Das 5G-Netz entscheidet sich gravierend von seinen Vorgängern UMTS und LTE. Denn der kommende Mobilfunkstandard verfügt über Spezialfähigkeiten, die es vorher noch nicht gab. Das neue Mobilfunknetz besteht prinzipiell aus drei sogenannten Slices mit unterschiedlichen Funktionen.
Bei diesen Features handelt es sich um geringe Latenzen, hohe Bandbreiten und geringen Energiebedarf. Somit besteht das 5G-Netz im Prinzip aus drei Netzen mit unterschiedlichen Anforderungen. Bei Bedarf können darüber hinaus noch weitere lokale und regionale Slices mit spezialisierten Qualitätsanforderungen definiert werden, die sich nicht von anderen Nutzern beeinflussen lassen. Details dazu haben wir in einem Ratgeber zur 5G-Technik für dich zusammengestellt.
5G in Deutschland
5G ist in Deutschland angekommen. Bislang spricht man bei 5G vor allem über den 5G-NR-Standard, auch als 5G-NSA bezeichnet. NSA steht für Non-Stand-Alone. 5G benötigt hier stets einen parallelen LTE-Träger für die Signalisierung im Netz. Das bedeutet gleichzeitig, dass es Spezialfähigkeiten der Slices in den öffentlichen Netzen nicht gibt, sondern es lediglich darum geht, 5G und höhere Datenraten anzubieten.
Erst 5G SA, also 5G Stand-Alone, bringt die vollen Möglichkeiten von 5G mit sich. Diese 5G-Variante steckt zumindest für den Privatkundenmarkt aber noch in den Kinderschuhen. Die Anbieter müssen ihr Netz im Hintergrund dafür komplett umstricken, eigene Vermittlungstechnik aufbauen und vieles mehr. Denn nur, wenn auch das Kernnetz auf die Fähigkeiten von 5G vorbereitet ist, kann 5G SA funktionieren. Auch dein Handy muss 5G SA unterstützen. Zwar
5G gibt es in Deutschland aktuell von den drei etablierten Anbietern Vodafone, O2 und der Telekom. Alle drei Netzbetreiber haben bereits eigene 5G-Sendemasten in Betrieb genommen. Auch die aktuellen Mobilfunktarife der beiden Netzbetreiber sind 5G-fähig. Denn nur wenn ein Tarif für 5G freigeschaltet ist, kannst du ihn auch im 5G-Netz nutzen. Außerdem brauchst du ein passendes 5G-Handy. Und last not least solltest du dich in einem Gebiet mit 5G-Empfang befinden.
Neueinsteiger 1&1 hat ebenfalls erste Sendemasten online – allerdings nur punktuell. Auch hier ist noch kein 5G SA im Einsatz.
Wo gibt es 5G?
Telekom, Vodafone und O2 haben ihre 5G-Bereiche in ihre Netzabdeckungskarte eingearbeitet. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass es mehrere Netzabdeckungskarten für 5G gibt – vergleichbar mit der heutigen Abdeckung von GSM und LTE. Denn die drei Kernfunktionen von 5G wird es nicht flächendeckend im ganzen Land geben und sie werden unterschiedliche Bereiche abdecken, um die jeweiligen Anwendungen zu realisieren. 1&1 macht ein großes Geheimnis darum, wo das eigene Netz schon aktiv ist.
Das ergibt sich auch aus den Frequenzen, die für 5G zur Verfügung stehen. Schon jetzt zeigt sich, dass die Netzbetreiber in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Frequenzen einsetzen. Aus diesen Frequenzen ergibt sich nicht nur die Reichweite eines Sendemastes und somit die 5G-Netzabdeckung, sondern auch die Datenrate.
So ist es mit den im Frühjahr 2019 versteigerten Frequenzen um 3,5 GHz nicht wirtschaftlich möglich, Gigabit-Datenraten in das letzte Waldstück und in ländliche Regionen zu bringen. Im Allgemeinen reichen sie nur wenige hundert Meter weit.
