In unserem Ratgeber konzentrieren wir uns dabei auf klassische Wandheizungen mit Thermostaten. Zwar sind Fußbodenheizungen gerade in Neubauwohnungen auf dem Vormarsch, doch ist es hier je nach System deutlich aufwendiger und auch teurer, diese smart zu machen. Schlimmstenfalls musst du die Stellantriebe wechseln, bestenfalls „nur“ die Thermostate an der Wand. Zudem sind Fußbodenheizungen deutlich träger in der Reaktion, sodass ein stundenweises Ändern von Temperaturen nur sehr bedingt oder mit viel Vorlauf sinnvoll ist. Deutlich einfacher ist es aber bei normalen Wandheizkörpern einer Zentralheizung.
Normale Thermostate sind dumm
Denn bei klassischen Heizkörpern erfolgt die Regelung über die Dreh-Thermostate am Heizkörper. Dabei machen diese Drehknäufe nichts anderes, als je nach Umdrehung einen Stift aus dem Zuflussrohr (Vorlauf) zu ziehen und dem heißen Wasser von der Zentralheizung freie Fahrt zu gewähren. Was viele nicht wissen: Jede Zahl auf der Heizung steht für eine ungefähre Temperatur:
1 = 12 Grad Celsius
2 = 16 Grad Celsius
3 = 20 Grad Celsius
4 = 24 Grad Celsius
5 = 28 Grad Celsius
Die drei Striche oder Punkte zwischen den einzelnen Ziffern stehen für je ein Grad Celsius Unterschied.
Das Problem: Wenn du morgens ins Bad gehst und erst dann die Heizung aufdrehst, dauert es mitunter eine Weile, bis das Bad warm ist. Bis dahin bist du mit Duschen und Zähneputzen durch. Lässt du die Heizung hingegen die ganze Nacht durchlaufen, verbrauchst du unnötig Energie.
Die Lösung: Intelligente oder gar smarte Thermostate. An nahezu jeder Heizung kannst du, ohne Klempner zu sein, die Thermostate abschrauben. Keine Angst, es kommt kein Wasser aus der Leitung. Als Alternative baust du ein neues, intelligentes Thermostat ein. Das darfst du übrigens auch als Mieter machen. Du solltest die alten Thermostate aber aufbewahren, damit du sie beim Auszug wieder montieren kannst.
Schlaues Heizen für Einsteiger: Programmierbare Thermostate
Die kleinste und günstigste Art der Umrüstung sind Thermostate, die du am Gerät programmierst und ihnen so sagst, wann sie die Heizung auf- und abdrehen sollen. Deutlich smarter wird das dann als Programmierung per App und die Premium-Version ist die Integration in ein Smart-Home-Konzept. Wofür du dich entscheidest, ist abhängig von deinen finanziellen Möglichkeiten bei der Anschaffung und deinen persönlichen Wünschen.
Klassische Drehthermostate kosten je nach Hersteller und Ausfertigung bis zu 15 Euro. Sie zu montieren ist wenig sinnvoll. Denn programmierbare Thermostate bekommst du schon für wenig mehr.
So kostet beispielsweise ein Honeywell-Thermostat mit programmierbaren Schaltzeiten je nach Verkäufer etwa 40 Euro. Für jeden Wochentag kannst du hier vier Schaltzeiten programmieren. Um beim Beispiel des Badezimmers zu bleiben, hieße das beispielsweise über Nacht eine Temperatur von 16 Grad, ab 5 Uhr 21 Grad und dann ab 7 Uhr tagsüber 19 Grad. Abends kannst du die Temperatur dann noch mal anheben, um sie dann auf die Nachtabsenkung von 16 Grad zurück zu senken. Die Programmierung musst du am Thermostat vornehmen. Das kann etwas fummelig sein, lohnt sich finanziell aber. Wenn du mal einige Tage nicht da bist, kannst du per Knopfdruck die Automatik abschalten und eine manuelle Temperatur einstellen. Außerdem erkennt das Thermostat, wenn du Fenster öffnest und lüftest.
Nicht möglich ist es, die Heizung von unterwegs zu regeln oder in Abhängigkeit davon, ob sich jemand in der Wohnung befindet. Auch die Programmierung ist nicht über ein Handy oder eine App möglich. Änderungen sind so mitunter nervig.
Smarte Heizung für FritzBox-Nutzer
Daher sind smarte Alternativen ratsam. Für Nutzer einer FritzBox bietet sich hier beispielsweise das FritzDECT 302 an. Das ist kein Funktelefon, sondern ein Heizungsthermostat, das du per FritzBox über den DECT-Funk-Standard steuern kannst. Nach der Montage am Heizkörper kannst du es per Knopfdruck an deinem Router anmelden. Dort kannst du dann auch die Temperaturen für die unterschiedlichen Zeiten des Tages einstellen. Über die Fritz-SmartHome-App ist eine Änderung auch von unterwegs möglich. Du kannst die Heizung zusätzlich auch über einen speziellen Vierfach-Taster, den FritzDECT 440, von zentraler Stelle in deiner Wohnung aus manuell steuern.
