Zwei Handys in einem?! Nicht nur für Nutzer die eine private und eine geschäftliche Telefonnummer nutzen, ist das eine interessante Alternative zum ständigen Herumschleppen zweier Telefone. Auch für Menschen die aus Kostengründen zwei SIM-Karten nutzen, könnte Samsungs B5722 Dual-SIM Handy eine Alternative sein. Wie sich zwei SIM-Karten in einem Handy in der Praxis bewähren, hat inside-digital.de getestet,
Der dezent gehaltene Karton enthält ein Ladegarät, Akku, Datenkabel, Headset, eine gedruckte Anleitung, eine Handytasche und Software für den PC. Bei einem Listenpreis von knapp 190 Euro hätte Samsung noch eine Speicherkarte in die Verpackung legen können.
Der Akkudeckel lässt sich mit einem einfachen Klick von der Rückseite lösen und ebenso leicht wieder anbringen. Um die SIM-Karten einzusetzen, muss der Akku herausgenommen werden. Die Speicherkarte lässt sich indes auch im laufenden Betrieb wechseln.
Das GT-B5722 liegt mit Maßen von 104 x 55 x 15 Millimetern und einem Gewicht von 106 Gramm angenehm in der Hand und vermittelt einen guten haptischen Eindruck. Das Gerät besteht aus hochwertigen Kunststoff, der vorbildlich verarbeitet wurde. Spaltmaße sind kaum vorhanden und auch unter Druck ließ sich dem Handy kein Knarzen entlocken. Unter dem Display befinden sich 3 Tasten: Annehmen und Auflegen, sowie eine „Zurück“-Taste. Rechts findet man die Kamerataste, Tastenspeere und einen Knopf zum schnellen Wechseln der SIM-Karten. An der linken Gehäuseseite des GT-B5722 wurde eine Lautstärkenwippe untergebracht und die durch eine Abdeckung geschützte Geräteschnittstelle. Die wenigen Tasten weisen einen klaren Druckpunkt auf und sind gut erreichbar angebracht.
Auf der Geräterückseite findet man eine Öffnung für den Lautsprecher sowie die Kameralinse und eine Fotoleuchte. Ein Samsung-Schriftzug und ein Hinweis auf die 3,2 Megapixel der Kamera stören durch ihre Auffälligkeit ein wenig das sonst sehr klare und gradlinige Design des Telefons.
Das Gerät kann auf der Master-SIM auf allen vier Frequenzbändern funken. Bei der zweiten SIM-Karte muss man sich mit Dualband begnügen. Der Empfang war mit beiden Karten leider nicht sehr gut. Gespräche wurden oft von Aussetzern begleitet und klangen ein wenig blechern. Die integrierte Freisprecheinrichtung gibt Stimmen klar und deutlich wieder und lässt sich auch bei einer etwas lauteren Umgebung noch nutzen. Man kann beiden Karten unabhängig Profile zuweisen. So ist es möglich, eine Leitung auf lautlos zu stellen und eingehende Anrufe an denn anderen Anschluß, machen sich trotzdem akustisch bemerkbar. Dabei ist zu beachten, dass die Mängel auf der zweiten SIM deutlicher zur Geltung kommen.
Der Akku ist mit 1200 Miliamperstunden zwar großzügig dimensioniert, dies dürfte aber den beiden Empfangseinheiten geschuldet sein. In der Praxis muss das Gerät nach häufiger Nutzung schon nach einem Tag wieder an die Steckdose.
Der SAR-Wert ist vom Hersteller mit 0,685 W/kg angegeben.
Die Vorderseite wird von dem 2,8 Zoll großen Display beherrscht. Dieses stellt bei einer Auflösung 320 x 240 Pixeln Farben klar und kräftig dar. Auch bei Lichteinfall ist die Lesbarkeit noch sehr gut. Bei Bedarf kann die Beleuchtung auch in fünf Stufen angepasst werden. Dass es sich um einen resistiven Touchscreen handelt, merkt man bei der Benutzung kaum. Die Oberfläche reagiert sensibel und präzise auf Eingaben. Da das Handy - bis auf die Kamera, nur im Hochformat bedient wird, wurde auch kein Lagesensor verbaut.
