Bisher war Huawei Fans von Android vor allem aufgrund von Smartphones der Klasse "gut und günstig" ein Begriff. Mit dem Ascend P1 will der chinesische Hersteller nun in der Oberklasse ein Wort mitreden. Neben einer guten Ausstattung soll das P1 dabei auch beim Straßenpreis punkten, der aktuell knapp unter 400 Euro liegt. Ob Huawei dieser Spagat direkt im ersten Versuch gelingt, verrät der Test auf inside-digital.de.
Das Huawei Ascend P1 kommt in einer schicken Pappschachtel, wobei der Inhalt dem mittlerweile gewohnten Standard entspricht. In einem separaten Umschlag finden sich die gedruckte Kurzanleitung mit allen wichtigen Infos zur Einrichtung des Smartphones sowie separate Broschüren mit Sicherheitshinweisen und den Garantiebedingungen. Dazu gibt es ein USB-Kabel, welches über den mitgelieferten Adapter die Verbindung zur Steckdose herstellt. Der Adapter selbst ist sehr kompakt geraten und findet damit auch im meist engen Gewusel der Steckdosenleiste problemlos Anschluss. Ansonsten liegt dem P1 ein einfaches Headset in einem gefälligen Design bei. Lediglich die Ohrstecker sind ein wenig groß geraten.
Unser Testexemplar des Huawei Ascend P1 ist komplett in Schwarz gehalten. Die Frontseite erscheint im Klavierlack-Look und zieht dadurch Fingerabdrücke magisch an. Wirklich störend ist dies allerdings nicht, da der Rahmen eh sehr schmal gehalten ist und die meiste Fläche von der Displayabdeckung aus Gorilla-Glas abgedeckt wird. Zwischen Glas und Gehäuse liegt ein kleiner Spalt, in dem sich nach kurzer Zeit Staub und Schmutz ansammeln. An den Seiten geht das Gehäuse schnell in das matte Material der gummierten Rückseite über. Durch die angeraute Oberfläche liegt das P1 sicher in der Hand. Aufgrund des fest verbauten Akkus ist die Rückseite gleichzeitig ab Werk fest mit der Front verbunden. Dementsprechend stören keine Spaltmaße oder klappernde Abdeckungen den insgesamt durchaus wertigen Gesamteindruck.
Dieser wird noch einmal durch die schlanken Abmessungen unterstützt. Das P1 ist mit Ausnahme kleinerer Ausbuchtungen am unteren Ende und im Bereich der Kamera lediglich 7,69 mm dick. Insgesamt kommt das Gerät von Huawei auf Abmessungen von 129 x 64.8 x 7.69 Millimetern. Hinzu kommt das sehr gute Gewicht von lediglich 110 Gramm. An der linken Flanke ist die schmale Wippe zur Lautstärkeregelung untergebracht. Die Kombination aus geringer Breite und Platzierung erweist sich manchmal als unpraktisch, etwa wenn es darum geht, den digitalen Zoom der Kamera zu justieren. Rechts sind der EIN/Aus-Schalter und der Slot für Micro-SD-Karten platziert, die sich sehr leicht auswechseln lassen. Eng wird es auf der Kopfseite. Neben der 3,5 mm Klinkenbuchse für das Headset liegt der nicht abgedeckte Micro-USB-Port und der Slot für die SIM-Karte. Letztere muss in Standard-Größe vorliegen, wobei der Zugang über die kleine, sehr straff anliegende Klappe unnötig fummelig gelöst wurde. Zur Bedienung des Ascend P1 setzt Huawei auf drei Sensortasten.
