Samsung Galaxy S10 im Test: Der Fast-Alleskönner

20 Minuten
Mit der Galaxy-S10-Reihe feiert Samsung zehn Jahre Galaxy S – und zehn Jahre Innovation. So lautete zumindest das Motto bei der Vorstellung der neuen Spitzenmodelle. Doch wie viel Innovation steckt wirklich im neuen Massen-Flaggschiff Samsung Galaxy S10? Der Test zeigt es.
Samsung Galaxy S10
Samsungs Exynos 9820, 8 GB Arbeitsspeicher, Triple-Kamera und Infinity-O-Display mit extrem hoher Auflösung: Die technischen Daten des Galaxy S10 sind in weiten Teilen beeindruckend. Hinzu kommen LTE Cat.20, Bluetooth 5.0 und ein Klinkenanschluss, auf den Samsung, entgegen aller Trends, nach wie vor nicht verzichtet.

Die technischen Daten in der Übersicht

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Das Design des Galaxy S10

Nimmt man das Galaxy S10 aus seiner Verpackung, fällt beim genaueren Betrachten der Vorderseite auf, dass Samsung das Smartphone bereits mit einer Displayschutzfolie überzogen hat. Das ist löblich, da der Käufer sich selbst nicht mehr darum kümmern muss. Für den Test hat inside handy die Folie jedoch entfernt, um die wahre Haptik des Displays zu erfühlen. Lässt man das Galaxy S10 ausgeschaltet auf dem Tisch liegen, fallen zunächst keine Besonderheiten auf. Wandert der Blick aber langsam in die obere rechte Ecke, fällt die ins Display integrierte Kamera auf. Sie ist es auch, die für das “O” im von Samsung als Infinity-O-Display bezeichneten Bildschirm steht. Schaltet man das Gerät ein und das Display erstrahlt, fällt die Kamera gar nicht so sehr auf. Das liegt aber an dem von Samsung clever ausgewählten Hintergrundbild, das nach oben rechts hin dunkler wird. Alle anderen vorinstallierten Hintergrundbilder sind ähnlich gestaltet. Das südkoreanische Unternehmen möchte den Fokus von der Frontkamera also ablenken. Nicht zu Unrecht: Denn hat man ein insgesamt helles Bild im oberen Bereich, stolpern die Augen immer wieder über das “Loch” im Display. Gegenüber dem Galaxy S9 sind die Ränder ober- und unterhalb des Displays deutlich schmaler geworden. Damit geht Samsung jedoch vielmehr den aktuellen Trend mit, als dass man in die Innovations-Kiste greift. Abgerundete Kanten auf Vorder- und Rückseite sowie einen geschwungenen Metallrahmen fand man schon in den Generationen des Jahres 2018. Dreht man das Galaxy S10, lassen sich kaum Unterschiede wahrnehmen. Die Rückseite hingegen spricht eine andere Sprache. Zwar fällt die Wahl beim Material weiterhin auf Glas, den Kamerabereich jedoch haben die Koreaner neu gestaltet. Das liegt insbesondere an den zwei zusätzlichen Objektiven. Zudem wandert der Fingerabdrucksensor von der Rückseite unters Display. Somit bleibt der Platz im kleinen Rahmen den drei Kameras, einer LED und dem Pulssensor vorbehalten. Optisch nicht ganz elegant ist nicht nur die Größe, sondern auch die Einfassung. Sie steht weiter heraus als beispielsweise beim Vorgänger Galaxy S9 und wirkt gegenüber dem sonst rundem Design sehr kantig.