Niedrige Latenzen und Sensoren-Netze lassen sich jedoch über andere Frequenzen realisieren, die die drei etablierten Anbieter bereits heute nutzen können. So setzt Vodafone bereits 5G auf Frequenzen um 700 MHz ein. Allerdings: Hier stehen nur 10 MHz Spektrum zur Verfügung, was etwa 100 Mbit/s im Downstream möglich macht. Über die 3,5 GHz-Frequenzen ist ein Vielfaches möglich.
Doch niedrige Frequenzen werden es langfristig ermöglichen, die Sensoren-Netze und niedrige Latenzen deutschlandweit anzubieten. Um die Geschwindigkeit auch auf dem Land zu erhöhen, ist es aber möglich, dass mehrere Frequenzen gebündelt werden. Dieser Carrier Aggregation gibt es auch bei LTE.
Das Vodafone-5G-Netz
Das Telekom 5G-Netz
Das O2 5G-Netz
Welche Auflagen haben die 5G-Anbieter?
Die drei etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 mussten
- bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s sowie alle Bundesautobahnen mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens 10 Millisekunden Latenz und außerdem zahlreiche Bundesstraßen (Verbindungsfunktionsstufen 0/1) mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens 10 ms Latenz
- und die Schienenwege mit mehr als 2.000 Fahrgästen pro Tag mit mindestens 100 Mbit/s versorgen.
Weitere Auflagen sehen vor, dass die drei etablierten Anbieter
- bis Ende 2024 alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s und höchstens 10 ms Latenz sowie alle Landes- und Staatsstraßen und die Seehäfen sowie das Kernnetz der Wasserstraßen im Binnenbereich mit mindestens 50 Mbit/s
- sowie bis Ende 2024 alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 Mbit/s
versorgen.
Das gilt nicht explizit für den LTE-Nachfolger 5G, sondern für das generelle Mobilfunknetz der Anbieter. Die Versorgung kann also auch per LTE erfolgen. Die genannten Datenraten gelten nicht für jeden einzelnen Nutzer oder Haushalt als garantierte Geschwindigkeit, sondern als ausgesendete Leistung pro Antennensektor. Durch den Shared-Medium-Effekt ist die tatsächliche Datenrate geringer.
Außerdem mussten die Netzbetreiber bis Ende 2022 1.000 Basisstationen mit der 5G-Technik errichtet haben und 500 weitere Basisstationen mit mindestens 100 Mbit/s in „weißen Flecken“ im ländlichen Raum – auch hier ausdrücklich nicht nur per 5G.
Für United Internet / 1&1 gelten als Neueinsteiger andere Auflagen. 1&1 muss bis Ende 2023 mindestens 25 Prozent der Haushalte und bis Ende 2025 mindestens 50 Prozent der Haushalte mit seinem neuen Netz versorgen. Auch 1&1 hätte bis Ende 2022 1.000 5G-Basisstationen errichten müssen, hat das Ziel aber weit verfehlt.
Welche Frequenzen werden für 5G in Deutschland genutzt?
Grundsätzlich ließe sich jede Mobilfunkfrequenz für 5G nutzen. In Deutschland war jedoch vor allem das Frequenzband um 3,5/3,6 GHz als Pionierband für 5G vorgesehen. Dieser Bereich bietet vor allem die Möglichkeit, hohe Datenraten und somit schnelles Internet zu liefern, da hier große zusammenhängende Frequenzbereiche zur Verfügung stehen.
Dabei werden sich die Netzbetreiber aber auf Großstädte konzentrieren. Sie sehen keine finanzielle Basis, eine Abdeckung auf dem Land mit den Frequenzen zwischen 3,4 und 3,7 GHz zu realisieren. Die Reichweite der Frequenzen ist sehr gering, die Sendemasten müssten sehr viel enger aufgebaut werden als noch unter 4G oder 3G. Telefónica hat berechnet, dass eine flächendeckende Versorgung eine Investition von 76 Milliarden Euro und 200.000 Sendern erfordern würde. Zum Vergleich: Aktuell unterhalten die Betreiber der verschiedenen Netze jeweils etwa 40.000 Standorte im ganzen Land.
