Stell dir vor, du kaufst etwas bei Amazon verlässt dich dabei auf die guten Bewertungen und Rezensionen und am Ende entpuppt sich das Produkt als billiger Schrott. Das Geschäft mit gekauften Bewertungen bei Amazon floriert. Mittlerweile ist vielen Käufer bewusst, dass Artikel nicht nur echte Bewertungen erhalten. Es ist aber nicht einfach herauszufinden, was gefälscht und was wahr ist.
Ob gute Rezensionen, um sein Produkt gut dastehen zu lassen oder schlechte Bewertungen für den Artikel der Konkurrenz: Das Vertrauen der Käufer in Bewertungen sinkt. Denn: Rezensionen lassen sich kaufen – ziemlich einfach und günstig. Der Leidtragende: fast jeder Kunde. Amazon versucht dagegen zu steuern und verbannt nun vermeintlich sehr beliebte Produkte und ihre Anbieter aus seinem Online-Shop. Ein Gutschein-Trick war es, der für Amazon das Fass zum Überlaufen brachte.
Was ist passiert?
Wer Ladegeräte, Powerbanks oder Austausch-Akkus fürs Smartphone bei Amazon gekauft hat, ist mit hoher Sicherheit über Produkte von Herstellern wie RavPower, Aukey oder Mpow gestolpert. Alle drei Shops haben unzählige Technikartikel im Programm, die oft und gut bewertet wurden und dabei vergleichsweise günstig sind. Doch nun hat Amazon die Händler aus seinem Online-Shop verbannt. Das gab das US-Unternehmen gegenüber dem Technik-Magazin „The Verge“ zu. Auch TaoTronics, ein Shop der LED-Lampen, Bluetooth-Kopfhörer oder Massagepistolen im Angebot hatte, wurde von Amazon geschlossen. Einen Grund nannte Amazon zwar nicht. Doch es ist offensichtlich, was dahintersteckt.
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Alle vier Shops haben allem Anschein nach ihren Produkten Gutscheine beigelegt. Hat man also ein Ladegerät, Kopfhörer oder eine Powerbank gekauft, erhielt man einen Amazon-Gutschein. Doch einlösen kann man diesen – der Wert liegt meist bei etwa 30 Euro – nur, wenn man im Austausch eine Bewertung hinterlässt und eine Rezension schreibt. Selbstverständlich muss die Bewertung bei 5 von 5 Sternen liegen. Amazon sieht das als Verstoß gegen die Unternehmensrichtlinien und verbannte die Anbieter.
Amazon-Gutschein über 30 Euro: So funktioniert der Trick
inside digital liegt ebenfalls ein solcher Gutschein vor. Nicht jedoch von einem der drei genannten Anbieter, sondern von einem Kopfhörer-Anbieter aus China. Bei Amazon haben die Kopfhörer des eher unbekannten Herstellers unglaublich viele Bewertungen und Rezensionen. Für den potenziellen Käufer ist damit klar: Die günstigen Kopfhörer, die wir auch getestet haben, müssen gut sein. Doch die meisten dieser Bewertungen wurden nur abgegeben, weil es anschließend einen 30-Euro-Gutschein für Amazon gab. Und ganz ehrlich: Wer investiert nicht gerne 5 Minuten in eine Fake-Bewertung um anschließend für 30 Euro shoppen zu können? Im Nachteil sind jene, die auf diese Masche hereinfallen und ein vermeintlich ausgezeichnetes Produkt bestellen.
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Um an den Amazon-Gutschein zu kommen, muss man eine 5-Sterne-Bewertung abgeben und eine positive Rezension schreiben. Anschließend schickt man einen Screenshot davon an den Hersteller inklusive eines Fotos der Geschenkkarte. Zuletzt gibt es auf dem Amazon einen „wichtigen Hinweis“. Man soll in seiner Rezension keinesfalls über die Rabattaktion schreiben oder Bilder des Gutscheins veröffentlichen, da er sonst ungültig wird.
Gegenüber inside digital gibt das Unternehmen zu, „manchmal“ neue Produkte mit einem Amazon-Gutschein zu verschicken, um zum Marktstart dessen bereits Bewertungen zu haben. Der Grund: Potenzielle Käufer neigen nicht dazu, ein Produkt auszuprobieren, dass keine Bewertungen hat.
Befragt man das Analyse-Tool Reviewmeta, das gefälschte Rezensionen bei Amazon erkennt, wird schnell klar, warum die Kopfhörer derart viele Bewertungen haben. Rund 71 Prozent aller Bewertungen sind dem Tool zufolge potenziell unnatürlich. Von über 330 Rezensionen bleiben nach dem Filtern nur noch 97. Zudem zeigt die hohe Anzahl derjenigen Nutzer, die nur ein einziges, nämlich dieses Produkt, bei Amazon bewertet haben, dass der Gutschein eine große Rolle bei der Stern-Vergabe zu spielen scheint.