Motorolas Moto-G-Serie war vom Start weg eine Erfolgsgeschichte, die mittlerweile in die vierte Generation geht. Trotzdem geriet der amerikanische Handybauer zunehmend unter Druck und wurde vom größten PC-Produzenten der Welt, Lenovo, geschluckt. Gerade die ersten Generationen der Moto Gs waren Preis-Leistungs-Monster und wurden im Test des Moto G und im Test des Moto G (2. Gen.) gefeiert. Auch deshalb steht die vierte Generation unter besonderer Beobachtung. Erstmals wurde ein "Play"-Modell eingeführt, das eine reduzierte Version des eigentlichen Moto G der vierten Generation darstellt. Im Test des Moto G (4. Gen.) setzte es neben Lob auch einiges an Kritik. Wie viel Lenovo diesmal eingespart hat, wird der Test zeigen.
Design und Verarbeitung
Das Lenovo Moto G4 Play kommt im Kunststoffkleid zum Nutzer und lässt sich auf der Rückseite strippen. Der Rückdeckel kann dabei mit einer ordentlichen Steifigkeit und einer angerauten Oberfläche punkten. Sie verleiht dem sonst durchschnittlichem Auftritt ein wenig Glanz. Auf Schubladen und Schächte kann das Moto G4 Play verzichten, auf einen Wechselakku nicht – gut so. Dabei macht Lenovo den alten Fehler: Die Sim-Karten und die Speicherkarte lassen sich nicht im laufenden Betrieb, also nicht ohne Akkuentnahme, einlegen oder austauschen. Während die SIM-Karten wohl selten getauscht werden, wäre ein Austausch der Micro-SD-Karte ohne Akku-Ausbau von Vorteil.
Die Haptik des kleinsten Moto-G-Modell der aktuellen Generation – hier kommt ein 5 Zoll großes Display anstatt eines 5,5-Zoll-Panels zum Einsatz – kann sich insgesamt fühlen lassen. Jedoch will der Playboy auf dicke Hose machen und kommt mit chromfarbenen Applikationen im Frontlautsprecher und um die Heckkamera. Das soll die Optik edler erscheinen lassen, tut es aber nicht. Einen weiteren Minuspunkt im Design stellen die breiten Ränder um das Display dar. Sie sind nicht nur ober- und unterhalb des Panels sehr groß, sondern auch an den Längsseiten. Bedauerlich ist dabei auch, dass es Lenovo nicht schafft die Android-Funktionstasten auf den breiten Rahmen unterhalb des Displays zu setzen. So nehmen sie, trotz massivem Platz außerhalb des Display, im Panel Platz weg. Ebenfalls suboptimal ist der Spalt zwischen dem Rahmen und dem Display: Hier verfangen sich ab Minute eins Staub, Flusen und anderer Alltagsdreck.
Abgesehen von den an manchen Stellen etwas zu großen Spalten ist die Verarbeitung in Ordnung. Der Rückdeckel schließt satt, muss jedoch mit Bedacht angedrückt werden. Um die Kameraaussparung herum bilden sich sonst ebenfalls Spalten, die Schmutz Tür und Tor öffnen. Das gesamte Gehäuse wirkt stabil und flexibel genug, auch einen Sturz abzufangen. Hier zeigt sich der Vorteil gegenüber hartem Metall oder gar Keramik-Gehäusen: Kunststoff gibt mehr nach und wirkt damit wie ein rudimentäres Bumper-Case.
Beim Zubehör sieht es mau aus. Neben einem Ladekabel mit fest angebrachtem Netzadapter liegen keine weiteren technischen Helfer dem Moto G4 Play bei. Kann man auf Kopfhörer locker verzichten – die Plärrtüten, die meist beiliegen, sind normalerweise den Ohrenarztbesuch nicht wert – wäre ein Kabel vom verbauten Micro-USB-Anschluss zu einem normalen USB-Anschluss eine schöne Geste gewesen. Zur Datenübertragung oder beispielsweise zur Nutzung einer Powerbank ist ein solches Kabel unverzichtbar.
Das Plastikgehäuse des Lenovo Moto G4 Play kann mit Einsteiger-Einheitsqualität beschrieben werden. Der Rückdeckel bringt es nach vorne, der Zubehörumfang holt es jedoch wieder auf den Boden zurück.