Getestet wurde die Sprachqualität im Netz vom O2. Wie in der Preisklasse des Huawei Ascend P1 nicht anders zu erwarten, zeigt das Smartphone hier kaum Schwächen. Die Qualität der Übertragung ist beidseitig ohne wahrnehmbare Störungen. Lediglich die maximale Lautstärke scheint einen Tick zu leise gewählt, was sowohl für die Ausgabe via Headset als auch für die Lautsprecher gilt. Bei Anwendungen wie der Navigation wünscht man sich ein oder zwei Lautstärkestufen mehr. Ausreichend Power bietet der verbaute Li-Ion Akku mit 1.800 mAh. Wie lange eine volle Ladung in der Praxis hält, hängt natürlich vom einen Nutzungsverhalten und den Einstellungen für das Display ab. Bis zu zwei Tage Dauereinsatz sollen möglich sein, bequem kommt man mit dem Ascend P1 auf jeden Fall über einen normalen Arbeitstag. Der anschließende Ladevorgang dauert knapp zwei Stunden. Zu den maximalen Gesprächs- und Bereitschaftszeiten macht Huawei keine Angaben. Clever gelöst ist die automatische Deaktivierung von WLAN im Standy-Modus, als Teil des von Huawei selbst entwickelten, guten Energiemanagements.
Der SAR-Wert liegt bei 0,606 W/kg, was einen guten Wert darstellt.
Ein Highlight des Huawei Ascend P1 ist sicherlich das verbaute Display mit einer Diagonale von 4,3 Zoll (10,9 cm). Dabei kommt es auf eine Auflösung von 960 x 560 Pixeln (qHD), was genau einem Viertel der Bildschirmfläche von Full-HD bei einem Seitenverhältnis von 16:9 entspricht. Entsprechend gut eignet sich das P1 als mobile Abspielstation für Filme und Videos, wobei die Auflösung natürlich nicht mit den absoluten Top-Modellen anderer Hersteller mithalten kann. Statt auf LCD-Technik setzt Huawei auf ein Super-AMOLED-Display mit hoher Pixeldichte. Menüs, Symbole und Text werden ausgesprochen scharf angezeigt. Dazu überzeugen der sehr hohe Kontrast und die satte Darstellung von Schwarz. Ein Nachteil der Technik ist die geringe Helligkeit. Dies macht sich besonders beim Außeneinsatz an sonnigen Tagen bemerkbar. Hier wählt die Automatik die Beleuchtung zudem deutlich zu schwach. Abhilfe schafft die manuelle Regelung auf das Maximum, was natürlich Akkuleistung kostet. Eine Besonderheit von AMOLEDs ist die separate Ansteuerung der einzelnen Pixel. Wer ein dunkles Thema mit hohem Schwarzanteil wählt, kann einen Teil des Mehrverbrauchs wieder einsparen.
Dem Anspruch in der Oberklasse mitspielen zu wollen, wird die verbaute Kamera mit einer guten Auflösung von acht Megapixeln und rückwärtiger Belichtung (BSI) gerecht. Besonders bei gutem Licht sind die Schnappschüsse vorzeigbar und taugen locker für einen Abzug auf Papier. Wie die meisten Konkurrenten sinkt die Qualität der Aufnahmen, je schlechter die Lichtverhältnisse werden. Daran ändert auch der Doppel-LED-Blitz nicht viel. Die Kamera-App steuert den Autofokus zügig an und ermöglicht Aufnahmen aus kurzer Distanz. Abseits der in der Regel verlässlichen Automatik, lassen sich viele Funktionen natürlich ebenso manuell ansteuern.
- Szenenmodus (Porträt, Landschaft, etc.)
- Gesichtsverfremdungen (Breite Nase, Breites Lächeln etc.)
- Filter (Antik, Solarisieren, etc.)
- Gesichtserkennung
- Rote-Augen-Reduktion
- Weißabgleich
- HDR
- GPS-Tag
Der gute Bildsensor macht sich zugleich bei der Aufnahme von Videos bezahlt. Hier bietet das Ascend P1 Full-HD-Auflösung (1080p). Die Hardware macht die hohe Auflösung ohne sichtbare Probleme mit, die Videos geraten außer bei sehr schnellen Schwenks ruckelfrei. Dazu passen die guten Aufnahmen des Mikrofons. Dass die Videos manchmal trotzdem nicht überzeugen, liegt an den Reaktionszeiten des Autofokus. Bei Bewegungen und neuen Objekten im Bild reagiert die Automatik zu langsam. In der Praxis äußert sich dies dann an kurzen unscharfen Szenen. Abseits dieses kleinen Makels bietet das Huawei Ascend P1 noch eine zusätzliche Frontkamera mit einer Auflösung von 1,3 Megapixeln.