Verarbeitung

Was die Haptik angeht, dürfen Besitzer eines Galaxy S9 nichts Neues erwarten. So liegt auch das Galaxy S10 gut in der Hand und besitzt ein kaum wahrnehmbares Gewicht. Auch die Passform der Rundungen ist nahezu perfekt. Einziges Manko: Der Rahmen ist an den kurzen Seiten einen Hauch breiter als das Gerät ansich. Das bedeutet, dass die Rahmenkanten deutlich spürbar sind, wenn man vom Display hin nach außen streicht. Wer jedoch plant, das Galaxy S10 mit einer Schutzhülle zu umwickeln, muss sich hier keine Gedanken machen. Die Taster auf der linken Seite sind nur mit Mühe zu erreichen. Hinzu kommt: Statt die Lautstärke zu verändern, betätigt man als ungeübter Nutzer eines Samsung-Smartphones doch immer wieder den Bixby-Button. Das ist vor allem dann ärgerlich, wenn man sich einen Film ansieht oder ein Spiel spielt. Denn auf Knopfdruck wird die laufende App verlassen und Bixby biedert sich an. Samsung schafft aber zumindest die Möglichkeit, die Taste anders zu belegen. Mehr dazu unter “Software und Multimedia” weiter unten im Test. Ob Bohrungen für Mikrofone und Klinkenanschluss, die in den Rahmen gefrästen Längsöffnungen für den Lautsprecher oder die bündig abschließende SIM- und MicroSD-Karten-Schublade: die Verarbeitung ist auf Top-Niveau. Alles andere wäre bei einem 900-Euro-Smartphone aber auch miserabel. Volle Punktzahl. Zwar ist das Design keine Revolution, es enttäuscht aber auch nicht. Samsung bleibt lieber bei dem, was sich bewährt hat. Um aber trotzdem mit der Zeit zu gehen, stockt man bei der Kameraausstattung auf. Auf der Vorderseite gar mit einem Blickfänger in der rechten oberen Ecke. Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Display des Galaxy S10

Testsiegel Display-Tipp Galaxy S10 Zunächst die Fakten: Der Bildschirm des Galaxy S10 ist 6,1 Zoll groß, löst mit 1.440 x 3.040 Pixeln auf und basiert auf Samsungs AMOLED-Technologie. Das Display-Format: 19:9. Auf den ersten Blick fällt die kräftige aber ausgewogene Farbdarstellung auf. Außerdem ist die Display-Helligkeit auf höchster Stufe immens. Das bestätigen auch die Experten von DispalyMate: “Das Galaxy S10 hat das innovativste und leistungsfähigste Smartphone-Display, das wir jemals im Labor getestet haben.” In vielen Unterkategorien bricht das Display sämtliche Rekorde. DisplayMate stellt insbesondere die höchste absolute Farbgenauigkeit und die höchste erreichbare Helligkeit heraus. Der praktische Test von inside handy bestätigt die Laborergebnisse von DisplayMate. Im Vergleich zu anderen Smartphones mit OLED-Display ist der Galaxy-S10-Bildschirm noch etwas heller. Die Blickwinkelstabilität ist hervorragend. Es spielt keine Rolle, zu welcher Seite man das Gerät kippt - das Display gibt die Farben unverfälscht und mit nahezu keinem Verlust der Helligkeit wieder. Auch Kontraste und Farbübergänge sind hervorragend. Drei Screenshots zeigen die Display-Einstellungen des Samsung Galaxy S10 Wer trotz perfekter werkseitiger Einstellungen mit der Farbwiedergabe nicht zufrieden sein sollte, kann im Menü diverse Parameter verändern. Zudem ist auch ein Blaulichtfilter an Bord, der unter anderem die müden Augen schont. Von Werk aus stellt Samsung die Auflösung auf Full-HD+ ein, was sich vor allem auf die Akkulaufzeit auswirken sollte. Wer die volle Pixelpower haben möchte, muss in den Display-Einstellungen auf WQHD+ umschalten. Da Samsung nicht nur Smartphone- sondern auch Display-Hersteller ist, kommt beim Galaxy S10 eines zum anderen. Das Resultat ist beeindruckend. Aller Voraussicht dürften nur das Sony Xperia 1 und das Galaxy Note 10 dieses Jahr ähnlich gute Werte aufweisen. Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Ausstattung und Leistung

