Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime Video oder Maxdome machen es klassischen Fernsehsendern und -formaten schwer. Immer mehr Menschen kehren dem linearen TV-Programm den Rücken und schauen gezielt die Serien, die sie sich im Netz aussuchen können. Die ARD will das nicht einfach hinnehmen und plant einen Gegenangriff auf Netflix und Co.
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Was tun, wenn Streaming-Plattformen einem den Rang ablaufen? Richtig, man engagiert sich im Online-Bereich ebenfalls. So auch die ARD, die sich stärker im Streaming-Segment etablieren will. Die passende Grundlage gibt es in Form der Mediathek bereits. Um sich gegen die Konkurrenten aus dem Netz jedoch stärker positionieren zu können, plant die ARD eine Streaming-Offensive für 2020.
ARD Mediathek: Von Videothek zur Streaming-Plattform
Auch, wenn der Plan für die Umgestaltung der ARD-Mediathek schon jetzt ausgearbeitet ist, müssen sich Fans dennoch gedulden. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagt Jörg Schönenborn, ARD-Koordinator für Fernsehfilme: „Wir starten das in der Mediathek mit voller Wucht am 1. September.“
Hinter der Streaming-Offensive steckt nicht nur die Planung von neuen oder exklusiven Inhalten, sondern auch die generelle Umstrukturierung der Mediathek. Man will weg vom „Videorekorder“-Image, der nur verpasste Sendungen aufbereitet, sondern hin zu einem ernstzunehmenden Streaming-Anbieter. Dafür soll es in Zukunft eine neue Programmplanung in der ARD-Programmdirektion geben, die sich sowohl um das Angebot im Ersten als auch in der Mediathek kümmert.
Da nach eigener Aussage im Schnitt täglich 25 Millionen Menschen das Programm im Ersten anschauen, verspricht man sich für das neue Streaming-Angebot ein potenziell ebenso großes Publikum. Wie es heißt, nehme man auch als öffentlich-rechtlicher Sender den digitalen Wandel wahr und wolle Inhalte dementsprechend crossmedial anbieten. Ob sich die ARD-Mediathek dann in Zukunft auch zu einem bezahlten Modell entwickeln wird – wie kürzlich auch die Streaming-Plattform Joyn von ProSiebenSat.1 – ist unklar.
ARD Streaming-Offensive: Exklusive Inhalte im Netz
Die Frage: Wie schafft man den Spagat zwischen öffentlich-rechtlichen Fernsehinhalten und zeitgleich eine Bindung an den Streaming-Dienst im Netz? Dazu will die ARD der Mediathek exklusive Inhalte vorbehalten. So sollen beispielsweise spezielle Mehrteiler, „Hochglanz-Serien“ oder auch Tatort-Spin-Offs vor der TV-Ausstrahlung oder ausschließlich im Netz zu sehen sein.
Den Anfang macht die Kurzserie „Oktoberfest – 1900“, die den Konflikt zweier Münchner Bierbrauer behandelt. Darüber hinaus stellt die ARD vor der TV-Ausstrahlung aufwändig produzierte Inhalte wie „Das Geheimnis des Totenwaldes“ oder „Der Überläufer“ in der Mediathek bereit. Unterfüttert wird das Programm von weiteren Inhalten, die bereits im linearen Fernsehen erfolgreich liefen. Dazu zählen neue Folgen von „Charité“ oder gar regionale Comedyserien.
Neue Tatort-Geschichten nur in der ARD-Mediathek
Während die Fälle des schwedischen Ermittlers „Kommissar Bäckström“ für ein halbes Jahr zunächst in der Mediathek abrufbar sein wird, sollen Spin-Offs des deutschen Klassikers „Tatort“ ausschließlich im Netz zu sehen sein.
Die ARD plant dazu die fiktive Entstehungsgeschichte rund um das Ermittlerteam aus Bremen. Im Fokus steht hier die neue Crew bestehend aus Jasna Fritzi Bauer, Luise Wolfram und Dar Salim, die die vorherigen Tatort-Ermittler Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) sonntagabends ablösen. Die Serie will vor allem mit parodistischen Szenerien punkten und Zuschauer anlocken.
Die Dreharbeiten für den neuen Bremer Tatort sollen erst im Herbst des kommenden Jahres starten. Ausgestrahlt werden die neuen Folgen dementsprechend erst 2021.