5G ist auch eine Evolution, weil es langfristig nahezu alle bisherigen Mobilfunknetze ersetzen soll. In der Schweiz und anderen Ländern wurde bereits GSM teilweise deaktiviert und LTE und 5G driften immer weiter aufeinander zu. Bislang existierten GSM, UMTS und LTE als drei Netze nebeneinander und sprangen höchstens füreinander ein, wenn einer der Netzstandards nicht verfügbar war. UMTS ist in Deutschland inzwischen Geschichte.
Das wirklich Besondere ist aber, dass die echten 5G-Netze (5G SA) auch sogenannte Network-Slices ermöglicht. Das bedeutet, die Netze werden auf eine bestimmte Funktion hin ausgebaut und optimiert: Datendurchsatz, niedrige Latenz und energiearmes Netz. Außerdem gibt es garantierte Service-Levels innerhalb dieser Netz-Funktionen. 5G-Netze sind deshalb auch in der Planung schon deutlich engmaschiger.
Die Kehrseite: Es wird langfristig noch mehr Mobilfunkmasten auf Dächern und Feldern geben. Gleichzeitig werden Antennen, die in Städten nur kleine Bereiche versorgen, aber auch kleiner und sind im Idealfall nur so groß wie eine Handfläche. Letztlich müssen die Leitungen zu den Sendemasten auf 5G vorbereitet sein. Richtfunk-Anbindungen werden künftig nicht mehr in jedem Fall ausreichen.
5G NSA vs. 5G SA
Alle drei Netzbetreiber arbeiten bereits mit 5G und bieten dir ein entsprechendes Netz an. Lange war dieses 5G jedoch kein echtes 5G-Netz mit all seinen Möglichkeiten, sondern lediglich eine andere Form der Datenübertragung. Das 5G-Netz brauchte immer noch das LTE-Netz, damit es funktioniert. Man spricht von einem Non Stand Alone Netz – kurz NSA. Erst, wenn die Netze alleine arbeiten und auch die Technik hinter den Sendemasten umgebaut ist, kann 5G all seine Möglichkeiten ausspielen. Dieses bezeichnet man dann als 5G SA.
Ein erstes für Endkunden nutzbares 5G SA-Netz ist in Deutschland im April 2021 von Vodafone in Betrieb gegangen. Inzwischen vermarktet Vodafone dieses als 5G+. Die Telekom hat als Usecase ein Projekt mit RTL vorgestellt, bei dem Reporter vor Ort über speziell abgesicherte Networkslices in garantierter Qualität eine TV-Schalte durchführen können. Zum Einsatz kam das beispielsweise bei der Fußball–EM 2024. Für Privatkunden gibt es eine Gaminganwendung.
Was unterscheidet künftige 5G von bisherigen Netzen?
Niedrige Latenzzeiten
Wenn ein Endgerät binnen einer Millisekunde eine Antwort auf seine Anfrage aus dem Netz erhalten soll, funktioniert das nur, wenn das Transportnetz dafür entsprechend ausgerüstet ist. Das Problem: Selbst wenn das komplette Transportnetz aus Glasfaser besteht, setzt die Lichtgeschwindigkeit der niedrigen Latenz Grenzen.
Im Allgemeinen geht man davon aus, dass ein Signal für eine Distanz von etwa 500 Kilometern – also etwa die Entfernung Berlin-Frankfurt – rund 1,6 Millisekunden benötigt. Das Signal muss aber nicht nur von Berlin nach Frankfurt, sondern die Antwort auch wieder zurück nach Berlin. Die Ansprechzeit liegt also bei 3,2 Millisekunden und somit deutlich über dem Anspruch der Millisekunde.
EDGE-Computing
Die Folge ist, dass sich die 5G-Mobilfunknetze anders strukturiert sind und nicht auf zentrale Rechenzentren in Frankfurt oder gar den USA setzen. Sogenannte EDGE Cloud-Rechner werden deutlich näher an die Sendemasten rücken, als es heute der Fall ist. So ist denkbar, dass an einer Autobahn etwa alle 50 bis 100 Kilometer ein Mini-Rechenzentrum steht, das dem selbstfahrenden Auto die wesentlichsten Informationen binnen kürzester Zeit zusendet. Offen ist, ob jeder Mobilfunkanbieter diese EDGE-Server selbst aufbaut oder Kooperationen entstehen. Womöglich erledigen Dritte die Aufgabe.