Über die seitliche Taste wird die 3,2-Megapixel-Kamera gestartet. Nach ca. zwei Sekunden ist sie einsatzbereit und es vergehen ca. weitere vier Sekunden bis man das nächste Foto schießen kann. Die Einstellungsmöglichkeiten sind sehr begrenzt, es finden sich lediglich:
- Aufnahmemodus (Einzelaufnahme, Serienbild, Mosaikaufnahme, Rahmenaufnahme)
- Auflösung
- Selbstauslöser
- Weißabgleich
- Effekte (Grau, Negativ, Sepia, Prägen, Zeichnung, Antik, Mondschein, Nebel)
Den Bildern fehlt es ein wenig an Sättigung, aber der Kontrast ist gut und das Farbrauschen hält sich in engen Grenzen. Die Fotos eignen sich durchaus für einen Ausdruck. Dank der integrierten Leuchte kann man auch bei Dunkelheit noch Bilder schießen. Ist man zu nah am Objekt werden die Fotos schnell überbelichtet. Videos werden im MP4-Format aufgezeichnet. Das Anschauen auf dem Handydisplay geht flüssig vonstatten, auf dem Computerbildschirm macht sich jedoch die geringe Auslösung von nur 320x240 Pixeln bemerkbar.
Als Betriebssystem kommt Samsungs Eigenentwicklung mit der TouchWiz Benutzeroberfläche zum Einsatz. Die Startseite besteht aus drei Arbeitsflächen zwischen denen man mit einen Fingerwisch wechseln kann. Jeder Desktop kann aus einer ausklappbaren Leiste heraus, individuell mit Widgets befüllt werden. Am unteren Rand befinden sich die Schnellzugriffe für die Wähltastatur, die Kontakte und das Hauptmenü. Letzteres ist ebenfalls in drei Flächen unterteilt. Leider lassen sich die einzelnen Programmsymbole nicht ordnen, so dass es sehr unaufgeräumt wirkt. Der Anwender kann zwischen zwei Themes wählen, die sich aber nur in der Wahl des Hintergrunds unterscheiden.
Ganze vier Klicks sind notwendig um vom Startbildschirm weg eine Nachricht zu schreiben. Fügt man der Nachricht einen Medieninhalt an, macht das Gerät automatisch eine MMS daraus. Die Texteingabe erfolgt über eine virtuelle Handytastatur und funktioniert reibungslos. Es lassen sich zusätzlich mehrere E-Mail-Konten per IMAP oder POP einrichten. Ausgehende Post lässt sich mit beliebigen Anhängen versehen. Es ist auch möglich, Medieninhalte direkt aus der E-Mail-Anwendung heraus aufzunehmen und zu verschicken. Leider werden immer nur drei Header auf einmal angezeigt, dass lässt den Posteingang schnell unübersichtlich werden. Für Instant Messaging ist Palringo auf dem Gerät vorinstalliert. Das Chatprogramm kann mit den gängisten Protokollen wie MSN, Google Talk, ICQ,Yahoo, Jabber. Gadu Gadu, Facebook Chat, AIM, iChat umgehen.
Unterschiede bei den beiden Karten muss man auch bei der mobilen Internetnutzung in Kauf nehmen. Während die Master-SIM EDGE unterstützt, muss man bei der sekundären Karte ohne diesen Datenturbo auskommen. Auf UMTS und W-Lan muss man leider gänzlich verzichten, genauso wie auf einen GPS-Empfänger. Für den lokale Datenabgleich und -austausch, steht Bluetooth 2.1 und eine USB-Verbindung zur Verfügung. Der interne Speicher von 35 Megabyte lässt sich per MicroSD-Karte um bis zu acht Gigabyte erweitern.