Huawei greift beim Ascend P1 nur sehr zaghaft in das Grund-Layout von Android 4.0.3 (Ice Cream Sandwich) ein. Auffällig und clever gelöst ist die Funktion zum entsperren des Smartphones. Sie bietet einen Schnellzugriff auf oft genutzte Anwendungen: Eine Wischgeste nach rechts entsperrt den Bildschirm, nach unten geht es sofort in die Kamera-App. Über links erreicht man den SMS-Messenger und nach oben geht es zu den Anruflisten. Neben dem im Auslieferungszustand aktivierten Huawei Launcher gibt es noch einen speziellen 3D-Home-Modus mit aufwendiger gestalteten Bedienelementen und animierten Wechseln zwischen den einzelnen Homescreens. Wirkliche Vorteile bei der Bedienung bietet die Ansicht abseits der Kalenderdarstellung aber nicht.
Platz für die eigenen Apps und Widgets bieten insgesamt fünf Homescreens. Den mittleren ziert neben einer Google-Suche für Apps und Web-Recherchen ein Wetter-Widget mit eingebauter Uhr. Dieses wirkt auf den ersten Blick ebenso praktisch, wenn auch optisch nicht ganz so gelungen, wie die vergleichbare Funktion bei HTCs „Sense“-Oberfläche. Zudem war es im Test nicht möglich, die Anzeige vom durch den Dienst „AccuWeather“ voreingestellten Berlin auf den eigenen Standort umzustellen. Der Rest ist gewohnter Android-Standard: Den unteren Bereich der Homescreens belegt der Schnellstart für bis zu vier Apps und der Zugriff auf die installierten Apps und Widgets. Über die obere Statusleiste (Notification Bar) lassen sich Funktionen wie WLAN, Bluetooth und GPS direkt erreichen.
Neben der Performance bei der Bedienung sind in der Oberklasse eine gute Ausstattung mit Schnittstellen und eine flotte Datenübertragung gefragt. Hier bietet das Huawei Ascend P1 Quadband-GMS und -UMTS. Für einen zügigen Datentransfer sorgen schnelles WLAN (802.11n) und HSPA+ im Verbund mit HSUPA. Für kurze Strecken stehen zusätzlich Bluetooth 3.0 und USB zur Auswahl. Vorinstalliert ist zudem ein Client, mit dem sich das P1 in ein DLNA-Netzwerk einbinden oder via MHL-HDMI-Kabel (nicht im Lieferumfang enthalten) direkt mit einem HD-Fernseher verbinden lässt. Der interne Speicher ist mit vier Gigabyte für die Geräteklasse gerade noch ausreichend dimensioniert, wobei für eigene Apps und Daten 2,5 Gigabyte zur freien Verfügung stehen.
Der eingesetzte Dual-Core-Prozessor TI OMAP 4460 Cortext-A9 ist mit 1,5 Gigahertz getaktet. Ihm zur Seite steht ein Gigabyte RAM. Die ersten subjektiven Eindrücke der guten Performance werden durch die ermittelten Benchmark-Ergebnisse gestützt. Im AnTuTu Benchmark kommt das P1 auf 5249 Punkte, Smartbench meldet 2429. Leider scheiterte der Test der 3D-Performance an einem reproduzierbaren Fehler beim Übertragen der Ergebnisse im GLBechmark. Mit dem eingebauten SGX 540 Grafikchip ist das Smartphone von Huawei für nicht ganz aufwendige 3D-Spiele aber in jedem Fall gewappnet. Aktuelle Titel wie Dead Trigger oder das vorinstallierte Riptide GP machen auf dem Gerät eine gute Figur. Das verbaute Hardware-Gerüst hat mit dem kaum veränderten Android 4.0.3 keine Probleme. Wechsel zwischen den Homescreens und Einstellungen gelingen ohne spürbare Verzögerungen, Apps starten zügig.
Beim Browser setzt Huawei wie schon beim größten Rest der Software auf die Grundausstattung von Android 4.0.3. Dies ist kein Nachteil, zeigt der Webkit-Browser Seiten doch schnell an und hält sich an die gängigen Web-Standards. Auf jeden Fall harmoniert er im Test mit der sehr guten Netzwerk-Technik des Ascend P1. Via UMTS holt das Smartphone die Startseite von inside-digital.de in gerade mal 10 Sekunden auf den Bildschirm, via WLAN sinkt die Zugriffszeit auf unter sechs Sekunden.
