Bei den Gas– und Stromanbietern, die besonders hohe Preise von ihren Kunden verlangen, handelt es sich keineswegs um dubiose Energieversorger. Dahinter verstecken sich ausgerechnet lokale Stadtwerke, Grundversorger, die für eine Versorgungssicherheit garantieren sollen. Es sind Unternehmen, die vom Vertrauen ihrer Kunden profitieren – und das auf Kosten eben jener. Betrachtet man etwa die Stadtwerke Schweinfurt, kostet dort die Kilowattstunde Strom zurzeit in der Grundversorgung 56 Cent. Bei einer vierköpfigen Familie mit einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden im Jahr sind das 2.380 Euro jährlich. Der günstigste Anbieter in der gleichen Region verlangt hingegen nur 1.400 Euro für die gleiche Menge an Strom, fast 1.000 Euro weniger.
Wechsel vom Gasanbieter kann ganzen Jahresurlaub finanzieren
Es geht jedoch noch schlimmer als bei Stadtwerken, die für Strom ordentlich abkassieren. Betrachtet man etwa die derzeitigen Gaspreise der Stadtwerke Velbert, müssen Kunden pro Kilowattstunde Gas 19,7 Cent zahlen. Da viele Gebäude in Deutschland nicht saniert sind, fallen gerade Heizkosten besonders ins Gewicht. Eine vierköpfige Familie kommt schnell auf einen Verbrauch von 20.000 kWh Gas. Umgerechnet sind das aufs Jahr gerechnet stolze 4.241 Euro, die die Familie zahlen muss. Der günstigste Anbieter vor Ort verlangt aber 2.500 Euro weniger im Jahr. Somit würde allein der Wechsel fort vom Grundversorger einen ordentlichen Familienurlaub ermöglichen.
Dabei handelt es sich bei diesen Beispielen leider nicht um Ausnahmefälle. Betrachtet man die jeweils zehn teuersten Grundversorger für Strom und Gas, offenbart sich Erschreckendes. Im Schnitt verlangen Stromgrundversorger 1.100 Euro mehr als die Konkurrenz. Beim Gas fällt die Kluft mit rund 2.300 Euro mehr umso größer aus.
Viele Kunden finden sich in Grundversorgungsverträgen
Die Grundversorgung ist der Vertrag, in dem Kunden automatisch landen, wenn sie sich nach einem Einzug nicht um andere Anbieter bemühen. Häufig wechseln die Grundversorger die hohen Preise mit der Argumentation, dass sie jeden Kunden aufnehmen müssen. Das mag zwar der Wahrheit entsprechen, betrachtet man jedoch die Preise, zu denen Strom eingekauft werden kann und den Preis, der an Kunden weitergegeben wird, scheint diese Marge bei vielen Stadtwerken dennoch unangemessen hoch. Die Versorgung von Kunden zu sichern, die möglicherweise noch in die Grundversorgung fallen, sollte nicht zulasten bereits vorhandener Kunden in den Tarifen erfolgen. Zumal nicht wenige Kunden insgesamt in die teuren Versorgungsoptionen fallen. Beim Gas ist rund jeder fünfte private Kunde in der Grundversorgung. Für Stromverträge betrifft es jeden vierten.
Dabei fallen nicht alle Grundversorger mit hohen Preisen negativ auf. Sowohl in Berlin, Hamburg als auch Köln kostet eine Kilowattstunde Strom knapp 42 Cent. Das entspricht laut Daten der Bundesnetzagentur dem bundesweiten Durchschnitt aller Verträge. Vereinzelt finden sich auch Grundversorger, deren Preise unterhalb des Durchschnittes liegen. Ein Beispiel dafür wäre die SWB in Bremen, die lediglich 35 Cent pro Kilowattstunde Strom verlangen. Die zehn teuersten Grundversorger für Strom und Gas sind zurzeit:
Stromanbieter | Preis pro kWh | Gasanbieter | Preis pro kWh | |
---|---|---|---|---|
Stadtwerke Schweinfurt | 56,35 Cent | Stadtwerke Velbert | 19,73 Cent | |
Stadtwerke Konstanz | 52,29 Cent | EVH | 19,59 Cent | |
SVS | 49,94 Cent | EVL | 19,56 Cent | |
ZEV | 49,71 Cent | EGG | 19,04 Cent | |
Stadtwerke Energie Jena-Pößneck | 49,21 Cent | Stadtwerke Weimar | 18,87 Cent | |
Stadtwerke Unna | 48,68 Cent | Belkaw | 18,74 Cent | |
EGG | 48,20 Cent | Stadtwerke Schwerin | 18,58 Cent | |
Stadtwerke Gmünd | 47,75 Cent | Stadtwerke Konstanz | 18,46 Cent | |
Velbert | 45,96 Cent | Stadtwerke Ingolstadt | 18,41 Cent | |
ENNI | 45,88 Cent | ZEV | 18,17 Cent |