Statt auf Qualcomms Snapdragon 855 stattet Samsung das Galaxy S10 für den hiesigen Markt mit seinem eigenen Prozessor aus. Der Exynos 9820 baut auf acht Kernen auf, die in drei Cluster, also drei Partitionen, unterteilt sind. Vier Cortex-A55-Kerne sorgen für einen sparsamen Umgang mit der Grundlast des Smartphones. Dazu kommen zwei Kerne vom Typ Cortex-A75. Die Spitze des Leistungsberges sollen zwei „Custom CPU“ besorgen. Sie sollen einzeln 20 Prozent schneller sein, als die Vergleichskerne im Samsung Exynos 9810. Zusammengeschaltet sind laut Samsung 40 Prozent mehr Leistung drin. Das gesamte System on a Chip (SoC) wird im 8nm-LPP-FinFET-Prozess gefertigt und mit einer GPU, also einer Grafikeinheit, mit dem Namen ARM Mali-G76 MP 12 ergänzt. Eine NPU ist ebenfalls mit an Bord. Sie soll für die nötige künstliche Intelligenz sorgen, die bei Smartphone-Herstellern derzeit ziemlich angesagt ist. Hinzu kommt: LTE Advanced Pro Cat.20. Auf 5G verzichtet Samsung beim Galaxy S10. Jedoch wird es im Laufe des Jahres ein Modell mit 5G geben. Da in Deutschland 5G momentan aber eher eine Zukunftsvision ist und Netzbetreiber LTE noch nicht flächendeckend verfügbar machen können, ist ein Smartphone mit 5G-Modul derzeit sinnlos. Selbst LTE Cat.20 mit 3 Gbit/s im Download ergibt hierzulande in der Praxis keinen Sinn. Es genügt also, wenn Samsung in zwei Jahren das Galaxy S12 mit einem 5G-Modul ausstattet.

Galaxy S10 im Benchmark-Test

So weit die Technik. Wie aber machen sich die einzelnen Bauteile in der Praxis bemerkbar? Im Benchmark-Test von AnTuTu heimst das Galaxy S10 stolze 332.666 Punkte ein. Damit übernimmt es im Android-Lager das Zepter und nimmt auf dem Thron Platz. Nur Apples aktuelle iPhone-Generation um das iPhone XS Max (rund 365.000 Punkte) schneidet besser ab.
UmfeldModellBenchmark-Wert
TestgerätSamsung Galaxy S10332.666
 
Samsung Galaxy S9244.895
direkte KonkurrentenHuawei P20 Pro208.497
OnePlus 6T296.028
Ob durch Menüs scrollen, zwischen Apps wechseln oder grafisch aufwendige Spiele spielen: Das Galaxy S10 erledigt all diese Arbeiten souverän. Alles andere wäre bei einem solchen High-End-Smartphone aber auch fatal gewesen.

Speicherplatz satt

Samsung bietet das Galaxy S10 in zwei Varianten an: mit 128 und 512 GB internem Speicher. Beide Versionen haben 8 GB Arbeitsspeicher an Bord. Darüber hinaus lässt sich das interne Datendepot per MicroSD-Karte um bis zu 512 GB aufstocken. Wer das Galaxy S10 also in der kleineren Version kauft und in eine Speicherkarte mit 400 GB etwa 70 Euro investiert, spart gegenüber der großen Galaxy-S10-Ausführung 180 Euro.

Verbindungsmöglichkeiten des Galaxy S10

Hinsichtlich seiner Schnittstellen ist das Galaxy S10 bestens ausgestattet. Neben Bluetooth 5.0 unterstützt das Top-Modell alle vier Satellitensysteme (GPS, Galileo, Glonass, Beidou), bietet einen USB 3.1 Typ-C-Anschluss und hat eine Klinkenbuchse an Bord. Dank IP68-Zertifikat übersteht das Galaxy S10 nicht nur einen Regenschauer, sondern lässt sich auch dauerhaft in bis zu 1,5 Meter tiefem Wasser etwa als Unterwasserkamera nutzen. Wer sein Handy zum Telefonieren benutzt, wird mit dem Galaxy S10 keine Scherereien bekommen. Im Auto ist das Smartphone aufgrund seiner guten Lautsprecher als Freisprecheinrichtung zu gebrauchen. Dem Gesprächspartner fällt in diesem Szenario jedoch die hohe Distanz vom Mund zum Apparat auf.
Samsung Galaxy S10
HSPA
HSPA+
LTE (Down-max Mbit/s)▲ (2.000 Mbps)
USB-OTG
DLNA
NFC
Kabellose Display-Übertragung
MHL
Infrarot-Fernbedienung
Bluetooth-Version5.0
WLAN-Standardsa/b/g/n/ac/ax
QI
Dual-SIM
High-End-Prozessor samt künstlicher Intelligenz, Speicherplatz nach Bedarf, die neuesten Verbindungsstandards und auf Wunsch Dual-SIM: Das Galaxy S10 erntet auch in dieser Kategorie die volle Punktzahl. Zudem ist das Smartphone zum Testzeitpunkt das schnellste Android-Handy der Welt. Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Die Kamera-Ausstattung des Galaxy S10

