Amazon bestätigt: Ring-Kameras leiten private Aufnahmen weiter

3 Minuten
Amazons Ring-Kameras schützen ihre Besitzer einerseits vor Einbrechern, können andererseits jedoch als hauseigene Spione fungieren und private Videoaufzeichnungen weiterleiten. Letzteres bestätigt Amazon nun. Doch dafür müssen spezielle Voraussetzungen erfüllt sein. Alle Infos hier.
Ring Videotürklingel
Ring VideotürklingelBildquelle: Ring

Der zu Amazon gehörende Hersteller Ring ist in erster Linie für seine Videotürklingel und Sicherheitskameras bekannt. Sie sorgen dafür, dass Kriminelle nicht unbeobachtet in das eigene Zuhause eindringen können. Zeitgleich werden jedoch große Mengen an Video- und Audiodaten gesichert – und auch weitergegeben. Das gestand Amazon Anfang Juli 2022 in einem Schreiben an den Senat der Vereinigten Staaten.

Überwachungsaufnahmen in zahlreichen Fällen weitergegeben

In einem Antwortschreiben an den US-Senator Markey, verkündete Amazon, allein im laufenden Jahr bereits 11 Mal Überwachungsaufnahmen an Strafverfolgungsbehörden weitergeleitet zu haben – und zwar ohne Zustimmung der Verbraucher. Auch eine entsprechende Warnung erhielten diese nicht. In allen diesen Fällen soll jedoch eine unmittelbar drohende Gefahr für Leib und Leben bestanden haben.

In seinen US-Nutzungsbedingungen behält sich Amazons Ring das Recht vor, in Gefahrensituationen unverzüglich auf dringende Auskunftsersuche der Strafverfolgungsbehörden reagieren zu dürfen. Das mag im ersten Moment nach einer sinnvollen Herangehensweise klingen, doch die Regelung kann auch missbraucht werden. Und zwar nicht nur von den Strafverfolgungsbehörden, sondern auch von Cyberkriminellen. Ein entsprechender Fall wurde erst in jüngster Vergangenheit bekannt. Betrüger gaben sich für Mitarbeiter von Behörden aus, täuschten einen Notfall vor und ergatterten private Nutzerdaten von unter anderem Meta (Facebook), Apple, Alphabet (Google), Snap (Snapchat), Twitter und Discord. Diese wurden anschließend für Erpressungen verwendet.

Sind auch deutsche Verbraucher betroffen?

Es ist unklar, ob auch deutsche oder europäische Behörden mittels Ring-Kameras aufgezeichnetes Video- oder Audiomaterial im Rahmen von Untersuchungen einforderten. In den hiesigen Nutzungsbedingungen heißt es dazu jedoch ebenfalls: „Ring behält sich das Recht vor, Auskunft an Strafverfolgungsbehörden ohne Rechtsverfahren zu geben, wenn eine unmittelbare Gefahr für Personen besteht.“ Eine gerichtliche Anordnung oder die Zustimmung des Kunden sind dabei laut Ring in Notfällen mit Gefahr für Leib und Leben dabei nicht notwendig. Darüber hinaus greift auch das Forschungs- und Entwicklungsteam von Ring „auf eine kleine Anzahl von Videoaufzeichnungen zu“. Das setzt jedoch eine Einwilligung seitens des Verbrauchers voraus. Solltest du dir nicht sicher sein, ob du eine entsprechende Einwilligung erteilt hast, empfiehlt es sich, dies in den Systemeinstellungen zu überprüfen oder den Kundensupport zu kontaktieren.

Senator Markey befürchtet indes, dass biometrische Überwachung ein zentraler Bestandteil des wachsenden Netzes von Überwachungssystemen wird. Diesen Gedanken befeuert nun auch Amazon. Denn der Frage, ob Ring sich freiwillig dazu verpflichten werde, niemals Spracherkennungstechnologien in seine Produkte zu integrieren, wich der Hersteller aus, indem er lediglich hervorhob, Ring würde aktuell keine Spracherkennungstechnologien verwenden.

Wer die volle Kontrolle über seine Nutzerdaten behalten möchte, der sollte daher lieber zu einem anderen Hersteller greifen. Bestenfalls zu einem, der keine Cloud-Datenspeicherung anbietet.

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3 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Ralf

    Das setzt jedoch eine Einwilligung seitens des „Verbrechers“ voraus.
    Uiuiui… Wie soll ich die denn erhalten? Und wo kann ich den Haken „Einwilligung von Verbrecher erhalten.“ setzen?

    Antwort
    • Nutzerbild Artem Sandler inside digital Team

      Hallo Ralf, vielen Dank für die Info. Wir haben den Fehler korrigiert.

      Antwort
  2. Nutzerbild Frei

    Dass die Door-Cams die Nutzer umfassend ausspionieren können, ist nur den wenigsten bewusst:
    Über die Door- Cams, die Video und Sprach Inhalte auf fremden Server speichern, lässt sich u.a. folgendes über euch und eure Lebensart ausspähen:
    Mit wem ihr verkehrt: (meistens wird an Türsprechstelle der Klar- Name genannt, dazu gibt es Gesichtsbild- Identifikation, und in der Identifikation über Stimm-Merkmale der Besucher)
    Nach Errichtung eine Door-Cam, wird diese meistens durch einen selbst getestet. Damit ist auch eure Visage und Stimm- Merkmale ausgespäht
    Wann seid ihr aktiv: (brav abends und nachts zu Hause, oder Nachtens umtriebig)
    Seid ihr H4 die zur Normalarbeitszeit zu Hause gammeln, oder tagsüber nicht zu Hause und am Arbeiten / in Beschäftigung.
    Man kann auch euer Konsumverhalten durch Auswertung von Häufigkeit der Paketzustellungen feststellen.
    Auch die Häufigkeit von eventuellen Besuchen durch Gerichtsvollzieher, lassen sich ausspähen, denn der sagt an Türsprechstelle wer ist.

    Eigentlich müssten Door-Cams die Inhalte auf fremden Server übertragen verboten werden, weil die gegen die Datenschutzverordnung verstoßen. (ähnlich wie Tesla, die mit Cams die Umgebung aufzeichnet)
    Von den Besucher liegt keine Erlaubnis vor, zur Aufzeichnung deren Gesichtsbilder!
    Es wird höchste Zeit, dass sichere Door- Cams angeboten werden, die auf dem eigenen Server die Video und Sprech- Interaktionen speichern.
    Und Interaktionen mit euch, wenn ihr Zuhause seid, brauchen kein Umweg zum Schnüffeln über fremde Server!

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