Wie das ARD-Hauptstadtstudio berichtet, möchte die Bundesregierung den Aufbau von privaten Ladeinfrastrukturen mit bis zu 10.200 Euro pro Haushalt unterstützt. Menschen erhalten somit rund 10.000 Euro vom Staat geschenkt – doch die Liste der Bedingungen, um von dem Programm zu profitieren, ist groß. Viele Haushalte könnten sich längst unwissentlich disqualifiziert haben.
10.000 Euro geschenkt? Die Bedingungen sind zahlreich
Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass Förderprogramme des Staates mit einer Liste von Bedingungen versehen sind. Dadurch soll beispielsweise sichergestellt werden, dass die richtigen Personen von den Maßnahmen profitieren oder Haushalte bereits zurückliegende Käufe nicht für die neue Förderung einreichen. Nicht immer fallen die Bedingungen dabei nachvollziehbar aus. Die Hürden für dieses Förderprogramm fallen besonders hoch aus.
Wer die 10.000 Euro geschenkt bekommen will, muss die kompletten Bestandteile der neuen Ladeinfrastruktur neu anschaffen. Sowohl PV-Anlage, Batteriespeicher und Ladestation für das E-Auto müssen gemeinsam gekauft werden. Ebenso kann die maximale Summe von 10.200 Euro dabei nur beansprucht werden, wenn das E-Auto dabei ein bidirektionales Laden ermöglicht. Ebenso muss der Strom der PV-Anlage ins Hausnetz und das allgemeine Stromnetz eingespeist werden. Ansonsten ist die maximale Fördersumme auf 9.600 Euro begrenzt. Da alle Komponenten neu angeschafft werden müssen, schließt das von vorneherein viele Menschen in Deutschland von dem Förderprogramm aus.
Jeder Haushalt, der bereits über eine PV-Anlage, einen Batteriespeicher oder eine Ladestation für das E-Auto verfügt, geht somit leer aus. Eine Förderung einzelner Bereiche ist mit diesem umfangreichen Förderpaket nicht vorgesehen. Dazu müssen Interessenten für das Förderprogramm zwangsweise über entsprechend große Grundstücke mit ausreichenden Flächen verfügen. Ansonsten ist der Aufbau der gewünschten Ladestruktur gar nicht umsetzbar. Mieter in Stadtwohnungen gehen bei diesem Förderprogramm somit ebenfalls leer aus. Dadurch entwickelt sich das gedachte Unterstützungsprogramm zu einer Förderung, von der größtenteils bereits gut gestellte Haushalte in Deutschland profitieren.
Gerade diesen Punkt bemängelte der Automobilclub von Deutschland (AvD), obwohl er die grundsätzliche Förderung von Ladestrukturen begrüßt. Die Hürden für das Programm sind schlichtweg zu groß. „Das werden nur Privatleute mit entsprechenden Grundstücken und entsprechenden Flächen hinbekommen“, erklärte AvD-Sprecher Herbert Engelmohr gegenüber der ARD. „Eigentum ist hier schon Voraussetzung, um diese Förderung in Anspruch nehmen zu können“, ergänzte er.
Nicht erste Fördermaßnahme für Ladestrukturen von E-Auto-Besitzern
Die Bundesregierung hatte bereits von November 2020 bis Oktober 2022 die Anschaffung von Wallboxen gefördert. Dabei wurden 689.980 von 974.449 beantragten Ladepunkten mit jeweils 900 unterstützt. Von den dafür vorgesehenen 800 Millionen Euro an Fördergeldern blieben rund 180 Millionen ungenutzt übrig. Für das neue Förderprogramm rechnet das Verkehrsministerium mit einer fünfstelligen Anzahl von eingehenden Anträgen. Die Gelder stammen aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF), einem Sondervermögen in Höhe von insgesamt 35 Milliarden Euro. Bei einer Fördersumme von 500 Millionen Euro könnte man bei maximal ausgezahlter Fördersummen rund 49.000 Haushalte bezuschussen. Anträge können ab dem 26. September 2023 bei der staatlichen Förderbank KfW eingereicht werden. Wie viel von der Fördersumme tatsächlich an Haushalte gelangt, bleibt dank der großen Hürden für das Förderprogramm jedoch abzuwarten.