Das Huawei P50 Pro ist ein echtes Flaggschiff. So ist das Smartphone mit einem gebogenen AMOLED-Bildschirm, einer Quad-Kamera und einem Snapdragon 888 Prozessor ausgestattet. Softwareseitig kommt Huaweis EMUI 12 zum Einsatz, welches auf Android 11 basiert. Wir konnten das Smartphone einige Tage testen.
Das Huawei P50 Pro ausgepackt
In der Box des Huawei P50 Pro findet sich neben dem Smartphone eine einfache Kunststoff-Hülle, ein Ladekabel und sogar ein starkes 66-Watt-Netzteil. Damit kann man neben seinem Smartphone auch andere Geräte wie Tablets und Notebooks laden. Leider setzt Huawei aufseiten des Netzteils noch auf einen klassischen USB-Port statt auf universelles USB-C.
Das Smartphone selbst ist in zwei Farben erhältlich: Schwarz und Gold. Unser schwarzes Testgerät sieht mit seinen goldenen Akzenten um die Kamera herum wirklich edel aus. Beide Farbvarianten sind glänzend gehalten und ziehen Fingerabdrücke magisch an. Persönlich sind mir matte Smartphones lieber, aber das ist eine Geschmacksfrage. Die Verarbeitungsqualität ist hingegen unumstritten erstklassig. Die Glasrückseite geht fließend in den Metallrahmen über und die Kamera steht nur ein wenig hervor. Nirgendwo finden sich scharfe Kanten und die Tasten haben einen festen und bestimmten Druckpunkt.
AMOLED-Bildschirm mit Kurven
Mit seinem 6,6 Zoll großen Bildschirm ist das Huawei P50 Pro minimal kleiner als andere Flaggschiffe. Der chinesische Hersteller setzt hier auf AMOLED-Technik und eine dynamische Bildwiederholrate von 120 Hertz. Dadurch wirken Animationen flüssig, ohne beim Stillstand die Akkulaufzeit negativ zu beeinflussen. Mit einer 2K-Auflösung ist das Pannel zudem gestochen scharf und mit über 1100 Nits sehr hell. Die Farben wirken sehr neutral und durch die selbstleuchtenden Pixel ist echtes Schwarz möglich.
Ein Trend bei fast allen Flaggschiff-Smartphones sind die gebogenen Displayränder. Auch beim Huawei P50 Pro sind diese zu beiden Seiten hin deutlich gebogen. So sieht das Smartphone modern aus und liegt besser in der Hand. Doch bei der Benutzung kommt es zu Nachteilen. So kommt es an den Rändern zu störenden Reflexionen und verfälschten Farben. Zudem ist die Software-Tastatur nicht an die Krümmung angepasst. Die äußeren Buchstaben und Zahlen liegen auf dem gebogenen Bereich und verlangsamen das Tippen auf dem Smartphone. Fehleingaben bei der restlichen Bedienung sind uns beim Test jedoch nicht untergekommen. Hier scheint Huaweis Software einen guten Dienst zu leisten.
Welche Specs braucht ein Flaggschiff?
Im Inneren des Huawei P50 Pro steckt ein Snapdragon 888 Prozessor mit 8 Gigabyte Arbeitsspeicher. Für ein 2022er-Flaggschiff ist diese Ausstattung relativ gering. So gibt es mit dem Snapdragon 8 Gen1 bereits einen Nachfolger für den Prozessor und für einen Preis von 1199 Euro gibt es bei Samsung, Google, Xiaomi und Co auch mindestens 12 oder gar 16 Gigabyte RAM. Die Performance im Benchmark ist also vergleichbar mit Flaggschiff-Smartphones von vergangenem Jahr.
Im Alltag muss man jedoch schon ziemlich genau hingucken, um von diesen Leistungsunterschieden überhaupt etwas mitzubekommen. Apps starten auf dem Huawei P50 Pro so schnell, wie man es von einem Flaggschiff-Smartphone erwartet und auch mit vielen gleichzeitig geöffneten Apps kommt das Smartphone nicht ins Stottern.
Beinahe eine Besonderheit ist es, den internen Speicher mit einer Speicherkarte erweitern zu können. Eigentlich jeder andere Hersteller hat diese Funktion in den vergangenen Jahren bei seinen Flaggschiff-Modellen gestrichen. Zum Einsatz kommen jedoch deutlich kompaktere Nm-Speicherkarten. Leider sind diese langsamer und rund doppelt so teuer wie eine vergleichbare microSD-Karte.
