1&1 betreibt künftig ein eigenes Mobilfunknetz
Telefónica Deutschland muss am Ende 1,42 Milliarden Euro an den deutschen Staat zahlen. Dafür gibt es 2 x 20 MHz im Bereich um 2 GHz (für 381 Millionen Euro) und 70 MHz im 3,6-GHz-Bereich (für 1,04 Milliarden Euro). Und mit 1&1 Drillisch hat sich auch der Neueinsteiger am Ende wichtiges Frequenzspektrum sichern können – für insgesamt 1,07 Milliarden Euro. Dabei entfallen 335 Millionen Euro auf 2 x 20 MHz im Bereich 2 GHz. Außerdem 735 Millionen Euro auf 50 MHz im 3,6-GHz-Bereich. Damit steht fest: 1&1 Drillisch wird in Zukunft als vierter Mobilfunk-Netzbetreiber in Deutschland mit einem eigenen 5G-Netz agieren. In Gegenden, in denen noch kein eigenes Netz zur Verfügung steht, möchte 1&1 Drillisch ein National-Roaming-Abkommen mit Telefónica Deutschland nutzen. Zuletzt hatten die vier zu der Auktion zugelassenen Unternehmen erbittert um 10 Megahertz im 3,6-GHz-Band gestritten. Am Ende hat 1&1 auf diese 10 Megahertz verzichtet und nur fünf statt sechs Frequenzblöcke ersteigert. Das könnte vor allem langfristig mit höheren Kosten beim Netzaufbau und Netzbetrieb verbunden sein.Wofür wird das 5G-Geld ausgegeben?
Die Erlöse aus der 5G-Auktion fließen in das Sondervermögen „Digitale Infrastrktur“ (Digitalinfrastrukturfonds) und sollen damit für eine öffentliche Förderung von Glasfaseranschlüssen und für Investitionen in die digitale Infrastruktur von Schulen eingesetzt werden.So geht es mit 5G in Deutschland jetzt weiter
Das ersteigerte Spektrum hat eine Laufzeit bis zum Jahr 2040. Die Bundesnetzagentur wird die formale Zuteilung des Spektrums an die vier Unternehmen im Bereich von 2,1 GHz abhängig vom ersteigerten Block mit Wirkung zum 1. Januar 2021 beziehungsweise 1. Januar 2026 vornehmen. Das 3,6 GHz Spektrum steht schrittweise in den nächsten Jahren und vollständig ab 2022 zur Verfügung. Telefónica Deutschland will das erworbene Spektrum aufgrund seiner physikalischen Ausbreitungseigenschaften in einem ersten Schritt insbesondere für die 5G-Versorgung von Ballungsräumen und Industriestandorten mit hohen Datenraten und geringen Latenzzeiten nutzen. Die anderen Anbieter dürften ganz ähnlich vorgehen. Zudem meldete Telefónica Interesse an bereits genutztem Frequenzspektrum unterhalb von 1 GHz an, um einen schnellen und räumlich weitreichenderen Breitbandausbau vorantreiben zu können. Das notwendige Spektrum werde aktuell zum Teil von den Netzbetreibern noch für GSM- (2G) und LTE-Anwendungen (4G) genutzt. Regulär ist es erst ab Anfang 2026 (800 MHz Spektrum) beziehungsweise 2034 (700 & 900 MHz Spektrum) verfügbar. Eine Verlängerung des auslaufenden Frequenzspektrums sei wichtig, um dadurch eine schnellere Verbreitung von mobilem Breitband in der Fläche zu fördern.Präsident der Bundesnetzagentur nimmt Bieter in die Pflicht
„Das Ende der Auktion ist zugleich der Startschuss für 5G in Deutschland„, sagte am Mittwoch der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. „Ich freue mich, dass vier Unternehmen Frequenzen ersteigert haben und beim 5G-Netzausbau in Wettbewerb treten. Die Frequenzen sollen nicht nur für den neuen Mobilfunkstandard 5G, sondern auch für eine bessere Mobilfunkabdeckung in Deutschland eingesetzt werden.“ Für Homann liegt es nun in der Hand der Unternehmen, die Frequenzen zügig zu nutzen und die damit verknüpften Versorgungsauflagen zu erfüllen.Reaktionen der Netzbetreiber
Die Deutsche Telekom teilte in einer ersten Reaktion mit, jenes Spektrum erhalten zu haben, das man sich zum Ziel genommen habe. „Trotzdem hinterlässt die Auktion einen bitteren Nachgeschmack“, sagte Telekom-Vorstand Dirk Wössner am Abend. „Auch diesmal ist das Spektrum in Deutschland viel teurer als in anderen Ländern. Das Geld für die Auktion fehlt den Netzbetreibern in Deutschland. Mit dem Auktionserlös hätte man circa 50.000 neue Mobilfunk-Standorte bauen und viele weiße Flecken schließen können.“ Auch von Vodafone war zu vernehmen, das Auktionsziel erreicht zu haben. Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, gibt zu Protokoll: „Wir haben die Frequenz-Ausstattung bekommen, auf die wir abgezielt haben.“ Weil viel Geld ausgegeben wurde, sei es nun wichtig, „dass Politik und Branche gemeinsam ein Reinvestitions-Programm erarbeiten, mit dem die Erlöse direkt in den Mobilfunkausbau fließen.“ Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas sagt: „Wir haben in der Auktion ein gutes Ergebnis erzielt und ein werthaltiges Frequenzpaket erworben, das unser bestehendes Spektrum ideal ergänzt.“ Zudem kritisierte Telefónica-Managerin Valentina Daiber noch einmal den gesamten Ablauf der Auktion: „Der Verlauf der Auktion hat gezeigt, dass das Design sowie die nicht ausreichende Menge an zur Verfügung gestellten Frequenzen die Kosten in die Höhe getrieben haben.“Empfohlener redaktioneller Inhalt
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