Einzelwertung Design: 2,5 / 5
Display
Lenovo verbaut ein Display mit einer Diagonalen von 5 Zoll und einer HD-Auflösung mit 720 x 1.280 Pixeln. Für den Alltag reicht die Auflösung auf jeden Fall. Display-Gourmets werden dem Bildschirm jedoch wenig abgewinnen können. Das liegt zum einen an der vergleichsweise geringen Pixeldichte von gut 290 ppi, zum anderen aber auch an einer nur durchschnittlichen Leistung bei der Ablesbarkeit bei schiefer Draufsicht. Das Display dunkelt sehr früh ab und verliert zunehmend seinen Glanz, was Farben und Kontraste angeht. Die beiden Eigenschaften sind allerdings auch im Idealfall eher durchschnittlich. Das reicht, solange man keinen Anspruch an ein modernes Display stellt.
Die Farben können noch etwas mehr ausgebremst werden: Die Grundeinstellung der Farben liegt bereits auf "Intensiv" und wird durch die Standardeinstellung noch etwas blasser. Das IPS-Display kommt bei weitem nicht an gleichartige Vertreter aus dem Spitzenklassesegment heran; gegenüber AMOLEDs sieht es hier ebenfalls kein Land. Die Unterschiede von Display-Technologien wie AMOLED, LCD, IPS hat die Redaktion von inside-digital.de in einem gesonderten Artikel aufgeschlüsselt.
Die Einstellungsmöglichkeiten beschränken sich auf die schon erwähnte zweistufige Farbeinstellung - da bieten andere Hersteller viel mehr. Die automatische Helligkeitsregelung regelt. Das war es. Sie regelt nicht schön, nicht schnell und nicht flüssig. Aber sie trifft am Ende immer die richtige Stufe.
Lenovo integriert in sein Moto G4 Play ein Brot-und-Butter-Display. Den Alltag meistern man damit zwar locker, echten Spaß hat man damit allerdings nicht.
Einzelwertung Display: 2,5 / 5
Ausstattung und Leistung
Motorolas Moto-G-Reihe war noch nie eine Ansammlung muskelbepackter Kraftmeier. Dem bleibt auch Lenovo treu und verbaut den etwas angegrauten Einsteiger-Prozessor Snapdragon 410 inklusive immerhin 2 GB Arbeitsspeicher in das Moto G4 Play. Damit lässt sich prima im Internet surfen, Bilder und Videos erstellen und auch sonst alle alltäglichen Aufgaben meistern. Zu ausgefeilt sollten jedoch die Anwendungen oder die Spiele nicht sein. Das Rennspiel Asphalt Extrem läuft mit etwas eingeschränkter Grafik einigermaßen flüssig, die Wartezeiten zwischen den Runden geraten jedoch etwas langatmig. Den Eindruck bestätigt auch der Benchmark-Test, der ein Ergebnis von knapp 29.000 Punkten zu Tage fördert. Ein höchstens unterdurchschnittlicher Wert, mit dem sich aktuell keine Katze mehr hinter dem Ofen hervorlocken lässt. Positiv dabei ist jedoch, dass das Smartphone jederzeit in einem kaum wahrnehmbaren Temperaturlevel bleibt.
Die Ausstattungsliste wird rudimentär bestückt und gerät nicht gerade lang: Fingerabdrucksensor, Benachrichtigungs-LED, induktives Laden und NFC werden vermisst. Dafür gibt es LTE, Dual-SIM und einen erweiterbaren Speicher von 16 GB Größe. Somit sind bis zu 144 GB Datenvolumen möglich. Dabei achtet Lenovo vorbildlich darauf, dass sich die beiden Funktionen Dual-SIM und Speichererweiterung nicht im Wege stehen, indem der selbe Steckplatz genutzt wird. Dazu kommt der Verzicht auf eine Nutzeroberfläche. Das schafft Platz auf der Speicherkarte und es bleiben von Grund auf über 11 GB an Kapazität frei.
