50 Mbit/s: Das steckt hinter den langsamen Handyverträgen in Deutschland

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Ist dir schon aufgefallen, dass Handyverträge, die nicht direkt von Telekom, Vodafone oder O2 stammen, in der Regel auf 50 Mbit/s gedrosselt sind. Das hat einen Grund – und der treibt die Provider auf die Palme.
Eine Frau hält ein Handy in der Hand
50 MBit/s: Darum sind viele Handyverträge nicht schnellerBildquelle: Dayron Villaverde / Pixabay

Es gibt keinen technischen Grund dafür und trotzdem bekommst du in aller Regel bei einem Provider wie freenet oder einem lokalen Anbieter wie EWE Tel keinen Handyvertrag, der dir mehr Bandbreite bietet, als 50 Mbit/s – zumindest, wenn 5G enthalten ist. Das hat einen Grund. „Derzeit bieten Netzbetreiber Serviceprovidern ausschließlich auf 50 Mbit/s Downloadgeschwindigkeit gedrosselte 5G-Leistungen an.“ Das sagt Norbert Westfal in einem aktuellen Interview mit der WirtschaftsWoche. Westfal ist Geschäftsführer der EWE Tel, einem regionalen Glasfaser-Anbieter im Nordwesten Deutschlands. Um den eigenen Kunden alles aus einer Hand anbieten zu können, bietet EWE Tel auch Handyverträge an, ohne ein eigenes Netz zu haben. EWE Tel hatte zusammen mit freenet gegen die 5G-Frequenzauktion im Jahre 2018 geklagt – und Recht bekommen. Aktuell versucht die Bundesnetzagentur als Beklagte, gegen die Nichtzulassung der Revision des Verwaltungsgerichts Köln mit einer Nichtzulassungsbeschwerde vorzugehen.

Es dreht sich alles um die Diensteanbieterverpflichtung

Teil der Auktionsauflagen war ein Verhandlungsgebot zwischen Providern wie freenet und Netzbetreibern wie Telekom, Vodafone und O2. Dabei dreht sich alles um den Netzzugriff, den die Provider haben wollen. Die Frage ist, ob die Netzbetreiber diesen gewähren müssen. Eine bis dato existierende Diensteanbieterverpflichtung wurde abgeschafft. Das kritisierten die Provider seinerzeit scharf und entschieden sich für den Klageweg.

„Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als nur gedrosselte Angebote zu vermarkten, weil uns die wahre 5G-Leistung gar nicht verkauft wird“, so Westfal. Man fordere nur eine Gleichbehandlung. „Mit Hilfe von uns Dienstanbietern können die teuer gebauten 5G-Netze besser ausgelastet und damit wirtschaftlicher betrieben werden.“ Bis heute fordern die Provider die Einführung einer Diensteanbieterverpflichtung. Aktuell versuchen sie, diese Auflage im Rahmen der laufenden Diskussionen um die Verlängerung bestehender Mobilfunkfrequenzen durchzubekommen. Die Bundesnetzagentur hat aber bisher nur signalisiert, sogenannte „Leitplanken“ für ein Verhandlungsgebot zwischen Netzbetreibern und Providern aufzustellen.

1&1 darf Providern keine Vorleistung anbieten

Vorleistungen für eigene Handyverträge bei 1&1 dürfen die Provider übrigens auch nicht einkaufen. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass Vodafone 1&1 vertraglich untersagt hat, ihre Leistungen anderen Mobilfunkanbietern zu verkaufen – denn diese Kommunikation würde letztlich auch über ihr Netz laufen“, führt Westfal weiter aus. Der Grund: 1&1 baut zwar ein eigenes Mobilfunknetz auf, hat derzeit aber nur wenige hundert Sendestationen. Im übrigen Teil Deutschlands nutzt 1&1 das National Roaming im Netz von Vodafone. Westfal fordert den Wegfall dieses Passus, da das den Markt für die Diensteanbieter beleben würde.

Wie sehr der Mobilfunkmarkt auch durch den Markteintritt von 1&1 als Netzbetreiber in Bewegung ist, zeigt sich derzeit für Privatkunden bei den Tarifen. So bietet 1&1 eine Mobilfunkflatrate für Daten, SMS und Telefonate für unter 10 Euro monatlich an und O2 hat seine Tarife für Handyverträge drastisch reduziert und ist damit inzwischen auch auf Discounter-Niveau angekommen. Stimmen aber die Vorleistungsangebote der Mobilfunknetzbetreiber nicht, so haben Provider keine Chance, ihren Kunden ähnlich attraktive Angebote zu machen.

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1 KOMMENTAR

  1. Nutzerbild Matthias

    Das mag ja alles sein, aber 50MBit reicht für fast jeden fast immer, wenn es Mobile ist.
    Bandbreitenbedarfe werden immer völlig falsch eingeschätzt.

    Antwort

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