Bei den Funkschnittstellen bietet das Huawei P50 Pro aktuelle Ausstattung: WLAN nach dem Wi-Fi 6 Standard, Bluetooth 5.2, NFC und sogar ein Infrarot-Port sind an Bord. Durch den älteren Prozessor musst du lediglich auf das 6 GHz-Band beim WLAN verzichten. Dieses wird ohnehin nur von den wenigsten Routern unterstützt.
Durch die weiterhin geltenden US-Sanktionen kommt das neue Huawei-Smartphone leider ohne 5G-Unterstützung daher. Im Alltag ist dies weniger ein Problem, als man zuerst denken mag. So ist der Mobilfunkempfang eine echte Stärke von Huawei und eine gute 4G/LTE-Verbindung im Alltag vollkommen ausreichend. Lediglich in stark frequentierten Bereichen, wie beispielsweise einem Fußballstadion, könnte man durch den geringeren Datendurchsatz von 4G einen Unterschied merken.
Software: schick aber weiterhin ohne Google
Während Huawei seine Smartphones in China bereits mit der eigenen Custom-ROM "HarmonyOS" auf den Markt bringt, setzt das P50 Pro in Europa weiterhin auf die MIUI-Oberfläche mit Android 11. Die Oberfläche ist ansprechend designt, bietet viele Anpassungsmöglichkeiten und hat einige einzigartige Features im Angebot. So kann man beispielsweise Apps in einem "großen Ordner" auf dem Homebildschirm legen und diese starten, ohne den Ordner vorher zu öffnen. Über "Device+" kann man zudem andere Huawei-Geräte wie ein Tablet oder Kopfhörer direkt aus dem Kontrollzentrum erreichen. Negativ sind uns lediglich die unzähligen vorinstallierten Werbe-Apps aufgefallen. Bei einem 1200 Euro Smartphones ist dies nicht in Ordnung.
Das App-Problem
Dem US-Embargo geschuldet, muss Huawei leider weiterhin auf sämtliche Google-Services verzichten. Durch die "Phone Clone" App kann man zwar viele Apps von seinem alten Smartphone übertragen, einige davon starten jedoch nicht und die meisten bekommen keine Updates mehr und verweigern daher irgendwann ihren Dienst. Wenn du dir das Huawei P50 Pro zulegen willst, solltest du dich vorher darüber informieren, ob all deine benötigten Apps in Huaweis Appstore verfügbar sind oder bereit sein, Apps aus dem Internet zu laden und selbst zu installieren.
Viele Apps wie beispielsweise Web.de, MagentaTV, Snapchat, ZDFmediathek oder Telegram sind dort vorhanden. Andere wie WhatsApp können direkt beim Hersteller im Internet heruntergeladen werden. Updates sind dann jedoch etwas umständlicher, als bei der Store-Installation.
Bei wieder anderen Apps wie Twitter oder Facebook verlinkt Huaweis Appstore auf andere Anbieter wie apkpure oder apkmonk, von dessen Website du die Installationsdatei von vielen Apps herunterladen kannst. Wie sehr man solchen Angeboten vertraut, ist jedem selbst überlassen. Auch hier muss man sich um App-Updates selbst kümmern, um keine neuen Features zu verpassen oder sich potenziellen Sicherheitsrisiken auszusetzen.
Benötigt die App hingegen Google-Services, funktioniert sie überhaupt nicht. Dazu zählt beispielsweise OneDrive, diverse Banking-Apps und die meisten Spiele. Auch alle Apps von Google wie Maps oder YouTube fehlen komplett. Für einige Google-Apps bietet Huawei jedoch eigene Alternativen an.
Abgesehen von den Apps klappt das Übertragen von Daten mit der Phone Clone App jedoch zuverlässig. So kannst du deine Kontakte von Google in die Huawei-Cloud übertragen und auch das Mitnehmen von Fotos und Dateien ist kein Problem.
Kamera auf Flaggschiff-Niveau
Nicht verstecken muss sich das Huawei P50 Pro bei der Kamera. Hier verbaut Huawei Flaggschiff-Technik und setzt mit einer ungewöhnlichen Schwarz-Weiß-Linse eigene Akzente. Das "Zwei-Linsen-Design" täuscht elegant darüber hinweg, dass sich eigentlich deutlich mehr Kameras auf der Rückseite befinden. Zudem steht die Kamera nicht besonders weit aus der Rückseite hervor.