Samsung hat die Kamera des Galaxy S10 gegenüber dem Vorgängermodell kräftig aufgebohrt. Die Koreaner haben die Modulanzahl nicht verdoppelt, sondern verdreifacht. Auch in diesem Punkt gleicht man sich dem Markt an und geht eher den evolutionären denn revolutionären Schritt. Die drei Kameras auf der Rückseite besitzen unterschiedliche Brennweiten. Damit zieht das Galaxy S10 mit Smartphones wie dem Huawei Mate 20 Pro oder dem LG V40 ThinQ gleich. Samsung gibt sich selbstsicher und sagt: “Die Kamera der nächsten Generation, die Ihnen professionelle Bilder ermöglicht.” Kann die Kameraausstattung dieses Versprechen erfüllen? Die Triple-Kamera des Galaxy S10

Die Technik

Zunächst die technischen Voraussetzungen: Das Ultra-Weitwinkel-Objektiv besitzt einen 16-Megapixel-Sensor, eine Blende von f/2.2 und erlaubt Aufnahmen mit einem Bildwinkel von 123 Grad. Das Standard-Objektiv ist mit einem 77-Grad-Bildwinkel ebenfalls weitwinklig, bietet eine variable Blende von f/1.5 und f/2.4 und nimmt Fotos mit 12 Megapixeln auf. Die dritte Kamera besteht aus einem Teleobjektiv mit 45-Grad-Bildwinkel, einer Blende von f/2.4 und einem 12-Megapixel-Sensor. Das Normal- und Teleobjektiv sind mit einem optischen Bildstabilisator (OIS) ausgestattet und kamen so auch schon im Galaxy S9+ zum Einsatz.

So gut sind die Fotos

Wie aber machen sich diese technischen Merkmale in der Praxis bemerkbar? Ob Schärfe, Farbtreue oder Rauschverhalten: Es spielt keine Rolle, mit welcher Brennweite man fotografiert, die Bilder sind stets nahezu perfekt. Schaut man sich die geschossenen Fotos auf dem Galaxy S10 an, fällt auf, dass die Kameras die Szenerie so aufnehmen, wie sie in der Realität zu sehen ist. Die Farben sind nicht überzogen, wie etwa bei Aufnahmen mit dem Mate 20 Pro. Schatten und Spitzlichter werden ebenfalls originalgetreu aufgenommen und auf dem Display wiedergegeben.
Auch wenn es dunkel wird, weiß die Kameraausstattung des Galaxy S10 zu gefallen. Ist vor dem Drücken des Auslöseres das Bild auf dem Display noch voller Farbrauschen, passt die Software im Automatikmodus das Rauschverhalten an. Dieses verschwindet nahezu vollends, was sich aber negativ auf die Schärfe auswirkt. Dennoch gelingen auch bei wenig Licht mit einer ruhigen Hand tolle Fotos. Wer auf Nahaufnahmen steht, wird mit dem Galaxy S10 eine echte Makro-Maschine erhalten. Das Teleobjektiv erlaubt es zwar nicht sonderlich nah an das Motiv heranzutreten - da ist die Naheinstellgrenze des Mate 20 Pro deutlich kürzer -, jedoch entstehen dank langer Brennweite sensationell gute Nahaufnahmen. Das folgende Bild zeigt einen in der Realität etwa 5 x 4 Zentimeter großen Bereich, der nachfolgend noch einmal per Digitalzoom vergrößert wurde. Makro-Foto aufgenommen mit dem Samsung Galaxy S10

