Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch. Unaufhaltsam drängt sich die Technologie in unseren Alltag. Und lässt bisherige intelligente Sprachassistenten wie Alexa oder Google Assistant dabei alt aussehen. Genau dagegen möchte Amazon nun aktiv vorgehen, wie interne Dokumente belegen.
Amazon möchte Alexa revolutionieren
Laut einem geleakten Schreiben, das Insider vorliegt, möchte Amazon seinen Sprachassistenten Alexa um generative KI-Funktionen erweitern, wie sie von ChatGPT bekannt sind – allerdings aus eigener Entwicklung (Alexa Teacher Model). Nutzer sollen das Gefühl haben, Alexa würde tatsächlich denken und nicht lediglich aus einer Datenbank vorlesen. Speziell Entertainment-Anfragen, die Prime-Video-Suche und Storytelling sowie das Vorlesen von Nachrichten scheint Amazon ausbauen zu wollen. Fragt der Anwender Alexa künftig nach einer „Show wie Emily in Paris“, nur mit einem geringeren Fokus auf Mode, dann soll ihm Alexa „Marvelous Mrs. Maisel“ als Antwort ausspielen. Der Nachrichten-Bereich soll derweil interaktiver werden und weitere Erkundigungen zu einzelnen Nachrichten zulassen. Auch soll Alexa künftig auf Wunsch personalisierte Geschichten erzählen. Als Beispiel wird hier eine Kindergeschichte zur ersten Katze auf dem Mond genannt.
Ferner scheint Amazon seine Lautsprecher mit Kamera, wie etwa den Echo Show, dazu befähigen zu wollen, Objekte im Raum zu erkennen und diese in die Geschichte einzuflechten. Ob dies wirklich erstrebenswert ist, ist allerdings fraglich. Denn das in diesem Zusammenhang genannte Beispiel ist alles andere als unbedenklich. Darin wird ein Nutzer thematisiert, der mit einem Olaf-Spielzeug (Disney-Charakter) spielt. Eine integrierte Kamera erfasst dieses und bindet es in die Story ein. An dieser Stelle entstünden Gelegenheiten für Partnerschaften mit Unternehmen wie Disney und Lego.
Chancen und Risiken einer generativen Alexa-KI
Das Potenzial einer generativen Alexa-KI ist gewaltig. Theoretisch könnte der intelligente Sprachassistent Züge der Assistenz-KI aus der Star Trek-Serie aufweisen. Denn er könnte die Anwender sowohl besser verstehen als auch deutlich zielgerichtetere sowie vielseitigere Antworten liefern. Andererseits bergen Sprachmodelle wie ChatGPT große Gefahren. Denn wie unser Selbstversuch ergab, verbreitet ChatGPT des Öfteren auch Falschinformationen. Allerdings auf einem solch hohen Niveau, dass sich diese von Laien nicht als solche identifizieren lassen. „Der Anspruch an Sprachmodelle muss geringer sein. Wir müssen uns bewusst sein, dass die Informationen einfach falsch sein können“, sagt Neuroflash-Mitgründer Henrik Roth in einem Interview mit inside digital. Man solle sich nicht auf die Daten, die dort ausgespielt werden, verlassen. Sie würden eine erste Hilfestellung darstellen, aber wir seien immer noch Menschen und in der Rolle, diesen Content zu überprüfen.
Ob es Amazon gelingt, solche Schwächen auszumerzen oder zu umgehen, wird sich zeigen müssen. Insbesondere letzteres wäre möglich, da der Versandhändler anscheinend nur bestimmte Bereiche von Alexa um eine generative KI ergänzen möchte. Abseits von Amazon fokussieren sich aktuell auch die beiden Technik-Giganten Microsoft und Google auf KI-basierte Sprachmodelle. Beide arbeiten aktuell verstärkt daran, entsprechende Technologie in die eigenen Suchmaschinen zu implementieren. Wobei Microsoft hier auf die Software von ChatGPT setzt, während Google mit Bard eine Eigenkreation ins Rennen schickt.
Wann Alexa um die neuen Funktionen ergänzt wird, ist derzeit noch unklar. Amazon führte erst vor einigen Monaten einen massiven Stellenabbau in der Sparte Geräte und Dienstleistungen durch. Insbesondere rund um Alexa und die Echo-Lautsprecher reduzierte der Online-Versandhändler etwa 2.000 Arbeitsplätze.