Das Galaxy S9 hat den Testparcours von inside-digital.de bereits durchlaufen. Nur knapp schrammte es an der Bestwertung vorbei. Unter anderem büßte das Modell in den Teilbereichen Akku und Kamera Punkte ein. So ist etwa der Energieträger gut, allerdings nicht überragend. Zwar kann die Kamera nahezu vollends überzeugen, die Einstrahlungen im Objektiv und die eingesparte zweite Kamera des Galaxy S9+ trüben jedoch ein wenig die Begeisterung. Doch es gibt weitaus mehr, was dafür und was gegen die Anschaffung eines Galaxy S9 spricht.
Die Pro-Argumente
1. Pfeilschnell
Das Galaxy S9 ist aktuell das zweitschnellste Android-Smartphone der Welt. Nur das Galaxy S9+ ist schneller. Im Benchmark-Test erreichte das Spitzenmodell einen Wert von 244.895 Punkten. Das S9+ kam im gleichen Test (AnTuTu in der Version 7.0.4) auf 249.185 Punkte. Den dritten Platz belegt mit gut 216.000 Punkten aktuell das HTC U11+. Auch in der Praxis stellte das Galaxy S9 unter Beweis, dass der Benchmark-Test nicht lügt.
Samsung Galaxy S9 im Test
2. Brillante Fotos
Samsung stattet das Galaxy S9 mit einer Weltneuheit aus: einer variablen Blende. Was bei Objektiven für Spiegelreflexkameras seit Jahrzehnten völlig normal ist, gab es im Smartphone-Bereich noch nicht. Die Auswirkung: Je nach Einstellung verringert oder vergrößert sich die Schärfenebene. Öffnet man die Blende lässt sich die Belichtungszeit verlängern, ohne dabei den ISO-Wert erhöhen zu müssen. In der Praxis verschwimmt der Hintergrund bei der Blende f/1.5 und das zentrale Objekt kommt deutlicher zur Geltung. Bei der Blende f/2.4 hingegen wird das Bild durchgängig schärfer. Im Dunkeln holt man mit der großen Blende die letzten zehntel Sekunden für ein unverwackeltes Foto heraus.
3. Schlanke Nutzeroberfläche
Samsung hat die Nutzeroberfläche deutlich verschlankt. Vergleicht man Samsung Experience 9 mit Touchwiz, das etwa noch auf dem Galaxy S6 läuft, liegen Welten dazwischen. Die Koreaner haben hier nicht nur mit dem Besen durchgekehrt. Sie haben gleich mehrere Kehrmaschinen durchgeschickt. Es macht Spaß das Galaxy S9 zu bedienen: Alles steckt in einer übersichtlichen und schön gestalteten Oberfläche, in der sich auch Samsung-Neulinge schnell zurechtfinden. Dazu trägt auch bei, dass in den Einstellungen verwandte Themen „verlinkt“ sind und so schnell von einem Einstellungsbereich zum anderen gesprungen werden kann.
Samsung Galaxy S9: Die Nutzeroberfläche und Software
4. Hervorragendes Display
Hell, scharf, einstellbar: Das 5,8 Zoll große Display des Galaxy S9 kann in vollem Umfang überzeugen und zusammen mit dem Panel des großen Bruders getrost als Referenzprodukt angesehen werden. Bei einer Auflösung von 1.440 x 2.960 Pixel ist die Schärfe hervorragend.
5. Musikgenuss dank Klinkenbuchse
Samsung baut beim kabelgebundenen Musikausgang weiter auf eine 3,5mm-Klinkenbuchse. Damit verzichten die Koreaner im Vergleich zu Apple, Huawei oder HTC zwar auf den digitalen Musikausgang über USB-Typ-C. Jedoch lassen sich so auch ganz normale Kopfhörer anschließen, die eventuell bereits vorhanden sind.
6. Weiterhin per Zeigefinger zu entsperren
Auch hinsichtlich des Fingerabdrucksensors zieht Samsung nicht mit Apple gleich. Statt nur auf eine Gesichtsentsperrung zu setzen, können Galaxy-S9-Nutzer weiterhin das Smartphone einfach und schnell mit ihrem Zeigefinger entsperren. Zudem hat Samsung dazu gelernt und die viel gescholtene Positionierung des Fingerabdrucksensors beim Galaxy S8 verändert. Der biometrische Sensor liegt jetzt unterhalb der Single-Kamera und ist damit ohne große Verrenkungen fassbar.
