unternehmens. Und die war zuletzt alles andere als rosig.
Die Gesetzesänderung ist aber auch ein sehr erklärungsbedürftiges Thema. Viele Mieter sind verunsichert und Vodafone kann nicht jeden Mieter aufgrund des bisherigen indirekten Vertragsverhältnisses erreichen. Deswegen setzt das Unternehmen auf Informations-Kampagnen und Aufklärungsarbeit vor Ort. Dazu gehört auch das Haustürgeschäft. Es gebe hier eine „große Zahl subinformierter Menschen“, sagte Andreas Fuchs, Bereichsleiter Immobilienwirtschaft bei Vodafone in dieser Woche auf der Anga Com.
Hier wurde Kabel-TV abgeschaltet
Das Unternehmen hofft, dass viele Mieter weiter auf den Kabelanschluss und eine TV-Grundversorgung setzen werden. Nach Angaben von Vodafone sind viele Mieter eher „Fernseh-Puristen“, denen ihre gewohnten Programme wichtiger sind als Streaming-Dienste oder Internetfernsehen. Niemand wolle Kabel umstecken, zusätzliche Geräte installieren oder eine zweite Fernbedienung verwenden. Wenn du doch bereit bist, das zu tun: wir haben dir zusammengestellt, wie du alternativ zum Kabelfernsehen künftig TV-Programme empfangen kannst. Auch bei Vodafone hat man ab Ende Mai ein neues Angebot für alle, die doch ihre Kabel umstecken wollen.
Für zahlreiche Orte bzw. Häuser in den Orten hat Vodafone nun Konsequenzen gezogen, und nicht gebuchte Leitungen abgeschaltet. Dabei geht es um:
- Vilshofen im Bereich der Ortenburger Straße, Donaugasse und Peter-Breu-Straße
- Schwerin unter anderem im Bereich der Schlossgartenallee, zum Schulacker und am Lützower Ring
- Oberschleißheim unter anderem im Bereich der Theodor-Heuss-Straße, Ruffinistraße und am Frauenfeld und Wilhelmshof
- Lemgo (Lippe) unter anderem im Bereich der Deppingstraße, Zeißstraße, Bandelstraße und Vogelsang
- Jena unter anderem im Bereich der Buchaer Straße und der Karl-Liebknecht-Straße
- Herrsching unter anderem im Bereich der Lessingstraße, Seestraße und Schönbichlstraße
- Greifswald unter anderem im Bereich der Hans-Beimler-Straße, Hunnenstraße, Wiecker Wende und Ernsthofer Wende
- Fellbach unter anderem im Bereich der Friedrichstraße, Salierstraße und Stuttgarter Straße
- Eschweiler unter anderem im Bereich der Kopfstraße, Hehlrather Straße und der Heibachstraße
- Bad Soden unter anderem im Bereich der Mozartstraße, Robert-Stolz-Straße, Brahmsstraße
Vodafone hat auf der Anga Com in Köln zudem sehr nachdrücklich deutlich gemacht, dass es auch während der Fußball-EM in Deutschland zu Abschaltungen kommen werde. Das ist insbesondere mit Blick darauf, dass die meisten Verträge zum 1. Juli enden und die EM dann in vollem Gange ist, kein unkritisches Thema. Allerdings dürfte es eine Weile dauern, bis Vodafone tatsächlich alle nicht gebuchten Kabelleitungen abgeklemmt hat. Bei RTL sorgt man sich indes um die eigene Reichweite. Es gehe immerhin um ein Drittel der gesamten TV-Zuschauer und man hoffe, dass Vodafone diese Abschaltungen mit Bedacht vornimmt.