Das Thermostat von AVM kostet je nach Händler etwa 55 Euro und soll nach Herstellerangaben 30 Prozent der Heizkosten sparen können. Für viele dürfte sich die Anschaffung damit schon in diesem Winter gelohnt haben.
- Mehr erfahren: Smart Home mit der FritzBox
Premium-Heizung: Smart Home mit automatischen Routinen
Auch wenn AVM seine Heizungsthermostate schon unter dem Label Smart Home bewirbt: Echtes Smart Home ist noch viel smarter. Allerdings auch komplizierter und teurer. Denn mit einem Smart Home-System hast du die Möglichkeit, dass deine Heizung automatisch ausgeht, wenn eine Zimmertür oder ein Fenster geöffnet wird. Schließlich will niemand zum Fenster hinaus heizen. Vorstellbar auch, dass du die Heizung in deiner Wohnung abhängig von der Außentemperatur steuerst. Vieles davon geht inzwischen auch mit einer FritzBox, da AVM sich einerseits für den Zigbee-Standard geöffnet hat und andererseits auch Tür-/Fenster-Kontakte im Angebot hat. Doch nicht jeder hat eine FritzBox und nicht jedem reichen auf Dauer die Möglichkeiten aus, die AVM bietet.
Hier hast du dann auch die Möglichkeit, deine Heizungsprofile automatisch in Abhängigkeit deiner Anwesenheit in der Wohnung zu schalten. In diesem Fall sagst du deinem System nur einmalig, dass du abwesend bist und je nach Ausstattung deines Smart Home verhalten sich deine elektrischen Jalousien anders, deine Bewegungsmelder fungieren als Alarmanlage und deine Heizung bleibt auf einem konstant niedrigen Niveau. Im Idealfall erkennt das Smart-Home-System sogar automatisch, ob du zu Hause bist. Und last not least: Du kannst von der Couch aus schon mal per Sprachsteuerung die Heizung im Bad höher einstellen, wenn du planst, noch baden zu gehen.
Offene oder geschlossene Smart-Home-Systeme?
Nutzt du noch kein Smart Home, gibt es zwei Herangehensweisen für den Start. Du musst dich entscheiden, ob du bei der Zentrale auf ein geschlossenes Ökosystem eines Herstellers setzt. Hier gibt es beispielsweise Homematic IP, Bosch Smarthome und Tado. Hier bekommst du verschiedene Komponenten aus einer Hand, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Das macht sich vor allem in der Bedienung und Programmierung bemerkbar. Gleichzeitig kannst du aber keine anderen Hersteller einbinden. Für einen günstigen Einstieg bietet sich auch ein Heizungs-Einsteigerset von Homematic IP an. Für 50 Euro bekommst du eine Zentrale und ein erstes Thermostat.
Welche Heizungsthermostate du dir kaufst, um dein Smart Home aufzubauen ist natürlich entscheidend davon abhängig, für welche Variante und welches System du dich entscheidest. Generell solltest du aber darauf achten, dass du keine Nischen-Anbieter nutzt. So hast du eine größere Wahrscheinlichkeit, dass möglichst viele Plattformen das Thermostat unterstützen. So sind in den vergangenen Jahren auch schon verschiedene Smart-Home-Systeme eingestellt worden. Wenn die Geräte keinen offenen Standard nutzen, taugen sie dann nur noch als Elektroschrott.
Alternativ kannst du dich auch für ein offenes System wie Home Assistant oder ioBroker entscheiden. Hier benötigst du allerdings in der Regel viel Zeit, um dich einzuarbeiten. Dafür hast du ein Hersteller-offenes System und nahezu keine Grenzen. Viele der Thermostate aus den Hersteller-eigenen Systemen lassen sich aber auch später bei einem System wie Home Assistent integrieren.
Fazit: Welches smarte Heizkörperthermostate das richtige ist, liegt am Einzelfall
Am Ende ist es wie so oft: Es kommt drauf an, wie deine Bedürfnisse und Möglichkeiten sind. Danach entscheidet sich, welche Variante der smarten Heizkörperthermostate du nutzen solltest. Bist du nur wenig technisch affin und nutzt auch keine FritzBox, solltest du programmierbare Thermostate nutzen. FritzBox-Nutzern empfehlen wir die Nutzung der AVM-Thermostate, da diese sich dann auch per Webbrowser einstellen lassen.
Technisch verzierten Nutzern seien hingegen echte Smart Home-Systeme empfohlen – im Idealfall auf Basis eines offenen Systems wie Home Assistant. Vorteil hier: Du musst nicht von Null auf Hundert starten und deine ganze Wohnung vernetzen. Es reicht zum Start auch, mit einer smarten Heizung zu starten und sich nach und nach mit dem System vertraut zu machen.