Apple kündigt radikalste Änderung seit der Vorstellung des iPhones an

5 Minuten
Die EU hat es geschafft. Der einst so eingezäunte Garten für iPhone-Nutzer muss sich aufgrund neuer Regelungen öffnen. Was diese Änderungen genau für dich bedeuten, das erklärt Apple nun ganz offiziell.
Apples App-Store-Logo
Apple passt die App-Store-Regeln anBildquelle: Apple

Der Digital Markets Act der EU, kurz DMA, hat möglicherweise für euch bislang noch keine spürbaren Unterschiede im Alltag gebracht. Mit der jüngsten Ankündigung von Apple dürfte sich dies zumindest für iPhone-Nutzer in Europa zeitnah ändern. Das Unternehmen kündigte einige drastische Änderungen an, die dich ab Anfang März erwarten. In der aktuellen Ankündigung dreht sich alles um den App Store und welche Art von Anwendungen du wie installieren kannst. Wie erwartet, muss sich der iPhone-Hersteller dem Druck der EU geschlagen geben.

Apple erlaubt Installation von iOS-Apps über alternative Marktplätze

Hintergrund der anstehenden Änderungen ist die Einstufung von iOS, Safari und dem App Store durch die EU als „zentrale Plattformdienste“. Daher muss sich Apple ab dem 6. März 2024 in diesen Fällen an die Bedingungen des Gesetzes über digitale Märkte halten. Die Änderungen werden als Teil von iOS 17.4 verfügbar sein. Die erste Beta dieses Updates ist bereits für Entwickler erhältlich. Die öffentliche Vorschau dürfte ebenfalls bald erscheinen.

Das Update bringt diverse Änderungen mit sich, auf die du dich vorbereiten solltest. Die Neuheiten betreffen auch die Entwickler von Apps. Sie haben damit auch indirekt möglicherweise Auswirkungen auf alle Nutzer.

Eine der angekündigten Neuheiten ist die Option für Entwickler, Anwendungen über „alternative App-Marktplätze“ zu vertreiben. Apple macht in der Ankündigung wiederholt klar, dass all diese Freiheiten Risiken für die Nutzer mitbringen können, die durch den DMA entstehen. Dazu gehört beispielsweise Malware oder anderer bösartiger Code.

Um dieses Risiko zu reduzieren, verlangt Apple weiterhin eine Beglaubigung für iOS-Apps „unabhängig von ihrem Vertriebskanal“. Das Modell ähnelt damit der Notarisierung von macOS-Anwendungen, welches seit vielen Jahren bekannt ist. Ein komplett offenes Sideloading ohne jegliche Kontrollen durch Apple ist diese Lösung damit nicht.

Am 12. März 2024 kündige Apple außerdem an, dass man nicht nur den Vertrieb von Apps über App Stores erlauben will. In einer Mitteilung an die Entwickler schreibt man, dass auch der direkte Download von Webseiten durch ein künftiges Update erlaubt wird. Entsprechende Schnittstellen sollen im Frühjahr zur Verfügung gestellt werden. Der Entwickler muss hierfür aber einige Bedingungen erfüllen.

Apps, die über alternative Stores angeboten werden, unterliegen außerdem weiterhin diversen Einschränkungen und Sicherheitsfunktionen von iOS. Sie laufen in einer Sandbox und müssen sich für Dinge wie dem Zugriff auf Kamera, Mikrofon oder Standort explizit die Erlaubnis von dir einholen. Will ein Entwickler die Bezahlungsmittel von Apple nicht nutzen, werden daran gebundene Funktionen allerdings deaktiviert. Dazu gehören etwa Kindersicherungen, die In-App-Käufe blockieren können.

Interessierte Entwickler, die ihre Anwendungen außerhalb von Apples altbekannten Store anbieten wollen, können also in Zukunft ihre App direkt auf der eigenen Webseite zum Download anbieten oder einen alternativen Marktplatz nutzen. Einer der Ersten könnte der AltStore werden. Man kann davon ausgehen, dass auch Unternehmen wie Meta einen eigenen Platz finden werden, wo sie beispielsweise WhatsApp, Facebook oder den Messenger anbieten. Epic Games kündigte bereits einen eigenen App Store an und sagte, dass Fortnite so auf das iPhone zurückkehren wird:

Fortnite soll aufs iPhone zurückkehren

Öffnung für alternative Browser und Game-Streaming

Wenn du heute nicht Safari als Standard-Browser, sondern Chrome oder Firefox nutzt, arbeitet im Hintergrund weiterhin Apples eigene WebKit-Engine. Dies darf sich mit iOS 17.4 ebenfalls ändern. Google und Mozilla dürfen dann vollwertige Browser fürs iPhone anbieten. Außerdem erscheint beim ersten Öffnen von Safari nach der Installation einen Dialog, der dich fragt, welchen Standard-Browser du benutzen willst.

Eine weitere wichtige Neuheit ist die Möglichkeit, in Zukunft Dienste wie Xbox Cloud Gaming oder GeForce NOW fürs iPhone anzubieten. Damit wird es dir in Zukunft möglich sein, aus einer einzelnen App alle angebotenen Spiele direkt auf dein Smartphone zu streamen.

Neue Bedingungen für Entwickler

Apple hat im Zuge der Änderungen auch neue Bedingungen für Entwickler vorgestellt, die diese auf Wunsch in der EU nutzen können. Diese umfassen geänderte Provisionen für Apple. Die Anbieter können aber auch bei den bislang geltenden Bedingungen verbleiben.

Entscheidet sich ein Entwickler für das neue Modell und vertreibt eine App über einen alternativen Marktplatz, bekommt der iPhone-Hersteller keine Provision. Es wird jedoch eine neue Gebühr, der sogenannte „Core Technology Fee“ (CTF), in Höhe von 50 Cent für jede erste jährliche Installation fällig. Bis zu einer Million Installationen sind kostenlos, danach wird der Entwickler zur Kasse gebeten.

Wenn sich ein Entwickler für die neuen Bedingungen entscheidet, aber in Apples App Store bleibt, sinkt die Provision. Statt bislang 30 Prozent erhält der iPhone-Hersteller dann 17 Prozent. Apples Anteil für Teilnehmer des Small-Business-Programms sinken nach dem ersten Jahr von 15 auf 10 Prozent. Der oben beschriebene Core Technology Fee wird aber ebenfalls fällig.

Wichtig dabei: Diese Gebühr gilt auch für kostenlose Apps, was gravierende Auswirkungen auf derartige Angebote haben könnte. Eine virale Anwendung, die du kostenfrei im App Store oder einem alternativen App-Marktplatz findest, könnte einen Anbieter schnell vor finanzielle Probleme stellen. Schon bei 1,5 Millionen Installationen stellt Apple dem Entwickler dann beispielsweise 20.833 Euro pro Monat in Rechnung. Das Unternehmen bietet eine eigene Seite mit einem Rechner an, damit Anbieter die Entscheidung im vorab genau planen können.

Und was sagst du?

Bitte gib Dein Kommentar ein!
Bitte gibt deinen Namen hier ein