Einen nicht ganz so guten Eindruck hinterlässt dagegen die von Huawei eingesetzt Tastatur. Als Layout kommt hier das für heimische Tipper ungewohnte QWERTY zum Einsatz. Zwar gibt es einen Umschalter für ein deutsches QWERZ-Layout, dann verschwindet in der oberen Buchstabenreihe aber die Schnellwahl für die Ziffern 1 bis 0. Nervig ist auch, dass man mit einem langen Tastendruck zwar die Sonderzeichen für ß und Umlaute aktiviert, diese dann aber noch einmal mit einem zweiten Tipper bestätigen muss. Im Zweifel lohnt hier einfach der Umstieg auf die ebenfalls installierte normale Android-Tastatur oder gleich der Umstieg auf deutlich leistungsfähigere Apps wie „SwiftKey“ aus dem Play Store.
Versöhnend wirkt dann wieder die gute Software-Ausstattung. Die Player-App „Musik+“ bietet alle wichtigen Sortierfunktionen, einen 3D-Cover-Modus zum Durchblättern der eigenen virtuellen Plattensammlung und 5.1 Surround Sound mit Dolby Mobile 3.0 Plus. Letztes klingt vom Namen her allerdings besser als die nur minimal spürbare Klangverbesserung in der Praxis. Um in dieser Kategorie wirklich zu überzeugen ist das Huawei Ascend P1 wie eingangs schon erwähnt ein wenig zu leise geraten.
Wer unterwegs viel auf Dokumente aus Microsoft Office zugreifen muss, wird die ebenfalls bereits installierte Vollversion von „Polaris Office“ zu schätzen willen. Ebenfalls praktisch ist der „Security Guard“. Die Toolsammlung enthält einen Passwort-Tresor, Dateiverschlüsselung und eine schwarze Liste für bestimmte Absender von SMS und Anrufen. Ebenso sind im Lieferumfang eine eigene Backup-Software und ein Datei-Manager enthalten.
Ansonsten bietet das Huawei Ascend P1 das von Android gewohnte Bild. Es gibt Clients für die verschiedenen Messenger und Gmail, eine Option zur Installation von Apps auf der SD-Karte, einen Kalender, UKW-Radio und ein minimalistisches Schnittprogramm für die eigenen Videos. Ein eher überraschendes Highlight ist dann noch die eingebaute App „Taschenlampe“. In der höchsten der drei möglichen Leistungsstufen schafft die Doppel-LED auf der Rückseite eine erstaunliche Lichtausbeute, die beispielsweise einen Feldweg bei Nacht sicher ausleuchtet.
Das Huawei Ascend P1 ist ein Geheimtipp für alle, denen es bei einem Smartphone in erster Linie auf ein gutes Verhältnis von Preis und Leistung ankommt und bei denen Vorlieben für eine bestimmte Marke keine Rolle spielen. Die Hardware wird mit aktuellen Aufgaben spielend fertig und hat auch für die nahe Zukunft ausreichend Reserven. Ob Huawei das P1 mit einem Update auf Android 4.1 (Jelly Bean) ausstattet, steht aktuell aber noch nicht fest. Aufgrund der wenigen Anpassung an der Standard-Oberfläche von Android, sollte sich der Entwicklungsaufwand für ein Software-Upgrade bei Huawei allerdings in Grenzen halten. Die einzigen wirklichen Kritikpunkte sind die etwas zu geringe Lautstärke, der lahme Autofokus beim Videodreh und für einige User vielleicht die fehlende NFC-Funktion. Insgesamt ist das Huawei Ascend P1 ein durchdachtes Produkt, das sich auch beim Design in der Oberklasse behaupten kann.
Pro
- Vergleichsweise günstiger Preis
- Gute Performance
- Gute Kamera
- Gute Laufzeit
Contra
- Audioausgabe zu leise
- Geringe Helligkeit des Displays im Auto-Modus
- Langsamer Autofokus bei Videoaufnahmen