Abgasskandal bei Fiat, Mercedes, VW, Opel und BMW: Was Autofahrer jetzt wissen müssen

4 Minuten
Im Abgasskandal wird die Luft für weitere Auto-Hersteller dünner. Was 2015 als Dieselgate begann, ist heute, acht Jahre später, immer noch nicht zu Ende. Jetzt kommt auch Mercedes unter die Guillotine und muss Schadenersatz zahlen. Und auch andere Autobauer stehen am Pranger.
Abgasskandal bei Fiat, Mercedes, VW, Opel und BMW: Was Autofahrer jetzt wissen müssen
Abgasskandal bei Fiat, Mercedes, VW, Opel und BMW: Was Autofahrer jetzt wissen müssenBildquelle: Matt Boitor / Unsplash

Als im Jahr 2015 plötzlich gegen Volkswagen in Sachen Betrug durch irreführende Werbung, Subventionsbetrug und Verbrechen gegen die Umwelt ermittelt wurde, war den Beteiligten im Konzern klar: Jetzt ist man aufgeflogen. Der Abgasskandal erschütterte die Autowelt und schnell zeigte sich: Nicht nur VW ist daran beteiligt. Millionen Diesel-Fahrzeuge weltweit waren „sauberer“ als sie es wirklich waren. Es folgte eine Klagewelle, die VW inzwischen mehr als 30 Milliarden Euro gekostet hat. Doch wie ein neues Urteil zeigt, ist der Abgasskandal noch längst nicht abgeschlossen.

Abgasskandal wird immer größer

VW ist nur die Spitze der Dieselaffäre. Neben dem weltweit größten Autobauer sind viele weitere Hersteller involviert. Ob Fiat oder Mercedes, ob Opel, BMW oder Porsche: Viele machten bei der Abgasmanipulation mit. Und das, wie die Ende vergangenen Jahres veröffentlichten Dokumente des Autozulieferers Bosch zeigen, bereits seit 2006. Seit diesen Enthüllungen ist klar: Die Autobauer haben vorsätzlich gehandelt. Für Autofahrer steigen damit die Chancen auf Schadensersatz deutlich. Auch, weil der Europäische Gerichtshof (EuGH) jetzt erneut ein Urteil zugunsten der Autofahrer traf. Verbraucheranwälte erwarten eine neue Klagewelle.

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Der EuGH entschied jetzt: Mercedes muss einem Kunden Schadenersatz zahlen, weil in seinem Fahrzeug eine unzulässige Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung verbaut ist. Der Käufer habe einen Anspruch auf Entschädigung, wenn ihm durch die Abschalteinrichtung ein Nachteil entstanden sei, so das Gericht. Somit wird im Abgasskandal jetzt auch für Mercedes die Luft dünn. Mussten Besitzer eines Pkw mit Diesel-Motor bislang dem Hersteller eine Betrugsabsicht nachweisen, um Schadensersatzansprüche geltend machen zu können, gilt ab sofort: Für Schadensersatzansprüche langt nun fahrlässiges Handeln seitens der Hersteller.

Das müssen Autofahrer jetzt wissen

Wie der Auto Club Europa (ACE) berichtet, wirken sich die Folgen der Bosch-Enthüllungen auf Diesel und Benziner gleichermaßen aus. Für betroffene Autofahrer steigen damit die Chancen, mittels einer Individualklage Schadensersatz geltend zu machen. Und für Fahrer von Modellen der Autobauer Fiat, Mercedes und Co. hat das im Abgsasskandal die folgende Bedeutung.

Fiat

Nach mehreren Razzien Mitte 2020 verkündete die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main wenige Monate später, dass vermutlich rund 200.000 manipulierte Fahrzeuge von Fiat und Iveco in Deutschland zugelassen wurden. Darunter befinden sich auch Wohnmobile. Doch bislang war es für Wohnmobilbesitzer mit Fiat-Aufbau schwer, Schadensersatz zu fordern. Jetzt ist aber klar, dass der Autobauer mehrere Abschalteinrichtungen bei Bosch in Auftrag gegeben hat. Neu ist, dass auch Motoren mit AdBlue betroffen sind. Für Besitzerinnen und Besitzer eines Fiats ist es nun leichter, ihre Schadensersatzforderungen geltend zu machen.

Mercedes

Wie der EuGH jetzt klargestellt hat: Mercedes steckt mittendrin im Abgasskandal. Der deutsche Autobauer hat seine Kunden bewusst getäuscht. Ein Bestreiten der Vorwürfe wie bisher wird nahezu unmöglich. Für Fahrer von Mercedes-Modellen steigen die Chancen auf Schadensersatz nun erheblich.

