1&1: Neuer Angriff auf Telekom und Vodafone

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Der Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes von 1&1 kommt nicht so recht in Fahrt. Und genau das könnte den vierten deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber teuer zu stehen kommen. Chef Ralph Dommermuth holt jetzt zum Gegenschlag aus.
Nahaufnahme 1&1 Logo.
1&1 steht vor Hürden beim Aufbau eines eigenen 5G-Netzes. Jetzt kommt es zum nächsten Angriff auf die Konkurrenz.Bildquelle: Hayo Lücke / inside digital

Der Chef von 1&1 kämpft um sein Lebenswerk. Den aktuell laufenden Aufbau eines eigenen Handynetzes hatte Dommermuth als Gründer der 1&1-Muttergesellschaft United Internet wiederholt als wohl letzten großen Akt seiner umfangreichen Vita bezeichnet. Doch massive Schwierigkeiten und Verzögerungen bei der Errichtung von Antennenstandorten haben nicht nur seinen Ruf in der Branche leiden, sondern auch den Börsenwert von United Internet massiv einbrechen lassen. Zu Hochzeiten im Jahr 2018 war eine Aktie von United Internet fast 59 Euro wert, aktuell sind es nicht einmal mehr 15 Euro. Trotzdem prognostiziert Dommermuth in einem Interview mit dem „Handelsblatt“, der Erwerb von 5G-Frequenzen für ein eigenes Mobilfunknetz werde sich „auf längere Sicht rentieren.“

1&1 will Zugriff auf 5G-Netze von Vodafone und Deutscher Telekom

Dass das 5G-Netz von 1&1 noch immer nur lückenhaft nutzbar sei, schiebt Dommermuth auf nicht eingehaltene Versprechen der vertraglichen Ausbaupartner. „Unsere Ausbaupartner haben nicht das geliefert, was vertraglich vereinbart war“, kritisiert der Manager. Das hat zur Folge, dass gegenwärtig erst an 20 Standorten das eigene Mobilfunknetz von 1&1 nutzbar ist. „Weitere 80 werden gerade mit Antennen ausgestattet und an Glasfaser angeschlossen. Ende nächsten Monats sollen es 160 sein“, rechnet Dommermuth den aktuellen Ausbauplan vor. Ende des Jahres soll das Mobilfunknetz von 1&1 dann aus 1.200 Standorten bestehen. In allen anderen Regionen wird per National Roaming ein Mobilfunkzugriff über das Mobilfunknetz von Telefónica Deutschland möglich sein, wenn voraussichtlich im Herbst erste eigene Handytarife im neuen 5G-Netz von 1&1 starten.

Das allein reicht Dommermuth aber nicht. Er möchte mit aller Macht auch Zugriff auf die 5G-Netze von Vodafone und der Deutschen Telekom erhalten. Ein entsprechender Antrag sei bei der Bundesnetzagentur bereits gestellt worden. „Seit der jüngsten Novelle des Telekommunikationsgesetzes kann die Bundesnetzagentur Roaming zur Förderung des Wettbewerbs und der 5G-Versorgung in der Fläche anordnen. Von dieser Befugnis sollte sie nun im Sinne der Kunden Gebrauch machen“, stellt der 1&1-Chef klar. Den Vorwurf, er wolle damit den Druck aus den eigenen Ausbauverpflichtungen mindern, will Dommermuth nicht akzeptieren. „Wir haben mehr als eine Milliarde Euro für die Frequenzen bezahlt, Hunderte Millionen in die Aufrüstung unseres Glasfasernetzes investiert und 20.000 Antennen auf Lager. Da macht es überhaupt keinen Sinn, auf Dauer teure Roaming-Kapazitäten zu nutzen.“

Dommermuth ätzt gegen Vodafone

Kürzlich war auch bekannt geworden, dass 1&1 möglicherweise hohe Strafzahlungen an die Bundesnetzagentur leisten müssen wird, weil der 5G-Netzausbau aktuell so schleppend verläuft. Hintergrund: Jeder Mobilfunknetzbetreiber hat sich im Zuge der 5G-Auktion verpflichtet, die ihm zugewiesenen Frequenzen für einen raschen Mobilfunk-Ausbau zu nutzen. Weil die Vodafone-Tochter Vantage Towers aber nicht in ausreichendem Maße die vertraglich zugesicherten Mobilfunk-Standorte bereitstellen konnte, war es auch 1&1 nicht möglich, die Ausbauverpflichtungen zu halten. Darum steht jetzt ein Bußgeld in noch unbekannter Höhe im Raum.

Ein Bußgeld, das für Dommermuth nur schwer zu ertragen ist. Er ätzt in Richtung Vodafone und Vantage Towers: „Warum hätte ich davon ausgehen sollen, dass sie einen Vertrag nicht erfüllen?“ Vantage habe bis Ende letzten Jahres Vodafone über 1.600 Standorte für 5G-Antennen in Deutschland zur Verfügung gestellt. „Da ist es schon auffällig, wenn für uns kaum ein Standort abfällt“, kritisiert der 1&1-Chef. Doch mit dieser Diskrepanz müsse sich jetzt in Ruhe das Kartellamt beschäftigen. Im Februar hatte 1&1 das Kartellamt eingeschaltet, weil eine Behinderung durch Vodafone beim Bau des vierten deutschen Mobilfunknetzes vermutet werde.

Sollte sich die Bundesnetzagentur allen Zweifeln zum Trotz doch dazu entschließen, 1&1 für die verfehlten Ausbauverpflichtungen zu bestrafen, will Dommermuth zwar zahlen, sich das Geld aber an anderer Stelle zurückholen. „Wir würden natürlich versuchen, mögliche Zahlungen an unsere Dienstleister weiterzureichen.“ Neuer Krach in der Mobilfunk-Branche scheint da unausweichlich.

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2 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild HarryHH

    1 & 1? Finde ich gut!

    Da gibt es alles für einmalig nur 0 Euro.
    Und: Heute bestellt – morgen schon da

    Nur leider wurde der versprochene DSL/Glasfaseranschluss bis heute nicht in Hamburg gelegt
    Vermutlich ist der Kabelgraben noch nicht mal an der Stadtgrenze von Montabaur angekommen.

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  2. Nutzerbild Brandyjoe66

    An HarryHH: Dann musst du mal im Bauamt von HH nachfragen, warum die Bearbeitung der Bauanträge so lange dauern!

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