Die Videoqualität

Die Hauptkamera nimmt Videos maximal in UHD-Qualität (3.840 x 2.160 Pixel) mit 60 fps auf. Was auf dem Datenblatt schon gut aussieht, bestätigt sich in der Praxis. Auch im Videobereich sind die Farben naturgetreu und nicht überspitzt dargestellt. Schnelle Schwenks von hellen in dunkle Bereiche tariert die Software hervorragend aus. Die Schärfe ist brillant. Hinzu kommt der optische Bildstabilisator, der jeder zittrigen Hand entgegen wirkt und das gesamte Filmmaterial eine Qualitätsstufe höher hebt. Die Mikrofone nehmen den Ton in Stereo auf. Wer sich nach dem Dreh das Video samt Ton ansieht, wird vom Klang positiv überrascht sein. Hinzu kommt: Die Kameraausstattung des Galaxy S10 beherrscht Zeitlupenaufnahmen, die bei ausreichend Licht ziemlich gut werden. Neben dem Zeitlupen-Modus gibt es auch die Super-Slow-Mo. Hier erhöht sich die Bildrate auf bis zu 960 fps. Man hat 0,4 Sekunden Zeit, um eine Bewegung einzufangen. Daraus entsteht ein 14 Sekunden langes Video in HD-Auflösung. Auch die Frontkamera, die sich in dem Displayloch auf der Vorderseite befindet, liefert qualitativ hochwertige Porträts. Somit komplettiert das Selfie-Objektiv als letztes Puzzlestück die tolle Kameraausstattung des Galaxy S10.

Die Kamera-App des Galaxy S10

Die aufgeräumte Kamera-Anwendung gefällt auf Anhieb. Weniger Buttons und weniger Schnickschnack im Live-View machen den Blick frei für das Motiv. Dabei sind keine wichtigen Einstellungen oder gesonderte Optionen weggefallen. Sie verbergen sich lediglich in einer tieferen Menüebene. Wer im Pro-Modus fotografiert, kann nicht nur Parameter wie ISO, Verschlusszeit und Weißabgleich selbst festlegen. Im Kameramenü lässt sich unter “Speicheroptionen”auch das RAW-Format einschalten. Die geschossenen Fotos beanspruchen dann zwar mehr Speicherplatz, lassen sich aber intensiver bearbeiten, da sie mehr Informationen enthalten. Ohne Zweifel: Das Samsung Galaxy S10 hat eine der besten Kameraausstattungen, die es derzeit auf dem Smartphone-Markt gibt. Ob drei Brennweiten, eine überragende Videofunktion oder die einfach aber sauber gestaltete Kamera-App: Samsung muss und darf sich nicht hinter Huawei, Apple und Co. verstecken. Teilwertung: 5 von 5 Sternen

Software und Multimedia

Wie üblich setzt Samsung bei einem seiner Smartphones auf Android als Betriebssystem. Die Koreaner installieren Android 9 Pie und benetzen das OS mit der brandneuen und hauseigenen Nutzeroberfläche One UI in der Version 1.1. One UI ist deutlich minimalistischer als das alte “Samsung Experience”. Man hat den Eindruck, dass alles aufgeräumt und übersichtlich ist. Zudem haben die App-Icons ein neues Design erhalten. Apps, die der Nutzer besonders häufig verwendet, stellt One UI prominent an die ersten Stellen in der Auswahlliste der Multitasking-Ansicht. Den App-Drawer erreicht man übrigens vom Homescreen aus mit einem Wisch von unten nach oben oder umgekehrt.

One UI: Samsungs neue Nutzeroberfläche

Auf dem großen Display des Galaxy S10 durchaus praktisch: One UI ermöglicht es, den Bildschirm in zwei Bereiche zu teilen. Einen, in der Elemente nur dargestellt werden und einen, in dem es möglich ist, zu reagieren beziehungsweise zu interagieren. Verschickt man zum Beispiel eine E-Mail, ist im oberen Bereich die zu beantwortende E-Mail sichtbar und in der zweiten Display-Hälfte jener Teil, in dem man die E-Mail beantwortet. Samsung nennt das Viewing Area und Interaction Area. Dafür muss man das Seitenpanel hervorziehen, dass sich von Werk aus am rechten Display-Rand befindet. Tippt man nun auf ein Plus-Icon, lässt sich im nächsten Schritt ein App-Paar erstellen. Beim nächsten Hervorholen des Seitenpanels wird statt des Plus-Icons ebendieses App-Paar angezeigt, das nach einem Fingertipp zwei Apps unter- oder nebeneinander öffnet - je nachdem, wie herum man das Handy in der Hand hält. Darüber hinaus implementiert Samsung einen Dark Mode in die Nutzeroberfläche. Im Menü unter “Anzeige” findet sich der “Nachtmodus”, der aus einer hellen eine dunkle Oberfläche macht.

