ICQ, 1996 von der israelischen Firma Mirabilis gestartet, wurde in den 1990er Jahren zu einem der wichtigsten Kommunikationsmittel. 1996 steckte das Internet noch in den Kinderschuhen. SMS waren teuer, Handys ohnehin noch nicht so weit verbreitet wie heute und E-Mails zu umständlich für kurze Nachrichten. Da kam ICQ wie gerufen. Denn mit dem Messenger konnte man jederzeit Bilder und Texte verschicken, die der Empfänger bei seiner nächsten Online-Session erhielt. Zu dieser Zeit wählte man sich oft nur minuten- oder stundenweise per Modem oder ISDN ins Internet ein, DSL war noch unbedeutend. Bekannt wurde ICQ auch durch den charakteristischen Jingle, den das Programm abspielte, wenn eine Nachricht eintraf. Mit einem Blinken und einem „uhoh“-Sound machte es den Nutzer darauf aufmerksam, dass eine neue Nachricht eingegangen war.
ICQ wirkt heute wie aus einer anderen Zeit
Kurz nach dem Start von ICQ kaufte AOL den Dienst, seit mehr als 15 Jahren wird er von russischen Firmen betrieben. Vor einem Monat aber verkündet der russische Betreiber, der auch den Facebook-Klon VK betreibt, auf der ICQ-Webseite das Aus. Eine Begründung gibt es nicht, man verweist als Alternative auf den VK Messenger. Dieser hat in Deutschland aber so viel Bedeutung, wie ICQ ihn in der Praxis noch hat: so gut wie keine. Eine Möglichkeit, deine Daten zu retten und Chats runterzuladen gibt es nicht. Damit geht für viele auch ein Stück Geschichte verloren.
Das Aus ist aber nur konsequent. Denn mit dem Aufkommen anderer Plattformen und Smartphone-Apps wie WhatsApp nahm die Bedeutung von ICQ in Deutschland immer mehr ab. Wer heute noch ICQ nutzt, dürfte das eher aus nostalgischen Gründen tun. Die Funktionsweise des Dienstes wurde jedenfalls seit Jahren nicht mehr erweitert, Apps für die Nutzung auf dem Smartphone verschwanden aus dem App-Store. Der Dienst hat schlichtweg den Anschluss an die Zeit verloren. Insofern dürfte die Zahl jener Nutzer, die das „uh oh“ am 26. Juni vermissen werden, überschaubar sein.
Einen Vorteil hatte ICQ: Der Messenger war komplett anonym nutzbar, während viele andere Dienste eine Kopplung an deine Telefonnummer erfordern. Solltest du hier – aus welchem Grund auch immer – eine Alternative suchen, könnte diese Threema heißen. Weitere Messenger-Alternativen findest du in unserem Ratgeber.