Verbindungsmöglichkeiten des Lenovo Moto G4 Play
Feature | Vorhanden | Funktion |
HSPA |
▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 21 Mbit/s |
HSPA+ | ▲ | Erweiterung des Mobilfunkstandards UMTS, Down-max. 42 Mbit/s |
LTE | ▲ | Mobilfunkstandard, Down-max 150 Mbit/s |
USB-OTG | ▲ | Ermöglicht den Anschluss externer Geräte wie USB-Sticks, Festplatten oder Tastaturen |
DLNA | ▲ | Standard zu kabellosen Übertragung von Medieninhalten, zum Beispiel auf einen Fernseher |
NFC | ▼ | Ermöglicht eine Bluetooth-Verbindung zu einem anderen Gerät durch kurzes Berühren |
Kabellose Display-Übertragung | ▲ | Ermöglicht das kabellose Teilen der Anzeige mit einem anderem Gerät (z.B. Miracast/AirPlay/Google Cast) |
MHL | ▼ | Erlaubt die kabelgebundene Verbindung über die Micro-USB-Schnittstelle zu einem HDMI-Port |
Infrarot-Fernbedienung | ▼ | Ermöglicht den Einsatz als Universal-Fernbedienung |
Bluetooth-Version | ▲ | 4.1 |
WLAN-Standards | ▲ | 802.11 b/g/n |
Qi | ▼ | Ermöglicht das kabellose Laden des Smartphones |
Dual-SIM | ▲ | Ermöglicht den Betrieb von zwei SIM-Karten parallel |
Die Telefonfunktion lässt bei herkömmlicher Gangart nichts zu wünschen übrig. Die Sprache gelangt klar und ohne Störungen ans Ohr der Gesprächspartner. Etwas weniger überzeugend, aber immer noch gut ist die Freisprechfunktion. Der Lautsprecher klingt bei Sprachwiedergabe natürlich, neigt jedoch dazu zu leise zu sein. Weiter als eine Armlänge sollte man sich nicht vom Moto G4 Play entfernen um noch alles mitzubekommen, was der Partner gerade erzählt. Bei lauterer Umgebung sollte man auf ein Headset setzen. Dann ist das Smartphone schnell überfordert.
Die Leistung des Moto G4 Play liegt auf einem typischen Einsteiger-Niveau. Damit verdient man sich keine Lorbeeren, jedoch verhindert Lenovo auch eine Blamage. Trotzdem würden dem Moto G4 Play ein bisschen mehr Leistung und Ausstattung gut tun.
Einzelwertung Ausstattung und Leistung: 3 / 5
Kamera
Wie schon bei Display und Prozessor haben die Lenovo-Ingenieure auch bei der Kameraausstattung gegenüber den beiden Modellbrüdern Moto G (4. Gen.) und Moto G (4. Gen.) Plus kräftig gespart und eine mit 8 Megapixeln auflösende Kamera verbaut. An der Front ändert sie dagegen nichts. Dort kommt wie bei den beiden Verwandten ein Sensor mit 5 Megapixeln zum Einsatz.
Die Hauptkamera des Lenovo Moto G4 Play kommt mit einer recht übersichtlichen aber auch sehr übersichtlich ausgestatteten App daher. Die wenigen Einstellmöglichkeiten hat inside-digital.de in dieser Galerie aufgelistet:
Lenovo Moto G4 Play Kamera-App
Durch die wenigen Beeinflussungsmöglichkeiten muss sich der Fotograf fast komplett auf die Software verlassen und sie ist nicht das Gelbe vom Ei. Die Kamera tut sich bei schlechten Lichtverhältnissen merklich schwer, ordentliche Ergebnisse abzuliefern. Die Schärfe, der Weißabgleich und auch die Dynamik lassen zu wünschen übrig. Bei einfachen Lichtverhältnissen und klaren Bildaufbauten ohne große Helligkeitsunterschiede spielte die Kamera ihre Stärke aus: Die einfache Bedienung wird gepaart mit ordentlichen Bildergebnissen. Die detaillierte Bewertung der Bildqualität wird in der Galerie besprochen.
Lenovo Moto G4 Play Kameratest
Die Testfotos in voller Auflösung
Die Kamera kommt mit schlanker Software und wenig Leistung daher. Für Gelegenheitsknipser genügt sie zur Dokumentation der Situation. Anspruchsvolle Nutzer sollten die Finger von ihr lassen.
Teilwertung Kamera: 2,5 / 5
Software und Multimedia
Lenovo hat der Play-Version des Moto G der vierten Generation, wie schon Tradition bei den Moto-Modellen, pures Android aufgezogen und verzichtet auf eine eigene Nutzeroberfläche. Damit wird die Software schlank, schnell und langweilig. Trotzdem ist sie für Puristen und solche, die ihr Smartphone lieber selbst gestalten wollen, eine willkommene Abwechslung zu den überladenen Konkurrenten mit hauseigenen Software-Aufbauten. Das Thema Bloatware setzt Lenovo linientreu um: Es sind keine Fremdprodukte vorhanden und die eigenen Software-Paketchen beschränken sich auf wenige Apps und Funktionen, die zwischen den Google-eigenen Apps kaum auffallen.