Tschüss Bixby

Screenshot: Bixby-Einstellungen Galaxy S10 Der Bixby-Button ist seit dem Galaxy S8 unterhalb der Lautstärkewippe zu Gast im Rahmen der Top-Modelle Samsungs. Lange Zeit nur in englischer Sprache spricht der digitale Assistent seit einiger Zeit auch Deutsch. Wer aber schon stets mit Google und seinem Assistenten in Kontakt steht oder auf eine Sprachbedienung gar keinen Wert legt, dem war dieser Taster wohl schon immer ein Dorn im Auge. Samsung schafft in der Galaxy-S10-Reihe nun die Möglichkeit, Bixby von der Taste gänzlich zu entfernen. Wer den Taster aber nicht völlig nutzlos lassen möchte, kann ihn auch mit einer anderen Funktion belegen. In den Einstellungen unter den erweiterten Funktionen lassen sich der Bixby-Taste Apps zuordnen, die sich öffnen, sobald man den Knopf drückt. Sinnvoll etwa für einen Schnellstart der Kamera oder eine häufig genutzte Anwendung wie WhatsApp, Kalender oder Spotify.

Ein paar Apps zu viel

Neben vielen eigenen Anwendungen wie einem Taschenrechner, dem Kalender und Samsung Notes sowie elf Google-Apps installiert Samsung auch einiges an Bloatware auf dem Galaxy S10. Dazu zählen die drei Microsoft-Apps Office, OneDrive und LinkedIn sowie Facebook und Spotify. Dabei können Nutzer nur die Musik-Streaming-App deinstallieren. Alle anderen Apps lassen sich nur deaktivieren. An dieser Stelle gibt es also den ersten Punktabzug. Screenshot: Drittanbieter-Apps auf dem Samsung Galaxy S10

Sehr Laut, aber unausgewogen

Weitere Punkte lässt das Galaxy S10 beim Sound liegen. Zwar verfügt das Gerät über zwei Lautsprecher und sogar Dolby Atmos. Die kleinen Boxen können aber nur mit einer extrem hohen Lautstärke überzeugen. Der Sound besitzt allgemein zu viele Höhen und zu wenig Tiefen. Immerhin übersteuern die Lautsprecher nicht, wenn man die Lautstärke ans Maximum bringt. Bei dem mitgelieferten AKG-Headset ein ähnliches Bild: Laut, aber ohne Bass. Insbesondere bei Rockmusik fehlt es den Kopfhörern an Druck. Zudem muss der Nutzer - wenn er nicht Spotify, Deezer oder eine andere Musik-Streaming-App nutzt - mit Googles “Play Musik” vorlieb nehmen, die beim erstmaligem Öffnen direkt ein Abonnement für rund zehn Euro im Monat vorschlägt. Klickt man jedoch ein paar mal auf “Nein” lässt sich die eigene Musik aus der Bibliothek hören. Zwar lässt sich der Sound mithilfe des Equalizers und der ab Werk ausgeschalteten Option “Dolby Atmos” etwas verbessern. Wirklich gut wird er aber nicht. Ein Pluspunkt: der 3,5-mm-Klinkenanschluss.

Die Entsperrmöglichkeiten

Wie bereits erwähnt ist der Fingerabdrucksensor vom Rücken unter das Display gewandert. Im Test funktionierte er schnell und zuverlässig. Ebenso die Entsperrmethode via Gesichtserkennung. Doch obacht: Samsung hat in den Einstellungen zur Entsperrung via Gesichtsscan die Option “Schnellere Erkennung” aktiviert. Diese sorgt, wie der Name es bereits verrät, für eine schnellere Entsperrung des Geräts. Andererseits verringert sich jedoch die Sicherheit. So kann es sein, dass das Galaxy S10 ein Foto oder Video des Gesichts als ebensolches erkennt. Im Test von inside handy zeigte sich, dass es mit einem Foto zwar nicht funktioniert, mit einem Video eines Gesichts hingegen schon. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, deaktiviert die schnellere Erkennung. Und selbst dann ist das Galaxy S10 sehr schnell entsperrt. Kein FM-Radio, keine Benachrichtigungs-LED, kein überzeugender, wenn auch sehr lauter Sound und zu viel vorinstallierte Bloatware: In dieser Kategorie lässt das Galaxy S10 einige Punkt liegen und kommt somit auf eine Teilwertung von 4 von 5 Sternen.