5G wird auch die Industrie-Anlagen revolutionieren. Roboter sind flexibler einsetzbar, wenn sie in großen Hallen per Funk kommunizieren. Diese Netze bauen teils die Unternehmen selber auf, einige lagern diese Arbeit aber auch an die Netzbetreiber in Deutschland aus. Die Netze in den Hallen und auf den Geländen bleiben jedoch in sich geschlossene Netze auf eigenen Frequenzen. Eine öffentliche Nutzung ist sogar verboten.
Hoher Datendurchsatz
Bei 5G geht es immer wieder um hohe Datenraten. Wie schnell das 5G-Netz in seinem Breitband-Slice sein kann und wird ist von vielen Faktoren abhängig. Der wohl wichtigste: das zur Verfügung stehende Frequenzspektrum.
Doch egal, wie die Rahmenbedingungen sind: Eine Anbindung per Richtfunk wird für die Sendemasten oftmals nicht mehr ausreichen – ist aber nach Anbieterangaben dennoch möglich. Das Ziel wird dennoch sein: Mehr oder weniger jeder Mobilfunksender wird per Glasfasernetz angebunden. Das wird sich gleichzeitig auch auf den klassischen Breitbandausbau in Deutschland auswirken. Denn eine Glasfaserstrecke, die zu einem Sendemast auf dem Hausdach verlegt wird, lässt sich selbstredend auch für die Internetversorgung des Hauses nutzen.
Bis aber alle Sendemasten Deutschlands mit Glasfaserleitungen versorgt sind, vergeht noch viel Zeit. Lediglich die Telekom ist hier schon relativ weit. Man geht von mehr als 80 Prozent aller LTE-Sender der Telekom aus, die heute schon mit Glasfaserleitungen angebunden sind. Vodafone ist weit darunter, bei Telefónica waren es Anfang 2018 gerade einmal 20 Prozent, inzwischen aber sicherlich mehr. Denn Telefónica hat inzwischen zusammen mit Partnern begonnen, die eigenen Sendemasten mit Glasfaserleitungen zu erschließen. Die Herausforderung für den Konzern mit spanischer Muttergesellschaft: Er verfügt über kein eigenes Festnetz mehr.
Network Slices
Eine der wichtigsten Funktionen im kommenden 5G-SA-Netz werden die Network-Slices sein. Dabei geht es nicht nur darum, die drei Funktionen Breitband, Sensoren und Latenz abzubilden. Sondern auch darum, dass innerhalb dieser Funktionsbereiche eigene logische Netze eingerichtet werden. Das erfolgt rein software-basiert vom jeweiligen Netzbetreiber.
So ist es dann möglich, für spezielle Maschinen-Anwendungen spezielle Service-Level innerhalb des Slices einzurichten. Diese sind garantiert reserviert und werden nicht von anderen Netzen und Anwendern beeinflusst. Als Beispiel dient ein Network-Slice für die Steuerung von Ampeln. Diese Steuerung funktioniert auch noch und binnen der garantierten Zeit, wenn sich gleichzeitig zahlreiche andere Anwender im 5G-Netz befinden und Downloads ausführen. Denn bevor Datenpakete auf eine Luftschnittstelle gehen, priorisiert die Steuerung sie nach ihrer Wichtigkeit.
Wichtig zu verstehen ist: Es geht dabei nicht um eine Bevorzugung oder Benachteiligung von Netflix & Co. gegenüber anderen Web-Diensten. Vielmehr garantieren die Betreiber, dass hochsensible Anwendungen: Netze von Polizei und Rettungsdiensten sollen auch bei Großlagen noch funktionieren. Auch dann wenn die Bevölkerung die Netze zusätzlich massiv beansprucht. Das Netz der Bevölkerung wird weiterhin nach dem Prinzip der Netzneutralität betrieben.
Denkbar wäre aber, dass Teile der Kapazität des Netzes für Spezialanwendungen abgezweigt werden. Ein weiteres Beispiel dafür könnten mobile TV-Kameras im Stadion oder bei einer Großveranstaltung sein. Dafür müsste der Netzbetreiber einen lokal begrenzten Network-Slice einrichten, den der TV-Sender oder die Produktionsgesellschaft bestellen und bezahlen müssten. Im Gegenzug können sie sich darauf verlassen, dass ihre TV-Bilder ins Sendestudio gelangen, ohne dass sie eigene Funkstrecken mit den entsprechenden Lizenzauflagen und der damit verbundenen Technik einrichten müssen.