Im versteigerten 5G-Spektrum um 3,6 GHz haben Telekom und Vodafone im Frühjahr 2019 jeweils 90 MHz ersteigert. O2 hat sich in der Auktion 70 MHz gesichert und Neueinsteiger United Internet 50 MHz. Die Versteigerung für die Frequenzen der neuen Mobilfunkgenerationen war dabei teurer als geplant. Das gemeinsame Gebot lag am Ende in Summe bei 6,55 Milliarden Euro.
Die Praxis sieht inzwischen aber anders aus. Es gibt weitere Frequenzbänder, die die Anbieter für die neue Mobilfunk-Generation in Deutschland nutzen. Wie erwähnt, kommen sowohl die Frequenzen um 700 MHz also auch Frequenzen um 2100 MHz um Einsatz. Auch 1800 MHz sind für 5G inzwischen in der Anwendung. All diese Frequenzen bieten zwar grundsätzlich die 5G-Funktionen aber kein Gigabit-Internet.
Aktuell diskutieren die Netzbetreiber mit dem Regulierer außerdem über die Vergabe von Frequenzen um 26 und 60 GHz für den Mobilfunk der fünften Generation. Diese Frequenzen sollen eine Alternative zu Glasfaserleitungen zu den Kunden in die Wohnungen und Firmen sein. Die letzten Meter von der Straße bis in die Wohnung soll eine Funkstrecke auf diesen Frequenzen im 5G-Standard überbrücken.
News, Ratgeber, Hintergrund: Alles zu 5G
- Übersicht: Alles zum neuen Mobilfunkstandard 5G
- Infrastruktur: Die Technik hinter dem Netz der Zukunft
- Antennenwald dank 5G?: 5G und die Antennen
- 5G statt Glasfaser: Gigabit per Funkleitung
- Realitätscheck: 5G in der Praxis: Möglichkeiten für Industrie, Medizin & private Nutzer
- Fernsehen auf dem Handy: Mit 5G Broadcast soll es kommen
- Immer informiert: Aktuelle News zum Thema 5G
Schön,aber“ was ist mit den jetzigen handy, muß wieder ganz neue „Generation“ von Handy kaufen…. Oder das wird werschwigen? Als Überraschung,
Wenn du 5G nutzen willst, brauchst du ein neues Smartphone. Diese sind aber derzeit noch rar und kosten relativ viel. Die nächsten Jahre wirst du auch problemlos ein LTE-Handy nutzen können.
Ich wurde aber immer noch nicht schlau, welche Vorteile habe ich, als Endkunde, davon?
Mit LTE und 15 GB im Monat bin ich mehr als gut bedient. Um ein paar Videos oder Dokumenten aus dem Netz runterzuladen, ist LTE mehr als schnell genug.
Telefonieren kann ich auch, Videotelefonie funktioniert auch super.
Wozu brauche ich 5G? Wo ist der Mehrwert? Latenzen? Wo brauche ich die, als normalo Bürger?
Die Vorteile für Endkunden halten sich wirklich in Grenzen. Größter Vorteil ist meiner Meinung nach die höhere Kapazität in Bereichen mit vielen Menschen. Beispielsweise im Fußballstadion oder auf dem Weihnachtsmarkt. Die schnellere Geschwindigkeit ist nett, wenn man beispielsweise vor dem Abflug in ein paar Sekunden noch ein paar Folgen der Lieblingsserie herunterladen kann. Sind aber definitiv Luxusprobleme und privat würde mir LTE locker ausreichen. 15 Gigabyte jedoch auf keinen Fall 😉
Die 5 G Netzabdeckungskarte von Vodafone funktioniert
leider nicht. Bitte nach Möglichkeit korrigieren. Danke.