Der Akku des Galaxy S10

Samsung baut den Akku im Vergleich zu der aufladbaren Batterie des Galaxy S9 noch einmal aus. Statt 3.000 gibt es nun 3.400 mAh Ladung. Hinzu kommt: Das Galaxy S10 lässt sich per Qi kabellos aufladen. Huawei hat es vorgemacht, Samsung zieht nach. Das “Umgekehrte Laden ohne Kabel” der Chinesen nennt Samsung “Wireless PowerShare”. Mit dem S10 lassen sich also andere Qi-fähige Smartphones oder Kopfhörer aufladen, indem man die beiden Geräte aufeinander legt. Wie gut das funktioniert, zeigt ein separater Artikel. Hinsichtlich der Akkulaufzeit musste sich der Energieträger im standardisierten Test der Redaktion bei dauerhaft aktiviertem Bluetooth, WLAN und GPS sowie E-Mail-Push einem 30-minütigen Gespräch, 30 Minuten Musikhören per Webstream sowie 30 Minuten Spielen und einer 30-minütigen HD-Video-Wiedergabe über YouTube stellen. Hinzu kamen die Aufnahme mehrerer Fotos und Videos, das Surfen auf verschiedenen Webseiten und ein Benchmark-Test.
ModellKapazität (mAh)AkkustandVerbrauch
Arbeitstag (8h)Nacht im Standby (16h)Intensivtest (8h)Standby (16h)
Testgerät
Samsung Galaxy S103.4006558357
Alternativen
Samsung Galaxy S93.000 6149 39 12
Huawei P20 Pro4.0006853168
One Plus 6T3.7006656168
Am Ende dieses anspruchsvollen 8-stündigen Arbeitstages ließen sich 65 übriggebliebene Prozent von der Akkuskala ablesen. Damit landet das Galaxy S10 im Mittelfeld der von inside handy getesteten Smartphones. Im Standby-Modus verlor der Akku des Top-Modells sieben Prozentpunkte – ein sehr guter Wert. Nach insgesamt 24 Stunden verblieben somit noch 58 Prozent. Einen weiteren Tag ohne Stromquelle könnte das S10 damit nicht überstehen. Teilwertung: 4,5 von 5

Fazit

Testsiegel Samsung Galaxy S10 Das Galaxy S10 stellt die etwas langweilige Mitte zwischen dem abgespeckten aber mit einigen Besonderheiten ausgestatteten Galaxy S10e und dem High-End-Klotz Galaxy S10+ dar. Die Innovationen bleiben zwar aus. Samsung schnürt mit dem Galaxy S10 aber ein solides Gesamtpaket. Insbesondere die Kameraausstattung des Top-Models konnte im Test überzeugen. Beim Display macht Samsung keine Kompromisse und stattet das Galaxy S10 mit einem der besten Bildschirme auf dem Smartphone-Markt aus. Und auch bei der Leistung lässt das Galaxy S10 nahezu die gesamte Konkurrenz hinter sich. Wer also nach einem leistungsstarken Handy mit realitätsgetreuer Farbaufnahme (Kamera) und Farbwiedergabe (Display) sucht, wird mit dem Galaxy S10 viel Freude haben. Es gibt aber auch Schwachstellen. So sind die Lautsprecher zwar laut. Der Sound wird jedoch lieblos und ohne Druck nach Außen gepresst. Zudem ist die eine oder andere Drittanbieter-App zu viel installiert. Nur eine von fünf lässt sich deinstallieren. Und auch bei der Akkulaufzeit fehlt es dem Top-Gerät an Durchschlagskraft. Er ist insgesamt zwar gut, hinkt aber anderen Spitzenmodellen wie dem LG V30, Mate 20 Pro oder dem Honor View 20 deutlich hinterher. Gesamtwertung: 4,5 von 5

Pro

  • Brillantes Display
  • Hervorragende Kameras
  • Überragende Performance

Contra

  • Akku überzeugt nicht vollends
  • Lautsprecher ohne Druck
  • Zu viele Drittanbieter-Apps vorinstalliert

Preis-Leistungs-Verhältnis

Samsung verlangt für das Galaxy S10 zum Marktstart mindestens rund 900 Euro. Auch wenn man damit unter der 1.000-Euro-Marke bleibt, ist das Gerät nicht gerade als günstig zu bezeichnen. Hinzu kommt: Gegenüber dem Galaxy S9 erhöht Sasmsung den Preis zum Verkaufsstart um 50 Euro. Das Vorjahresmodell ging nämlich für 850 Euro an den Start. Dafür bekommt der Käufer jedoch zwei weitere Kameraobjektive, einen etwas größeren Akku und ein größeres Display.