Das Adressbuch kann zu jedem Kontakt zahlreiche Informationen wie Telefonnummer, Mailadresse, Anschrift, Notizen etc. speichern. Der Umfang dürfte selbst für geschäftliche Zwecke ausreichen. Leider werden Geburtstage nicht automatisch in den Kalender übertragen. Dieser ist in seinem Umfang auch eher mit einer besseren Aufgabenliste zu vergleichen. Bis auf die Möglichkeit Termine zu wiederholen und eine Erinnerung festzulegen, gibt es keine erwähnenswerten Funktionen. Schade, hier hätte Samsung gut bei Geschäftskunden punkten können, für die ein Dual-SIM Handy durchaus ein interessantes Produkt ist. So eignet sich der Kalender eher für Nutzer die hin und wieder mal einen Termin haben, den sie nicht vergessen wollen. Die Synchronisation über Outlook verlief reibungslos, außerdem gibt es die Möglichkeit Termine und Kontakte online abzugleichen.
Da dem Nutzer nur EDGE zur Verfügung steht, dauert der Seitenaufbau von „inside-digital.de“ knapp über eine Minute. Auch auf Grund der geringen Auflösung eignet sich der Browser eher für die Darstellung von Internetseiten, die speziell für mobile Geräte ausgelegt wurden. Insgesamt ist der Funktionsumfang sehr begrenzt, lediglich eine Verwaltung von Lesezeichen ist integriert. Als Navigationsgerät kann man das B5722 leider nicht nutzen, doch kann man auf die Routenplanung via Google Maps zurückgreifen, die auch gut mit der Ortung per Sendemasten funktioniert.
Der integrierte Musikplayer kommt mit den Formaten MP3, AAC, AAC+, eAAC+, WMA, WAV zurecht und sorgt in Kombination mit dem mitgelieferten Stereoheadset für ein Bass-intensives Musikerlebnis.Klanglich kann man durchaus den Vergleich zu einem MP3-Player der mittleren Preisklasse ziehen. Da kein 3,5 Millimeter-Klinkenanschluss vorhanden ist, lassen sich leider keine eigenen Kopfhörer anschließen. Der eingebaute Lautsprecher hinterlässt einen durchwachsenen Eindruck. Insgesamt besticht er durch einen guten Klang, nur die Tiefen werden zu blechern wiedergeben. Leider werden die Lieder nicht in Kategorien wie Interpret, Album und Genre geordnet, sondern einfach in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Das macht das Suchen einzelner Songs zu einer echten Geduldsprobe. Das Radio ist solider Standard und bietet, mit einem automatischen Sendersuchlauf und der Möglichkeit Favoriten zu speichern, keine großen Überraschungen. Vorbildlich: Samsung hat dem Musikplayer und dem Radio einen Sleeptimer spendiert, so das die Musik nach einer bestimmten Zeit automatisch ausgeschaltet wird.
Für den Zeitvertreib hat Samsung zwei Spiele auf das Gerät gepackt. Die weitere Ausstattung fällt sehr dürftig aus. Es findet sich nur der übliche Standard bei Einsteigergeräten, Wecker, Sprachmemos, Notizen, To-Do Liste, Umrechner, Weltzeituhr, Timer und Stoppuhr. Erwähnenswert ist noch die Möglichkeit einen Anruf vorzutäuschen. Es lässt sich dabei sogar eine Sprachmemo abspielen, um den Eindruck eines richtigen Telefongesprächs zu erwecken. Ein Dokumentenbetrachter wäre eine nützliche Erweiterung gewesen, leider hat Samsung darauf verzichtet.
Das Samsung GT-B5722 ist ein solides Einsteigergerät, mit dem man zusätzlich noch eine zweite SIM-Karte betreiben lässt. Wer nur aus Kostengründen in zwei Netzen ein bucht und sonst keine gesteigerten Erwartungen an sein Handy hat, wird mit diesem Gerät zufrieden sein. Zu Bemängeln sind die schlechte Gesprächsqualität und der durchwachsenen Lautsprecherausgabe des MP3-Players. Leider hat es Samsung auch verpasst, das Gerät an eine Zielgruppe anzupassen, die häufig zwei Handys nutzt: Geschäftsleute. Die Buissnesfunktionen werden nur angedeutet und um viele Kontakte und Termine in den Griff zu kriegen ist der Funktionsumfang zu begrenzt.
Pro
- Zwei Sim-Karten simultan nutzbar
- Gute Verarbeitung
- Zahlreiche Widgets
- Brauchbare Kamera
Kontra
- enttäuschende Lautsprecherleistung des MP3-Players
- Schlechte Gesprächsqualität