Volkswagen

VW ist vom Bundesgerichtshof im Abgasskandal bereits verurteilt worden, allerdings nur für den Motor EA 189. Nun belegen die Unterlagen auch Manipulationen an neueren Motoren wie dem EA 288. Wie der ACE meldet, können alle Autofahrer, die ein Fahrzeug mit einem solchen Motor haben, sehr wahrscheinlich auf eine Verurteilung und Schadensersatz hoffen.

Opel

Auch Opel hat nachweislich illegale Abschaltsoftware bei Bosch bestellt und ist in den Abgasskandal verwickelt. Die Erfolgschancen vor Gericht im Hinblick auf Schadensersatz steigen für Opel-Kunden damit erheblich.

BMW

Der BMW-Konzern kann anhand der Dokumente nicht länger bestreiten, illegale Abschalteinrichtungen in seinen Autos verbaut zu haben. Die Bosch-Enthüllungen stärken die Position von Fahrern der betroffenen BMW-Fahrzeuge.

Abgasskandal: Was passiert jetzt?

Der ACE rät: „Wer ein Auto von Fiat, Mercedes, VW, Opel oder BMW im Jahr 2013 oder später gekauft hat, sollte sich anwaltliche Unterstützung suchen, um etwaige Ansprüche ermitteln zu können.“ Wurde der Kaufvertrag schon vor mehr als zehn Jahren geschlossen, wird es schwierig, Ansprüche geltend zu machen, da diese spätestens mit Ablauf des 31. Dezember 2023 verjähren. Umso wichtiger sei es, bei Verdacht auf illegale Abschalteinrichtungen, den Sachverhalt individuell von einem Experten prüfen zu lassen. Die Erfolgsaussichten für eine Individualklage vor Gericht sind dank der Bosch-Enthüllungen sowie der jüngsten EuGH-Entscheidung enorm gestiegen.

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Der Europäische Gerichtshof hat schon in mehreren Urteilen festgestellt, dass die verbauten Abschalteinrichtungen illegal sind. Das würde auch bedeuten: Die betroffenen Fahrzeuge sind illegal und dürften nicht auf der Straße unterwegs sein. Sollten die Hersteller die Autos nicht in einen legalen Zustand versetzen können, würde dann theoretisch die Stilllegung drohen. Hierzu muss man jedoch abwarten, wie der Bundesgerichtshof (BGH) voraussichtlich am 8. Mai 2023 entscheidet.

Mitreden

4 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Rudolf

    Wir,als kleines Deutschland,retten die Welt ?? Wo bleiben Drittländer,wie Indien,China,Pakistan,od. Afrika,Russland,usw. Unsere Protestierer sollten sich lieber mit einem Forszbetrieb in Verbinding setzten und neue Bäume im Wald pflanzen.!!Anstatt an Freitagen die sStraßen unsicher machen.

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  2. Nutzerbild Gerhard und Gerlinde Sandrock

    Hallo,
    wir besitzen einen BMW X3 2,0 Diesel Bauj.2006 mit einer Fahrleistung von 80 Tkm. Das Fahrzeug ist in einem technisch und optisch einwandfreien Zustand. Wir werden dieses Fahrzeug bis der TUH uns scheidet weiter fahren.
    Um die CO 2 Bilanz der zukünftigen E-Mobilität immer größerer werdender Fahrzeuge (Herstellung und Entsorgung der Accus) die nach dem Erstbesitzer verschrottet werden (kein Mensch kauft ein 10 Jahre alten dicken Stromer) nicht noch schlechter ausfallen zu lassen, bleiben wir bei unserer Strategie, solang die Gesetzelage uns eine Weiterfahrt nicht verbietet.

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  3. Nutzerbild Friedhelm Meyer!

    Alle Länder haben neidisch
    auf die deutsche Automobil-
    industrie geschaut! Da musste doch etwas gemacht
    werden! Vor Jahren habe ich meinen VW. an einen Krebs-
    Forscher aus Heidelberg verkauft. Er wollte keinen
    „sauberen“ Diesel, weil
    Feinstaub schädlicher ist,
    als Russ. An E. Autos habe
    ich noch nie geglaubt!
    Aber Abgas: Geprügelt wurde nur VW.! Wir werden doch fasst überall betrogen!

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  4. Nutzerbild denker1

    hört doch mal auf immer in vergangenheit zu wühlen und bussen zu verhängen. wir werden dasselbe in 20 jahren mit entsorgung der batterien von 2023 verschrotteten e.autos haben. der mensch lernt nie dazu

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