Kurz nach der Einführung des erfolgreichen Samsung Galaxy, erblickte Ende 2009 der kleine Bruder, das Galaxy Spica, das Licht der Mobilfunkwelt. Nicht nur optisch sehen sich die beiden Vertreter der Galaxy-Sippe ähnlich. Auch im Inneren sind die Unterschiede erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Das Android-Handy richtet sich an junge Mobilfunker, die ständig und überall den Zugriff auf das Internet haben möchten. Das Spica liefert laut Samsung eine „imposante Performance in allen Lebenslagen“. Ob Samsung mit dem Galaxy Spica seinen eigenen Anspruch gerecht wird und welche Unterschiede es zum großen Bruder gibt, verrät der Testbericht auf inside-digital.de.
Der Lieferumfang des I5700 fällt sehr übersichtlich aus und offenbart keine großen Überraschungen. So findet man neben dem Handy als solches, ein 1500mAh Akku, das Lade- und Datenkabel, sowie das Stereo-Headset, das Handbuch, eine 1GB MicroSD-Karte samt Adapter für ein Kartenlesegerät und eine Software-CD.
Anders als man es von Handys sonst gewohnt ist, wird befindet sich der SIM-Karten-Slot nicht unter dem Akku, sondern auf der rechten Seite des Gerätes. Mit dem Fingernagel drückt man die SIM-Karte in den Slot, bis diese mit einem leisen Klick arretiert ist. Nachdem man den Akku einlegt hat, kann man den Akkudeckel aufsetzen. Dieser wird nicht auf das Gerät geschoben, sondern einfach draufgedrückt. Genauso leicht wie man den Akkudeckel schließt, wird er auch geöffnet, indem man mit dem Fingernagel den Deckel anhebt.
Der SAR-Wert beträgt laut Hersteller 0,595 W/kg.
Dank der kapazitiven Bauweise erweist sich die Eingabe als sehr angenehm. Schnellschreiber werden ihre Freude haben, da die Fehlerquote der zu tippenden Buchstaben recht gering ausfällt. Berührungen auf Display werden sehr schnell erkannt und ausgeführt. Zudem verfügt Android im gesamten System über kinetisches Scrollen. So muss man nicht mehr eine Leiste am Rand des Displays bewegen, um seine Kontakte zu durchsuchen. Eine schnelle oder langsame Bewegung auf dem Display von unten nach oben, lässt die Liste nach unten scrollen. Multitouch, also die Bedienung mittels zwei oder mehr Fingern, lässt das Spica vermissen – ein Umstand der zu verschmerzen ist.
Die Auslösegeschwindigkeit beträgt ca. zwei Sekunden, vom Auslösen bis zu gemachten Foto. Die Qualität der Bilder auf dem Handy ist durchaus ansehnlich. Auch auf einem PC-Monitor sind die Bilder noch brauchbar, wenngleich die Bilder hier fad wirken und das Bildrauschen (bunte Bildpunkte in dunklen Bereichen) nicht weg zu diskutieren ist. Mehr als „Schnappschussqualität“ lässt sich für die Kamera des Spica nicht bescheinigen und kann nicht mit konventionellen Kameras mithalten. Auch verfügt das I5700 über einen Videomodus, der aber ebenso wenig Einstellungsmöglichkeiten liefert, wie der Kameramodus. Die Auflösung der Videos beträgt 320x240 Pixel und eignet sich höchstens zum Betrachten auf dem Gerät selber. Schnelle Kameraschwenks werden mit einer leichten Verzögerung auf dem Display angezeigt. In Sachen Kameraperformance hat Samsung mehr drauf, wie diverse Geräte der Koreaner beweisen. In Anbetracht des recht geringen Preis für das Spica, geht die Qualität in Ordnung, auch wenn ein wenig mehr Einstellungsmöglichkeiten wünschenswert gewesen wären.
