Dass Abfallprodukte aus industriellen Fertigungsprozessen heutzutage anders betrachtet werden müssen, wissen wir spätestens, seit der Begriff der Kreislaufwirtschaft geprägt wurde. Wie clever man einige Abfälle alternativ verwenden kann, zeigt etwa das Beispiel eines Aluminiumtreibstoffes, der gerade für die Schifffahrt großzügige Vorteile verspricht. Ausgerechnet in den Rückständen eines fossilen Brennstoffes könnte sich jetzt die Antwort auf andere knappe Ressourcen verbergen.
Abfallprodukte als Gamechanger: Der unerkannte Wert von Asche
Ein Forscherteam der University of Texas in Austin in den USA stieß in den Überresten von 100 Jahre der Kohleverwertung auf eine erstaunliche Entdeckung. Es handelt sich um einen mehreren Millionen Tonnen schweren Schatz, den man dringend für die Energiewende international benötigt. Denn ausgerechnet die Asche aus Kohlenkraftwerken birgt eine überraschend hohe Menge an Elementen, die notwendig für Anlagen wie Windkraftanlagen oder Batterien sind. Darunter etwa Neodymium, Lanthan sowie Gadolinium. Dabei kommen die Elemente sogar rund 4- bis 10-mal häufiger vor, als sie durchschnittlich in der Erdkruste zu finden sind. Da man die Asche aus Kohlekraftwerken ebenso in riesigen Deponien lagert, ist die Gewinnung der Materialien wesentlich einfacher als die Erschließung neuer Minen für den Abbau.
Dadurch könnte sich ausgerechnet der Abfall von Kohlekraftwerken als treibende Kraft für die Energiewende herausstellen. Schon heute kommt die Asche aus Kohlekraftwerken in Fertigungsprozessen zum Einsatz. Allerdings muss man mehr als 70 Prozent der Asche auf Deponien lagern oder entsorgen. Bei der Verbrennung von 52 Milliarden Tonnen an Kohle entstehen etwa 3,7 Milliarden Tonnen an Asche. Wie die neueste Studie nun feststellt, könnten allein die über 2 Millionen Tonnen Metalloxide mit einem stolzen Preis von 165 Milliarden US-Dollar enthalten. Somit könnte sich Kohlenasche über Nacht zum wahrscheinlich wertvollsten Abfallprodukt der Welt entwickeln.

Nicht alle Elemente sind gleich häufig vertreten
Es scheint jedoch Unterschiede darin zu geben, wie stark sich die einzelnen Elemente in der Asche konzentrieren. Je nach Abbaugebiet sind einzelne Bestandteile häufiger vertreten als andere. Die wohl wertvollste Asche in den USA stammt aus den Appalachen im Osten des Landes. Sie enthält den höchsten Anteil an seltenen Erden unter allen untersuchten Aschedeponien. Yttrium und Gadolinium sind am häufigsten unter den Elementen vertreten. Insgesamt konnten jedoch 18 wertvolle Stoffe lokalisiert werden. Jeder von ihnen kommt in einer ausreichenden Konzentration in der Asche vor, um rentabel für eine Wiedergewinnung zu sein. Die Elemente werden neben Windkraftanlagen und Lithium-Ionen-Akkus auch für Dauermagnete oder sogar Verkleidungen von Kernfusionsreaktoren eingesetzt. Da überall auf der Welt Asche zur Stromversorgung verfeuert wurde, dürfte es solche wertvollen Deponien weltweit häufig geben.
Könnte man die Methode der Forschungsgruppe aus Texas hierzulande verwenden, könnten Schätze auf deutschen Deponien identifiziert werden. Womöglich wäre damit ein wichtiger Grundstein für ein weiteres Ziel der EU gelegt: nämlich, die Fertigung von Batteriezellen hierzulande unabhängiger vom Ausland zu etablieren. Es erscheint geradezu paradox, dass die Verfeuerung von Kohle und der intensive Abbau innerhalb der letzten Jahrhunderte damit einen wertvollen Beitrag zur Abkehr von fossilen Brennstoffen leisten könnten.