Die Kamera-Ausstattung des Huawei P50 Pro im Detail
- 50 Megapixel Hauptkamera (f/1,8) mit OIS
- 64 Megapixel Telezoom-Kamera (f/3,5) mit OIS und 3,5-fach-Zoom
- 13 Megapixel Ultraweitwinkel-Kamera (f/2,2)
- 40 Megapixel Schwarz-Weiß-Kamera (f/1,6)
- 13 Megapixel Frontkamera (f/2,4)
Was direkt auffällt: Huawei verbaut nur Kamerasensoren, die auch einen wirklichen Mehrwert bieten. Auf unnötige 2-Megapixel Lückenfüller verzichtet man komplett. Doch wie schlagen sich die Kameras im Alltag? Wir haben es ausprobiert:
Über eine der verbauten Kameras haben wir bisher noch nicht gesprochen: Die Schwarz-Weiß-Kamera ist eine Besonderheit, die aktuell nur Huawei bietet. Durch die besonders große Blende kann der Sensor mehr Licht aufnehmen und gerade bei Dunkelheit beeindruckende Schwarz-Weiß-Fotos erstellen.
Doch auch beim Fotografieren mit den anderen Kameras ist dieser Sensor aktiv und liefert Informationen zur Schärfe und Belichtung des Objektes. So kann das Smartphone in unserem Test den hellen LED-Screen und die unbeleuchteten Bäume perfekt belichten.
Vergleichsweise kleiner Akku
Mit einer Kapazität von 4360 mAh ist der Akku des Huawei P50 Pro vergleichsweise klein. Andere Flaggschiff-Smartphones bieten beinahe immer 5.000 mAh - sind jedoch auch größer und schwerer. Im Benchmark erreicht das Huawei-Smartphone eine Laufzeit von 10 Stunden und 44 Minuten. Damit bewegt sich das Handy im soliden Mittelfeld und übertrumpft etwa das Pixel 6 Pro.
Die Akkulaufzeit im Alltag zu bewerten und einzuordnen ist jedoch schwierig. Da mehr als die Hälfte meiner täglich genutzten Apps auf dem Huawei P50 Pro nicht laufen, konnte ich das Smartphone nur begrenzt im Alltag nutzen.
Messen konnte ich hingegen die Ladedauer. Dank 66 Watt Netzteil fällt diese angenehm kurz aus. So braucht das komplett leere Smartphone nur 45 Minuten bis 100 Prozent. Im Alltag hängt man also nie länger als 30 Minuten am Ladekabel.
Fazit: Hardware top - Software flop?
Huawei war einer der ersten Hersteller aus China, welcher den Trend der edlen und hochwertig verarbeiteten Smartphones erkannt hat. Smartphones wie das Huawei P10 und P20 waren mit ihrem hochwertigen Design und überdurchschnittlicher Kamera echte Spitzenreiter. Dass Huawei in diesem Markt auch 2022 noch mithalten kann, zeigt das Huawei P50 Pro. Die Kamera kann sich mit anderen Flaggschiff-Smartphones messen, und die Verarbeitung ist ebenfalls erstklassig. Jedoch wird man zunehmend von dem US-Embargo zurückgehalten. Ein aktueller Prozessor und 5G-Unterstützung sind im Alltag keine Dealbreaker - können in dieser Preisklasse dennoch kaufentscheidend sein.
Besonders gravierend trifft das Embargo jedoch die Software. So gefällt mir EMUI 12 selbst zwar ausgezeichnet, doch ohne den Play Store und andere Google Apps ist für mich ein Einsatz im Alltag leider nicht machbar. Huawei tut viel dafür, Google-Dienste mit eigenen Apps zu ersetzen oder alternative Möglichkeiten zur App-Installation zu schaffen. Doch die Dominanz von Google ist im Android-Bereich einfach zu hoch.
Daher bleibt das Huawei P50 Pro ein Smartphone für Liebhaber oder Experten, die ihre Wege finden, viele ihrer Apps auf dem Handy zum Laufen zu bringen. Auch wenn du explizit Google-Dienste meiden möchtest und ohnehin auf alternative Appstores setzt, ist das Huawei P50 Pro eine geeignete Alternative.
Test-Wertung im Detail
- Gehäuse: 4 von 5 Sternen
- Display: 4,5 von 5 Sternen
- Ausstattung: 4 von 5 Sternen
- Kamera: 4,5 von 5 Sternen
- Software: 3 von 5 Sternen
- Akku: 4 von 5 Sternen
Pros des Huawei P50 Pro im Test
- Hochauflösendes 120 Hertz AMOLED-Display
- Ausgezeichnete Kamera
- gute Verarbeitung
- wasserdicht
- Speichererweiterung möglich
Contras des Huawei P50 Pro im Test
- 2021er Specs
- kein 5G
- kein Play Store
- keine Google Dienste
Das Huawei P50 Pro ist ab sofort im Huawei-Store und unter anderem bei MediaMarkt erhältlich. Unser Testgerät wurde uns von Huawei für die Dauer des Tests kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hat keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung.