Ob Lohnsteuer oder Mehrwertsteuer, ob Grund-, Erbschafts- oder Kfz-Steuer: In Deutschland gibt es das Vielsteuersystem mit über 40 verschiedenen Steuerarten. Fast alle müssen von nahezu jedem bezahlt werden. Doch von einer Steuer kann man sich befreien lassen. Und davon profitieren fast 20 Millionen Deutsche, die viele hundert bis weit über 1.000 Euro jährlich sparen können.
Freiwillige Steuer: So spart man hunderte Euro pro Jahr
Das monatliche Durchschnittsgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers in Deutschland lag im Jahr 2023 bei rund 4.480 Euro brutto. Bei Steuerklasse 1, der in Deutschland am häufigsten vorkommenden Klasse, werden von dem Bruttogehalt jeden Monat gut 700 Euro Lohnsteuer abgezogen. Verhindern lässt sich das nicht. Aber: Gut 60 Euro monatlich werden für die Kirchensteuer abgezogen, wie sich mit einem Brutto-Netto-Rechner herausfinden lässt. Auf das gesamte Jahr hochgerechnet sind das rund 740 Euro.
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Wie viel vom Gehalt für die Kirchensteuer abgezogen wird, hängt also einerseits vom Bruttogehalt ab und andererseits von der Steuerklasse. In der Regel sind es aber – je nach Bundesland – acht oder neun Prozent der Lohn- oder Einkommensteuer. Von den knapp 39 Millionen Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland zahlt rund die Hälfte Kirchensteuer. In Summe nahm die katholische Kirche im vergangenen Jahr mit der Kirchensteuer 6,51 Milliarden Euro ein; die evangelische Kirche rund 5,9 Milliarden. Doch in Zukunft werden die Einnahmen wohl zurückgehen.
Fast eine Million Deutsche pro Jahr lässt sich befreien
Der Grund: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus und lassen sich von der Steuer befreien. Nach Angaben des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft setzte sich der Trend der vergangenen auch 2023 fort. Und so haben vergangenes Jahr rund 900.000 Menschen die Kirche verlassen. Wer sich von dieser freiwilligen Steuer befreien lässt, kann somit viel Geld sparen. In unserem Ratgeber zeigen wir dir, wie das funktioniert. Doch ein Austritt hat auch Nachteile.
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Wer aus der Kirche austritt, spart sich damit zwar die Steuer, hat aber unter Umständen auch keinen Zugang mehr zu kirchlichen Sakramenten und Dienstleistungen wie einer kirchlichen Eheschließung, der katholischen Taufe für Kinder oder einer kirchlichen Beerdigung. Darüber hinaus engagieren sich Kirchen in sozialen Projekten wie Caritas und Diakonie. Ein Austritt bedeutet, dass man indirekt weniger zur Unterstützung von gemeinnützigen Diensten beiträgt. Aber: Die Kirchensteuer dient in erster Linie dem jeweiligen Bistum dazu, sein Personal zu finanzieren und etwa Pfarrer und Co. zu bezahlen. Karitative Einrichtungen wie Altenheime und Kindergärten werden zu über 90 Prozent vom Staat bezahlt, berichtet der Deutschlandfunk. Nur etwa zehn Prozent werden über die Kirchensteuer finanziert.