Beam Forming
Beam Forming ist eine der Antennen-Technologien, die die Nutzung von 5G deutlich verbessern soll. Eingesetzt wird Beam Forming in Teilen schon heute bei LTE. Beispielsweise versorgt Vodafone seinen stationären Internet-Empfänger Gigacube mit Beam Forming. Doch was ist Beam Forming? Dahinter steht eine aktive und intelligente Antennentechnik. Die kann zeitgleich zahlreiche Kunden zuverlässig und gezielt mit hohen Bandbreiten versorgt.
Die 5G Beam-Technologie vereint bis zu 128 speziell angeordnete winzige Antennen auf kleinstem Raum. Die einzelnen Antennen sind nicht nur besonders klein, sondern auch intelligent. Sie kennen immer die beste Luftschnittstelle, um Kunden auf direktem Wege zu erreichen. Die einzelnen „Beams“ bündeln sich in einer Antenne und werden gezielt auf den Empfänger ausgerichtet. Bewegt sich der Empfänger, verfolgen die Beams den Kunden. Sind allerdings viele Kunden etwa auf einem großen Platz unterwegs, funktioniert das nur noch bedingt. Alternativ bündelt das Netz mehrere Kunden in einem Spotbeam.
Kann bisherige Technik weiterverwendet werden?
Viel Technik, die in den vergangenen Jahren in den Mobilfunk-Netzen installiert wurde, lässt sich für 5G verwenden. Die Netzbetreiber sprechen daher auch gerne davon, dass sie „5G-ready“ sind. Die Telekom baut beispielsweise ihre Sendemasten auf eine Technik um, die sich Single-RAN nennt. Dadurch lassen sich an den einzelnen Standorten Frequenzen und Standards dynamisch in Betrieb nehmen und verlagern, ohne dass vor Ort ein Techniker arbeiten muss. Diese Single-RAN-Technik wird auch von Telefónica und Vodafone eingesetzt ist aber bei keinem Anbieter bereits flächendeckend vorhanden. Natürlich lassen sich auch die schon verlegten Glasfaser-Trassen weiterverwenden.
Die spezifische 5G-Hardware, die das eigentliche Signal produziert und die Features bereitstellt, bedarf aber eines Neuaufbaus. Das betrifft auch Antennen für den Frequenzbereich von 3,5 GHz, die die Anbieter neu aufbauen müssen.
Auch ein 5G-Stand-Alone-Netz, das alle 5G-Möglichkeiten ermöglicht und nicht einfach nur mehr Datenkapazität bringt, erfordert einen zusätzlichen Ausbau im Kernnetz der Anbieter. Hier muss einfach ausgedrückt die Vermittlungstechnik fit gemacht werden, damit die Daten im neuen 5G-Netz entsprechend verarbeitet werden können und niedrige Latenzen und Network-Slicing überhaupt möglich werden.
News, Ratgeber, Hintergrund: Alles zu 5G
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→ 5G in Deutschland: Hier kannst du den LTE-Nachfolger schon nutzen
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→ Antennenwald dank 5G?: 5G und die Antennen
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5G…wer brauchts? Ich jedenfalls nicht, 3-4G reicht vollkommen aus,ich muß weder am Strand ein Video streamen oder schauen noch brauche ich Haustechnik die mit dem Internet verbunden ist und Auto fahren tue ich lieber selbst. Inzwischen kann ich wirklich über die Menschheit sagen,mit fortschreitender Entwicklung der Technologie steigt die Verblödung und die Bequemlichkeit der Bevölkerung exponentiell.
@Andre Frost: Dann zieh doch zurück in eine Höhle. 😉
Du darfst es nutzen, aber musst es nicht!
etzt wird man bald draufgekommen, dass es in China so gut wie kein Corona mehr gibt! Dann wird uns die Politik einreden das dies an der „guten Überwachung“ liegt und das wir diese Überwachung auch benötigen um das Virus in den Griff zu bekommen!
Dafür braucht die Politik 5G!!!
Merke…“wer auf die Freiheit zugunsten der Sicherheit verzichtet, wird beides verlieren!“
Wahnsinn, was für Schwurbler & Ewig-Gestrige hier unterwegs sind…
@Author: Vielen Dank für den guten informativen Artikel!