Als Betriebssystem kommt Android 1.5, auch „Cupcake“ genannt, zum Einsatz. Insgesamt gibt es 3 verschiedene Startbildschirme, welche nach einem Fingerwisch nach rechts oder links, zur Verfügung stehen. Auf jedem der einzelnen Bildschirme können Widgets für den schnellen Programmstart abgelegt werden. Der obere Rand beschreibt die Statusleiste, für Akku, Netz, Datenverbindung und Uhrzeit. Die Symbolleiste kann auch herunter gezogen werden, um zum Beispiel Zugriff auf die USB-Verbindung zu haben und über verpasste Ereignisse informiert zu werden. Am unteren Rand des Bildschirms findet man das Ablagefach für alle Programme. Um das Fach zu öffnen, zieht man einfach den Inhalt nach oben hin auf. Möchte man ein Programm auf den Startbildschirm legen, wird dieses für ca. eine Sekunde berührt und man kann das Icon an eine gewünschte Position auf dem Display ablegen. Um ein Programm vom Display zu entfernen, wird dieses ebenfalls für eine Sekunde berührt. Es erscheint am unteren Rand ein Mülleimer-Symbol, in welches man das Programm verschiebt. Die Systemeinstellungen sind unter dem Menüpunkt „Settings“ und sind in Listen eingeteilt. Hier findet sich alles Platz, was für das Handy wichtig ist: das Anrufmanagment, die Telefoneinstellungen, die Netzwerkeinstellungen und die Synchronisation.
Der Zugriff für SMS oder MMS gestaltet sich recht einfach. Per Icon auf dem Startbildschirm gelangt man direkt in das Nachrichtenmenü. Man fügt den Empfänger ein und kann direkt mit dem Schreiben auf der virtuellen Tastatur beginnen. Über das Optionsmenü hat man die Möglichkeit auf einfache Weise der Nachricht noch Bilder, Videos oder Töne hinzu zufügen. Das System macht dann automatisch eine MMS aus der Nachricht. Die Texteingabe verfügt über Wortvervollständigung. Hierfür ist es nicht nötig das komplette Wort zu schreiben. Nach den ersten paar Buchstaben erkennt das System den Wortstamm und gibt diverse Vorschläge aus, wie das Wort lauten könnte. Man muss dieses nur bestätigen und automatisch wird es im Text eingetragen.
Bevor man eine E-Mail schreiben kann, hilft ein Assistent bei der Einrichtung des E-Mail-Kontos. Man definiert nur die Adresse und das Passwort und der Assistent lädt die dazugehörigen Einstellungen direkt aus dem Internet herunter. Zudem erhält man die Möglichkeit, die Kontoeinstellungen auch manuell vorzunehmen. Wer ein Gmail-Konto besitzt, kann sich über das sogenannte Push-Mail freuen. Hierbei ist es nicht mehr nötig, manuell den Kontoserver nach neuen E-Mails zu durchsuchen. Push-Mail liefert die Nachricht direkt nach dem Eintreffen auf dem Server aus und die Mail landet ohne sein zu tun auf dem Handy – so wie bei einer SMS. Leider verfügt das Spica nicht über eine Status-LED für verpasste Nachrichten. Wer also längere Zeit das Gerät nicht benutzt hat, muss das Display anschalten um zu überprüfen, ob neue Nachrichten oder E-Mails eingegangen sind.
Über das Browsersymbol auf dem Startbildschirm erhält man binnen weniger Augenblicke Zugriff auf das Internet. Zudem steht ein Google-Widget zur Verfügung, mit dem ohne Umwege nach einem Begriff suchen kann. Der Browser überzeugte im Test durch seine sehr gute Darstellung von Internetseiten, als auch mit seiner Geschwindigkeit. Die Startseite von inside-digital.de wurde über W-Lan binnen 27 Sekunden geladen. Mittels UMTS (ohne HSDPA) dauerte der Seitenaufbau 48 Sekunden. Das Durchsuchen verläuft sehr flüssig. Fast nahtlos wird der Bildschirm gedreht, sobald das Handy ins Querformat hält. Mittels zwei Tasten auf dem Bildschirm kann der Inhalt herein- oder herausgezoomt werden. Auch hier gibt es keine Verzögerung. Der Android-Browser verfügt über eine Art „tabbed browsing“. Über die Menütaste hat man die Möglichkeit, weitere Fenster zu öffnen. Eine Übersichtsseite stellt die geöffneten Fenster verkleinert dar und um so schnell zur gewünschten Seiten zu springen. Weiterhin lassen sich Lesezeichen anlegen, Textstellen kopieren und ein Pop-Up-Blocker verhindert das Öffnen von meist lästiger Werbung. Lediglich das etwas zu kleine Display trübt das ungehemmte Surfen ein wenig. Zwar kann man alles sehr gut erkennen, für eine längere Internetsitzung hingegen wäre ein größeres Display wünschenswert. Der Browser selbst kann keine Flashvideos darstellen. Will man sich zum Beispiel bei Youtube die Zeit vertreiben, öffnet sich für die Videowiedergabe automatisch der integrierte Youtube-Client. Dieser gibt das Video im Querformat wieder. Wer über keine Flatrate verfügt, der kann sich auch das Video in einer niedrigeren Qualität anzeigen lassen, was aber in Anbetracht der schlechten Auflösung nicht ratsam ist.
Ein Navigationsprogramm ist nicht vorinstalliert. Lediglich Google Maps steht für die Fußgängernavigation zur Verfügung. Der erste Sat-Fix, also die Verbindung zwischen Handy und Satelliten dauerte unter freiem Himmel ca. 40 Sekunden. In den USA ist Googles kostenlose Autonavigation „Google Maps Navigation“ schon verfügbar und wurde auch für Europa angekündigt. Wer nicht solange warten mag, kann zum Beispiel auf das ebenfalls kostenlose „AndNav2“ zurückgreifen. Auch die Platzhirsche im Navigationssegment wie z.B. Navigon stellen Software für Android zur Verfügung.
Die Kalenderfunktion des I5700 offenbart keine Überraschungen. Man kann die Ansicht für den Tag, die Woche und den Monat wählen. Ereignisse und Termine können mit dem Veranstaltungsort, einer Beschreibung und einem Alarm versehen werden. Zudem kann die Vertraulichkeit des Termins definiert werden. Wer über ein Google-Konto verfügt und seine Geschäfts- und Privattermine über Google Kalender pflegt, hat die Möglichkeit das Handy damit zu synchronisieren.
Beim Thema MP3-Player kann das Spica nicht wirklich überzeugen. Der nach unten gerichtete Lautsprecher bewirkt eine Art räumlichen Klang, sobald das Gerät auf dem Tisch liegt. Die Wiedergabe ist laut, aber ziemlich höhenlastig. Es fehlt an Bässen und Tiefen. Die Wiedergabe über die Kopfhörer hingegen ist gut. Allerdings vermisst man einen Equalizer, um die Klang nach zu justieren. Der MP3-Player ist recht simple aufgebaut. Die Musikbibliothek kann nach Interpreten, Alben und allen Liedern durchsucht werden. Eigene Playlisten lassen sich erstellen und bei der Wiedergabe wird das jeweilige Albumcover angezeigt. Die gesamte Musiksammlung kann per sogenannter „Party-Zufallswiedergabe“ abgespielt werden. Ein nettes Feature ist die automatische Stoppfunktion, sobald man die Kopfhörer bei der Wiedergabe aus dem Gerät entfernt. Vermeidet man doch so, die unbeabsichtigte Lärmbelästigung seiner Umgebung, wenn man das Headset verstauen will.
Das Spica verfügt über einige vordefinierte Programme wie einen YouTube-Client, Anbindungen zu sozialen Netzwerken wie MySpace und Facebook. Als Messenger steht Google Talk bereit. Mittels des Android Market stehen eine Vielzahl weiterer kostenlosen und kostenpflichtigen Programme zum herunterladen zur Verfügung. Der Onlinemarktplatz für Android-Handys lässt sich zunächst nach Anwendungen und Spiele durchsuchen. Die beiden Kategorien sind ebenfalls mit Unterkategorien versehen. Im Moment befinden sich ca. 20.000 verschiedene Anwendungen im Android Market, die nur darauf warten von dem Nutzer herunter geladen zu werden. Neben einigen Spaßprogrammen findet man auch nützliche Programme wie Städteführer, Nachrichtenprogramme, Finanzdienstleistungen, Kommunikationsapplikationen und vieles mehr. Hat man sich für ein Programm entschieden, kann man dies sehr einfach herunterladen und installieren. Die installierten Programme findet man dann im Applikationsmenü wieder und kann sie von hier aus auf einen der Startbildschirme ablegen.
Das Spica ist ein grundsolides, gut ausgestattetes und schickes Handy, welches dazu noch sehr gut verarbeitet ist. Ein sehr schneller Browser, ein innovatives Betriebssystem und eine Vielzahl von verfügbaren Anwendungen runden das Paket softwareseitig ab. Die Ausstattung und die Qualität der Kamera geben Punktabzug. Zudem konnte der MP3-Player im Test nicht überzeugen. Das Spica braucht sich hinter seinem großen Bruder I7500 nicht verstecken und ist mit einem derzeitigen Marktpreis von rund 270 Euro eine gute Wahl. Zudem hat Samsung angekündigt, Android 2.0 für das Spica per Update verfügbar machen zu wollen. Dadurch erhöht sich der Funktionsumfang und macht das Handy noch interessanter.
Pro
- sehr guter Internetbrowser
- große Anzahl an verfügbaren Anwendungen
- solide Verarbeitung
Kontra
- geringe Kameraeinstellungen
- keine Einstellungsmöglichkeiten des MP3-Players