Dieses Element von Youtube kann auf dieser reduzierten Version der Webseite nicht dargestellt werden.
jetzt ansehenDie Contra-Argumente
1. Hoher Preis
Der Preis ist zum Marktstart recht hoch: Das Samsung Galaxy S9 kommt für knapp 850 Euro auf den Markt und ist damit 50 Euro teurer als der direkte Vorgänger zu seiner Zeit. Das neue Flaggschiff ist als Technologieträger und mit der Einzigartigkeit der Blendenverstellung sein Geld Wert, potentiellen Kunden sei jedoch geraten, mindestens zwei oder drei Monate zu warten. Dann rückt in der Regel der Preis in einen etwas weniger schmerzhaften Bereich. Hinzu kommt, dass der Unterschied zu den 2017er Flaggschiffen aus eigenem Haus und auch der Konkurrenz nicht mehr so groß ist, wie es beim Galaxy S8 der Fall war. So ist das Samsung Galaxy S9 beileibe kein Schnäppchen. Übrigens: Zum gleichen Preis bekommt man auch das Galaxy S9 Duos mit Dual-SIM-Funktion.
2. Sprachassistent kann immer noch kein Deutsch
Die Nutzungsweise von Bixby ähnelt anderen Sprachassistenten wie etwa Apples Siri oder Amazons Alexa. Bixby beantwortet Fragen, steuert Apps, stellt Wecker, sowie Timer und personalisiert seine Spracherkennung. Zwar erhielt der Samsung-Sprachassistent nun schon mehrere Updates, was nicht immer unproblematisch ablief, dennoch spricht Bixby bisher nur wenige Sprachen. Deutsch beherrscht der Sprachassistens noch immer nicht.
3. Super-Slow-Mo (Super-Zeitlupe) nur in HD
Die Superzeitlupe des Galaxy S9 mit ihren 960 Bildern pro Sekunde kann beeindrucken. Es gibt aber auch Kritik: Samsung bringt den Sensor lediglich dazu in HD-Auflösung, also in 720p aufzunehmen. Konkurrent Sony verbaut in seine neue Spitzenklasse Xperia XZ2 und Xperia XZ2 Compact einen Sensor mit den gleichen Spezifikationen, schafft es aber, die gleiche Bildfolgegeschwindigkeit mit Full-HD zu realisieren.
4. Gruselige Animoji-Kopie
Die AR Emojis, die Samsung erstmals im Galaxy S9 und S9+ einsetzt, sind eine schreckliche Kopie von Apples Animojis. Die insgesamt 18 Emotionen können zwar in WhatsApp und dem Facebook Messenger versandt werden. Die Realitätsnähe der Emoji-Ergebnisse aber wirft Fragen auf. So richtig passend ist die Optik nicht und dürfte eher im asiatischen Markt Anklang finden.
5. Geisterbilder
Die Kamera hat ein Problem, das bei Gegenlicht deutlich sichtbar wird. Lensflares und sogar Geisterbilder von Leuchtreklamen sind bei Nachtaufnahmen und auch im Alltag deutlich zu sehen. Das lässt auf eine schlechte Vergütung der Linsen oder des Schutzglas schließen. Hier sollte Samsung, wenn möglich, zukünftige Chargen nachrüsten oder eine Software-seitige Lösung durch ein Update ausliefern. Zweiteres sollte jedoch nicht trivial sein. Falls es keine Lösung gibt, können die Einstrahlungen und Reflexionen zur Bildgestaltung genutzt werden. Das ist eine Notlösung, jedoch eine optisch ansprechende.
6. Kein Design-Novum
Wer beim Galaxy S9 eine Design-Revolution erwartet hat, hat zum einen die unzähligen Gerüchte vor der Präsentation verpasst und dürfte zum anderen massiv enttäuscht sein. Samsung hat das S9 ist im Detail verbessert. Mehr allerdings auch nicht. Beim Design und der Verarbeitung muss dem Nutzer also ein etwas veränderter Rahmen, ein versetzter Fingerabdrucksensor und um Femtometer verkleinerte Ränder genügen. Hinzu kommt: Nimmt man das Galaxy S9 in die Hand, sind die Fingerabdrücke auch schon wie eingebrannt. Das Putztuch begleitet also den reinlichen Nutzer auf Schritt und Tritt. Im Vergleich zu so manchem Konkurrent ist die Fingerabdruck-Neigung allerdings nicht ganz so präsent.