Lenovo Moto G4 Play Menü und Einstellungen
Die Multimedia-Abteilung ist gegenüber der wenig diskutablen Software etwas interessanter: Die Musikeinstellungen beinhalten für die Optionen "Lautsprecher" und "Kabelgebundenes Stereo" jeweils spezialisierte Equalizer-Voreinstellungen. Einen manuell einstellbaren Equalizer gibt es dagegen nicht. Der verbaute Lautsprecher erledigt seine Aufgaben sauber, klar und deutlich. Die ganz große Bühne macht er nicht auf, bietet aber genug Leistung um ein volles Bahnabteil zu nerven.
Die Software hält sich stark zurück und ist ein Fest für Puristen. Wer eine formidable Funktionsvielfalt ab Werk wünscht wird hier nur in Teilen bedient. Die Multimedia-Sektion kann mit den Equalizer-Funktionen und einem ordentlichen Lautsprecher punkten.
Teilwertung Software und Multimedia: 3 / 5
Akku
Der mit 2.800 mAh Kapazität ausgestattete Akku des Lenovo Moto G4 Play besitzt zwei große Vorteile: Er lässt sich trivial wechseln und hat mit den geringen Leistungswerten des Moto G4 Play leichtes Spiel. Das spiegeln auch die Testwerte wider: nach acht Stunden Intensivtest hatte das Lenovo Moto G4 Play noch 62, nach 24 Stunden noch 55 Prozent im Köcher. Damit erreicht es eine stattliche Wertung und es zeigt sich, dass trotz fehlender Schnelladefunktion der Akku die bedeutenste Stärke des abgespeckten Moto Gs ist.
Der Akkutest beinhaltet in den ersten acht Stunden eine aktive Nutzung des Smartphones mit jeweils 30 Minuten spielen, Video Streamen, Radio hören und telefonieren. Dazu werden in dieser Zeit Screenshots und Testbilder erstellt, Uploads und Downloads getätigt und im Internet gesuft. Nach der ersten Phase schließt sich eine zweite an, in der die Standby-Zeit von 16 Stunden durchlaufen wird in der nichts mit dem Smartphone getan wird.
Teilwertung Akku: 4 / 5
Fazit
Das Lenovo Moto G4 Play ist durch und durch Einsteigerware und sollte auch so angesehen werden. Die Leistungsfähigkeit hält sich in allen Belangen in Grenzen, für Wenignutzer befindet sie sich jedoch auf einem akzeptablen Niveau. Stark ist vor allem der Akku. Er kann mit seiner Standfestigkeit überzeugen und ist austauschbar – eine Möglichkeit, die die etablierten Hersteller immer weiter aus den Augen verlieren. Dazu kommt die uneingeschränkte Nutzbarkeit der Dual-SIM- und der Speichererweiterungs-Funktion.
Damit ist das kleine Moto G4 Play vor allem für Nutzer interessant, die ein funktionales, robustes und preiswertes Smartphone wollen. High-End-Kunden und anspruchsvolle Nutzer sollten sich anderweitig umsehen und das Moto G4 Play im Regal liegen lassen.
Insgesamt ist Lenovo mit der abgespeckten Version kein Coup gelungen. Der Namen Moto G, der in seinen ersten beiden Modellgenerationen für Preis-Leistung ohne Ende stand, hatte schon mit den beiden neuen Modellen Moto G (4. Gen.) und Moto G (4. Gen.) Plus gelitten. Der Auftritt der Play-Variante hat ihm nun den Rest gegeben und er verglüht so in der Beliebigkeit des Einheitsbreis der Einsteiger- und Mittelklasse.
Gesammtbewertung: 3 / 5
Pros des Lenovo Moto G4 Play
- günstig
- liegt gut in der Hand
- starker Akku
Cons des Lenovo Moto G4 Play
- Luftpumpe als Prozessor
- mangelhaftes Zubehör
- recht schwaches Display
- recht schwache Kamera
Preis-Leistung
Das Preis-Leistungs-Niveau liegt auf einem ordentlichen, aber nicht hervorragenden Level. Dafür müsste es dann doch ein wenig mehr bei der Ausstattung bieten. Auch eine ambitioniertere Kamera, ein klein wenig mehr Leitung und ein bisschen wenig Plastik hätten dem kleinen Smartphone gut getan.
Alternativen
Also Alternativen zum Moto G4 Play können recht viele Geräte gelten. Die Redaktion von inside-digital.de hat in einem gesonderten Artikel die besten Smartphones unter 200 Euro zusammengestellt, die allesamt zwar ebenfalls Schwächen besitzen und bei denen auch Kompromisse eingegangen werden müssen, jedoch sind die dort dargestellten Handys mindestens auf Augenhöhe mit dem Moto G4 Play und deshalb eine ernsthafte Prüfung wert.