Tom Buhrow, Vorsitzender der ARD, hat sich in einem Gastbeitrag bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geäußert. Dabei fordert er, dass sich der Rundfunk in Zukunft verändern muss, um auch für kommende Generationen erhalten zu bleiben. Dabei verlangt er zum Teil radikale Änderungen.
Rundfunkreform ohne Denkverbote und Tabus
Laut Buhrow ist es von großer Bedeutung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus dem bisherigen System ausbricht. Dies soll mithilfe eines runden Tisches geschehen, an dem es keine Tabus und keine Denkverbote gibt. An diesem Tisch soll folglich ein neuer Gesellschaftsvertrag ausgearbeitet werden, der den Erhalt des Rundfunks für kommende Generationen sichert. Es solle nicht passieren, dass die Sender direkt in einen Selbstverteidigungsmodus übergehen. Stattdessen „zählt nicht mehr, was wir gestern geleistet haben. Wir brauchen einen gedanklichen Neuanfang“, so Buhrow. Dieser neue Rundfunk soll modern und gemeinnützig sein, damit sich die deutsche Bevölkerung auf ihn verlassen kann. Buhrow macht klar: „Deutschland wird in 20 Jahren nicht mehr alle öffentlich-rechtlichen Sender finanzieren wollen„.
Um also einen Verlust des Rundfunks für die Gesellschaft zu verhindern, müssen radikale Veränderungen her. Diese Änderungen sind laut Buhrow angebracht, denn der Rundfunk hat besonders während der Corona-Pandemie einen wichtigen Beitrag zur Bildung und Aufklärung geleistet. Er habe informiert und den Menschen so durch eine schwierige Zeit geholfen. Diese Funktion solle auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Buhrow ist überzeugt davon, dass der Rundfunk eine wichtige Funktion in der Gesellschaft hat und diese nicht durch Sparmaßnahmen oder gar eine vollständige Abschaffung zunichtegemacht werden darf.
Neuanfang statt Sparmaßnahmen
Buhrow betont, dass Sparmaßnahmen allein die Probleme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht lösen können. Er sagt selbst: „Das ist keine Debatte mehr um Einzelthemen. Es ist eine Grundsatzdebatte.“ Die Sender kürzen schon lange außerhalb des Programms und „selbst wenn man alle Intendantinnen und Intendanten von ARD, ZDF und Deutschlandradio komplett abschaffen würde, würde der Rundfunkbeitrag nicht mal um einen einzigen Cent sinken“, so der ARD Vorsitzende.
Man müsse also die schwierige Frage stellen, was die Gesellschaft vom Rundfunk möchte und was nicht. Auch wie viel gemeinnützigen Rundfunk man möchte, muss neu entschieden werden. Buhrow stellt verdeutlichend die Frage, wie viele Orchester und Chöre wirklich nötig sind. Er fragt dabei symbolisch, ob ein Orchester in einer Stadt anders klingt, als in einer anderen.
Das ist keine Debatte mehr um Einzelthemen. Es ist eine Grundsatzdebatte.
Tom Buhrow
Fusionen von Rundfunkanstalten?
Fällt diese Entscheidung an einem runden Tisch, dann könnte dies zu radikalen Veränderungen führen. Unter anderem besteht die Option von Fusionen, oder dem totalen Verlust einzelner Sender und Angebote. Es soll nach Buhrow auch über bundesweite Radiosender der ARD diskutiert werden, was bislang nur dem Deutschlandradio erlaubt ist.
Auch bei den einzelnen ARD-Anstalten könnte es zu Fusionen kommen, wie damals bereits beim RBB oder SWR geschehen. Es handelt sich hierbei jedoch nur um Gedankenanstöße und keine konkreten Pläne oder Lösungen für die Zukunft. Eines ist für Buhrow jedoch klar: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann in seiner aktuellen Form nicht mehr lange existieren. Ein Neuanfang und eine Reform mit radikalen Veränderungen sind demnach unausweichlich.