Die Atomkraft hat in Deutschland einen schweren Stand. Bereits seit den 1970er Jahren formierten sich Proteste gegen die Kernenergie. Nach einem GAU eines Atomkraftwerks im japanischen Fukushima im Jahr 2011 beschloss die Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel das Ende der Technologie in Deutschland. Die letzten drei der Atom-Meiler wurden aufgrund des Ukraine-Kriegs und der daraus resultierenden Energiekrise nach einer dreimonatigen Verlängerung im April 2023 abgeschaltet. Seither wird in den Parteien ein Wiedereinstieg in die umstrittene Technologie diskutiert. Und nicht nur das. Indirekt unterstützt der Staat sogar die Weiterentwicklung von Atomkraftwerken.
Uniper investiert in Mini-Atomkraftwerk
Der Energieversorger Uniper, der zu 99,12 Prozent dem deutschen Staat gehört, hat angekündigt, in Schweden in die Forschung für neue nukleare Kraftwerkstypen zu investieren. Dazu wurde ein Jointventure mit dem schwedischen Entwickler Blykalla eingegangen, an dem Uniper 50 Prozent der Anteile hält. Das neue Kernkraftwerk soll auf dem Gelände des bestehenden Meilers im schwedischen Oskarshamn entstehen, das bereits von dem deutschen Energieversorger betrieben wird. Wie Bloomberg berichtet, handelt es sich dabei allerdings zunächst nur um einen Test-Reaktor. Dieser soll als Basis für eine neue Generation von Mini-Atomkraftwerken dienen, die auch als Small Modular Reactors (SMR) bezeichnet werden.
Mit dem geplanten Reaktor, der mit einer Flüssigkeitskühlung arbeiten soll, sollen verschiedene Prozesse untersucht werden, dazu zählen auch Sicherheitsaspekte. Energie produzieren soll das Kraftwerk allerdings nicht. Dementsprechend benötigt man auch kein spaltbares Material. Erst in einem weiteren Schritt soll ein erstes Kernkraftwerk entwickelt werden, das für eine Kapazität von 70 MW ausgelegt sein soll. In einem weiteren Schritt soll es dann eine Version mit 140 MW geben. Für den Bau der Test-Plattform, die vom schwedischen Staat gefördert wird, werden demnach rund 52 Millionen Euro veranschlagt.
Zu hohe Erwartungen an die kleinen Reaktoren?
Mit ihrem Jointventure sind Blykalla und Uniper jedoch vergleichsweise spät dran. Insbesondere die US-amerikanischen Tech-Konzerne wie Google hoffen auf kompakte Reaktoren und auf CO2-freien Strom für ihre energiehungrigen Rechenzentren und haben bereits Hunderte Millionen Dollar in die Entwicklung investiert.
Allerdings sind die bisherigen Erfolge überschaubar. Trotz aller Bemühungen konnte bisher noch keines der modularen Atomkraftwerke ans Netz gebracht werden. Der US-amerikanische Entwickler Nuscale musste ein Projekt, ein SMR, mit sechs Reaktoren bereits streichen. Auch das zuständige Bundesamt zeigt sich in einem Gutachten skeptisch. Problematisch sei, dass Skaleneffekte, die sich bei großen Anlagen ergeben, wegfallen. Die Autoren gehen etwa davon aus, dass 1.000 bis 10.000 dieser Anlagen entstehen müssten, um die rund 400 großen Atomkraftwerke abzulösen, die weltweit derzeit in Betrieb sind.