Knapp zwei Wochen vor dem Jahresende hat Vodafone große Fortschritte beim Ausbau von LTE und 5G vermeldet. Allein im November und Dezember habe man bundesweit mehr als 127 Funklöcher geschlossen. Damit habe man in allen Bundesländern jeweils mindestens 98 Prozent der Haushalte mit LTE versorgt. Dabei geht es nicht nur um den reinen LTE-Empfang, sondern auch die Tatsache, dass mindestens 100 Mbit/s in der Luft sein müssen. Das ist wichtig, weil es sich dabei zugleich um eine zentrale Anforderung bei den Versorgungsauflagen handelt. Bis Ende des Jahres müssen alle drei Netzbetreiber diesen Ausbaustand erreicht haben und jeweils 98 Prozent in den Bundesländern mit 100 Mbit/s versorgen. Die Bundesnetzagentur wird wohl Anfang 2023 überprüfen, ob die Handynetze das halten, was sie versprechen.
Vodafone: 100 Mbit/s für weite Teile der Bevölkerung
Dabei geht es um eine LTE-Kapazität von 100 Mbit/s pro Antenne. Wie viel davon auf deinem Handy ankommt, ist zunächst nicht relevant. Das ist auch technisch kaum anders darstellbar, da du dir mit allen anderen Nutzern in einer Mobilfunkzelle die Kapazität teilst. Dennoch ist die Marke von mindestens 100 Mbit/s pro Antenne ein neuer Meilenstein, denn bisher waren mindestens 50 Mbit/s vorgeschrieben. Diese 50 Mbit/s können auch an einzelnen Sendemasten weiterhin bestehen bleiben, da die Versorgungsauflage aktuell von 98 Prozent ausgeht. Noch vor einigen Wochen hatten vermeintliche Insider behauptet, die Anbieter werden ihre Versorgungsauflagen nicht erreichen.
Vodafone hat zum Erreichen der Ziele nach eigenen Angaben seit 2019 mehr als 2.600 neue Mobilfunk-Stationen errichtet und so 6 Millionen Menschen erstmals mit Vodafone-LTE versorgt. Die 5G-Bevölkerungsabdeckung liege bei 80 Prozent. Alleine in diesem Jahr habe Vodafone bundesweit 594 neue LTE-Stationen errichtet und an 460 bestehenden Mobilfunkstandorten erstmals LTE-Technik installiert. An das Vodafone-GSM-Mobilfunknetz, das zur Telefonie und zum Verschicken von SMS ausreicht, seien aktuell 99,8 Prozent der Bevölkerung in Deutschland angeschlossen.
O2: Ausbauziele erreicht – zumindest in der Bevölkerung
Auch Telefónica meldete in diesen Tagen für das O2-Netz entsprechende Ausbauerfolge. Man habe in den vergangenen Monaten die Versorgung „an tausenden Mobilfunkstandorten bundesweit“ verbessert. Dort, wo bisher eine Mindestversorgung von 50 Mbit/s gegeben war, habe der Mobilfunker die Standorte umgebaut und auf mindestens 100 Mbit/s aufgerüstet. Damit erreiche man jetzt auch die zu Ende 2022 zu erreichende Auflage und versorgt in jedem der 16 Bundesländer mindestens 98 Prozent der Haushalte mit 100 Mbit/s. Als letztes Bundesland sei Thüringen hinzugekommen. Damit erfüllt O2 Telefónica die 100 Mbit/s-Auflage seit letztem Donnerstag auch im Bundesland Thüringen.
Handynetze mit Schwachstellen an Bahn und Autobahn
Die Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur aus der Frequenzversteigerung 2019 besagen aber auch, dass die Netzbetreiber noch weitere Auflagen einhalten müssen. Dabei geht es beispielsweise um die Versorgung des Schienennetzes und der Autobahnen, die ebenfalls mit 100 Mbit/s versorgt sein müssen. Die Mobilfunker müssten bis Ende des Jahres zunächst ausschließlich besonders stark frequentierte Bahnstrecken mit 100 Mbit/s versorgen. Bei Strecken auf denen maximal 2.000 Fahrgäste durchschnittlich täglich unterwegs sind, dürfen sich die Provider mehr Zeit lassen. Auf diesen Verbindungen darf die Downloadrate auch nur 50 Mbit/s betragen, wenn der Ausbau bis zum 31. Dezember 2024 abgeschlossen sein wird.
Auf Bundesautobahnen und Bundesstraßen hingegen muss bis zum 31. Dezember 2022 eine Versorgung mit mindestens 100 Mbit/s im Downlink möglich sein. Zudem darf die Latenz zwischen einem Endgerät und der jeweiligen Basisstation nicht mehr als 10 Millisekunden betragen. Ob das am Ende erreicht wird, darf bezweifelt werden. Zumindest schweigt sich Vodafone zu dem Thema aus, O2 sagt, man wird auch die anderen Versorgungsauflagen zeitgerecht erfüllen, soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich ist. Bei den Bahnstrecken stellt sich das Problem, dass eigentlich versprochene Frequenzen nun doch erst einmal nicht nutzbar sein werden.
Übrigens: Auch 1&1 hätte zu Ende 2022 Ausbauauflagen für sein neues Netz erfüllen müssen. Bisher ist der Anbieter aber noch nicht gestartet. Offen ist, wie die Bundesnetzagentur darauf reagieren wird. Zuletzt hab es Gerüchte über einen Verkauf.