Alternativen

Im Bereich bis 900 Euro gibt es Alternativen zuhauf. Wer unbedingt ein brandneues Smartphone mit der neuesten Technik haben möchte, findet im Xiaomi Mi9 die derzeit wohl günstigste Alternative. Das Smartphone gibt es aktuell beispielsweise bei Media Markt für rund 450 Euro. Ebenfalls unter die 500-Euro-Marke ist Samsungs Vorjahres-Flaggschiff, das Galaxy S9, gefallen. Wer noch warten kann, sollte es tun. Einerseits, da der Preis bekanntlich wenige Wochen nach Marktstart deutlich sinkt. Andererseits stellt Huawei Ende März seine P-30-Reihe vor. Hier könnte es ebenfalls eine Alternative zum Galaxy S10 geben.

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Mitreden

8 KOMMENTARE

  1. Nutzerbild Paul

    Es ist das beste Smartphone, das man derzeit für Geld kaufen kann.
    Punkt.

    Antwort
  2. Nutzerbild Hans Georg Schäfer

    Es wird Zeit für ein kratzfestes Display das einzige was noch gebraucht wird

    Antwort
  3. Nutzerbild Timo

    „Display und Kameras: eine Symbiose“ – Klingt wie Geschwafel.
    Aus Ihrem Artikel geht nicht hervor ob die optische Stabilisierung auch bei
    Aufnahme von 4k60 Videos in HDR funktioniert.
    Bisher war es immer so das die Stabilisierung nur bei FullHD Videos mit maximal
    30 fps funktioniert und ich bezweifle das sich daran was geändert hat, was das
    Feature irrelevant macht.
    Aber wer erwartet hier schon solche Details?

    Antwort
  4. Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

    Servus Timo,
    OIS bei UHD mit 60fps und eingeschaltetem HDR funktioniert. Aber du hast Recht: wenn wir in unseren Tests jedes noch so kleine Detail erwähnen würden, wäre jeder Test ein Buch.

    Antwort
  5. Nutzerbild klaus schnabel-koeplin

    hallo,
    ich benutze schon seit einem jahr das galaxy s9+ und war auch sehr zufrieden damit.
    darum habe mich sehr auf das neue s10 gefreut und auch gleich gekauft.
    da ich viele konzertaufnahmen mache und diese zeitnahe ins internet stelle
    war ich sehr gespannt auf die neuen kamerafunktionen und neuen parameter, um eventueller noch besserer bild zubekommen.
    nun habe ich gerade fotos, von gleichen motiven und mit den gleichen einstellungen,
    vom s9+ und s10 verglichen
    und bin doch sehr enttäuscht, es gibt fast gar keine verbesserung,
    im gegenteil, man glaubt fast, das die bilder vom s9+ ein tick besser sind.
    das gleiche habe ich leider auch schon hier im forum gelesen.
    klar das die systeme immer komplexer werden und einiges seine zeit braucht,
    aber rund 900 euro für die gleiche bildqualität, ist doch etwas viel,
    telefonieren, chaten, surfen, musik hören, navigieren usw kann ich auch sehr gut mit dem s9+, auch ohne den neusten prozessor !
    gibt es tips zur einstellung ? oder nutzung anderer cam-apps
    wird es zeitnahe dazu ua. ein update geben ?
    sonst, schade !!!, werde ich wohl das s10, sehr unzufrieden, wieder zurückgeben.
    mfg klaus

    Antwort
  6. Nutzerbild Timo

    Danke! Ich finde das wichtig.

    Antwort
  7. Nutzerbild Remo

    Hier im Test steht „kein FM-Radio“. In den technischen Daten wird aber ein Radio angegeben, sowohl für das S10e, S10 und S10+. Was ist nun richtig?

    Antwort
  8. Nutzerbild Blasius Kawalkowski inside digital Team

    Ein FM-Radio hat keines der S10-Modelle. Da hat sich ein Häckchen zu viel ins Datenblatt gemogelt.

    Antwort

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