In Brüssel wird bereits seit Jahren an einer Regelung gearbeitet, die Hersteller dazu verpflichten soll, kleinere und mittelgroße elektrische Geräte wie etwa Smartphones, Digitalkameras, Headsets und portable Spielekonsolen mit einem einheitlichen Ladeport, dem USB-Typ-C-Port, auszustatten. Die einzige Ausnahme sollen Gerätschaften darstellen, die zu klein für einen entsprechenden Eingang sind. Am Mittwoch haben Mitglieder des Europäischen Parlaments ein klares Zeichen gesetzt und mit 43 zu 2 Stimmen für die neue Regelung gestimmt. Sobald die entsprechenden Gesetze offiziell verabschiedet werden, wird vor allem Apple dazu gezwungen sein, seine iPhones, Tablets und Kopfhörer umzurüsten. Ab diesem Zeitpunkt wird das Unternehmen innerhalb der europäischen Grenzen Geräte ausschließlich mit einem USB-C- anstelle eines hauseigenen Lightning-Anschlusses anzubieten. Doch die neuen Regelungen umfassen auch weitere Aspekte, die sich negativ auf die Verbraucher auswirken könnten.
Keine Ladegeräte und -kabel mehr
Die angestrebte Regelung ist Teil einer umfassenden Kampagne der EU zur Förderung der Produktnachhaltigkeit und Reduzierung von Elektroschrott. Auch der USB-C-Vorstoß soll die Anschaffung neuer Produkte ohne Ladegeräte und Ladekabel gewährleisten. Hersteller werden dazu ermutigt, ihre Produkte ohne besagte Geräte zu verkaufen – auch durch neue Labeling-Pflichten. Doch das kann negative Folgen haben, denn Ladegerät ist nicht gleich Ladegerät.
Die Ladeleistung eines Ladegeräts kann sich maßgeblich auf die Ladedauer eines elektrischen Produkts auswirken. Somit sind zwar alle USB-C-Geräte miteinander kompatibel. Es gibt allerdings keine Garantie dafür, dass ältere Kabel und Ladegeräte den Energiespeicher eines neu gekauften Smartphones mit einer bestmöglichen Ladegeschwindigkeit „auffüllen“. Ferner werden Ladegeräte in der Regel mitsamt dem alten Elektrogerät weiterverkauft. In einem solchen Fall wären Verbraucher dazu gezwungen, das fehlende Zubehör einzeln nachzubestellen. Und das bedeutet wieder mehr Müll (Verpackung) und gegebenenfalls auch weitere Umweltschäden durch CO₂-Emissionen beim Transport.
Und zu guter Letzt wären da noch die Produktkosten. Einige Hersteller, darunter Apple und Samsung, liefern ihre neuen Smartphones bereits jetzt ohne Ladegeräte und Ladekabel aus – unter dem Deckmantel des Umweltschutzes. Einem Bericht der Daily Mail zufolge sparte Apple auf diese Weise jedoch bereits über 6 Milliarden Euro ein, da das Unternehmen die Kaufpreise nicht entsprechend angepasst hat. Gleichzeitig kritisierte der US-amerikanische Technologieriese bereits die kommende EU-Regelung zu einheitlichen Ladekabeln. Demnach würde diese die Innovation hemmen, was „den Verbrauchern in Europa und auf der ganzen Welt schadet“.
Ob die Sorgen berechtigt sind, muss sich noch zeigen. Denn die endgültige Form der Gesetzgebung steht noch nicht fest. Diese werden die Mitglieder der Europäischen Parlaments frühstens ab Mai 2022 in Gesprächen mit den EU-Regierungen konkretisieren.