Das Pixel 6 und Pixel 6 Pro sind die beiden neuen Flaggschiff-Smartphones von Google. Das normale Modell ist dabei rund 250 Euro günstiger als die Pro-Version und mit einem etwas kleineren 6,4 Zoll AMOLED-Display ausgestattet. Weitere Unterschiede sind der etwas kleinere Akku und die fehlende Telezoom-Kamera.
Pixel 6 im Ersteindruck
Der Lieferumfang der neuen Pixel-Smartphones ist minimalistisch. Neben dem Smartphone selbst findet sich nur ein USB-C auf USB-C Kabel und ein USB-C auf A Adapter in der flachen Box. Das Design des Smartphones ist mehr als umstritten. Die Meinungen meiner Kollegen gehen von "kann man mit leben" bis "absolut hässlich" auseinander. Jemanden, dem es wirklich gut gefällt, habe ich nicht gefunden.
Das Design mit der breiten Kamera-Bar hat an sich seine Vorteile. So wackelt das Handy nicht auf dem Tisch und man kann den Zeigefinger beim Benutzen ideal darunterlegen. Jedoch besteht die Kamera-Bar aus mehreren Bauteilen in unterschiedlichen Schwarz-Tönen und ist zudem schlecht verarbeitet. So finden sich zwischen Smartphone-Rücken und Kamera-Bar breite Spaltmaße, wie man sie von Smartphones jenseits der 150 Euro nicht gewohnt ist.
Auch über die Farbpalette kann man sich streiten. Das schwarze Modell mit grauem Streifen ist noch relativ dezent. Unser Testgerät in einem hellen Pink und einem Coral-farbenen Streifen hingegen recht auffällig.
Mit unserem Testgerät liefert Google noch eine Schutzhülle mit. Dieses kostet regulär 29 Euro. Das Case hilft zwar dabei, die Farben des Smartphones zu verstecken, ist aber klobig und für ein Stück Kunststoff teuer. Hier gefallen die früheren Nylon-Cases von Pixel 5 und 4a deutlich besser.
Kein kleines Modell mehr
Mit dem Pixel 6 verabschiedet sich Google vom Markt der kleinen und kompakten Smartphones. Gab es das Pixel 4 und 5 noch in Größen unter 6 Zoll, startet das "kleine" Pixel 6 bei 6,4 Zoll Bildschirmgröße. Durch die dickeren Displayränder ist das Gerät dabei nur unwesentlich kleiner und 3 Gram leichter als die 6,7 Zoll große Pro-Version.
Der Rahmen des Pixel 6 besteht aus Aluminium und ist bei allen Farbvarianten matt gehalten. Pixel-typisch befindet sich der Power-Button oberhalb der Lautstärkewippe. Beim Wechsel von einem anderen Smartphone-Hersteller erfordert dies etwas Umgewöhnung. Zudem ist der Button so bei den größeren Geräten schwerer zu erreichen.
Den Fingerabdrucksensor verbaut Google erstmals unter dem Bildschirm statt auf der Rückseite. Daher ist er auch erreichbar, wenn das Smartphone flach auf dem Tisch liegt. Wie bei allen Sensoren unter dem Display leidet jedoch die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit ein wenig.
Display: Standardkost mit AMOLED
Beim Pixel 6 verbaut Google ein 6,4 Zoll großes Display mit AMOLED-Panel, Full-HD-Auflösung und 90 Hertz Bildwiederholrate. Im direkten Verglich kann man einen Unterschied zur nochmals schnelleren 120 Hertz Bildwiederholrate des Pro-Modells erkennen. Dennoch reagiert das Smartphone deutlich flotter als mit den standardmäßigen 60 Hertz. Die Ränder beim normalen Modell sind sichtbar dicker als bei der Pro-Version. Großer Vorteil vom normalen Modell sind jedoch die geraden Displayränder. Kein curved bedeutet weniger Fehleingaben, keine störenden Reflexionen und echte Farben bis zum Bildschirmrand. Trotz "nur" 90 Hertz würde ich das flache Display des Pixel 6 jederzeit dem Pixel 6 Pro vorziehen.
Dank AMOLED-Technik bietet das Display kräftige Farben und echtes Schwarz. Letzteres wird insbesondere Dark-Mode-Fans erfreuen. HRD10+ und eine Widevine L1 Zertifizierung für Netflix und Co in Full HD ist ebenfalls vorhanden.
Google Tensor: Kann Googles neuer Chip überzeugen?
Statt gewöhnliche Snapdragon CPUs zu verbauen wie bei vorherigen Modellen, setzt Google beim Pixel 6 erstmals auf einen selbst entwickelten Prozessor. Einige Bestandteile davon ähneln dem aktuellen Exynos 2100 von Samsung. So setzt Google auf dieselbe Grafikeinheit und das identische Exynos 5123 5G-Modem.
Benchmarks gewinnt man mit dem neuen Tensor-Chip nicht. In Geekbench erreicht der neue Prozessor einen Multicore-Score von 2925 und ist damit einem Snapdragon 888 deutlich unterlegen. Man bewegt sich eher auf einer Leistungsstufe mit Qualcomms bestem Mittelklasse-Prozessor, dem Snapdragon 778G. Im Alltag wird die komplette Leistung von aktuellen High-End-Chips beinahe nie abgerufen. Daher ist die fehlende Performance im Vergleich zu anderen Smartphones mit dem Snapdragon 888 überhaupt kein Problem. Auch aufwendige Spiele laufen mühelos in höchster Auflösung.
Die Stärke des selbst entwickelten Prozessors liegt im maschinellen Lernen und KI-Anwendungen. So kann der Google-Prozessor in manchen Anwendungen die Konkurrenz deutlich überflügeln und Anwendungen ermöglichen, die es bisher nur auf dem Pixel 6 gibt. Ein Beispiel dafür ist die Text-zu-Sprache Integration. So kann das Pixel 6 Sprache in Echtzeit transkribieren und in andere Sprachen übersetzen. Und das alles direkt auf dem Gerät ohne Internetverbindung. Auch das automatische Nachbearbeiten von Fotos oder das nachträgliche Scharfstellen alter Fotos beherrscht Googles Tensor deutlich schneller als die Konkurrenz.
5G und eSIM
Mit dem integrierten Exynos Modem im Tensor Chip bietet das Pixel 6 die aktuellste Funk-Ausstattung. Alle hierzulande relevanten 5G, LTE und 2G Frequenzen sind vorhanden und auch das WLAN ist mit Wi-Fi 6e auf dem aktuellsten Stand. Dazu kommt Bluetooth 5.2 und NFC für Google Pay und Co. Sogar eSIM-Support ist gegeben. Das ist bei Android-Smartphones leider weiterhin eine Besonderheit. So brauchst du nicht auf eine physische SIM-Karte warten und hast den Nano-SIM-Slot frei für eine lokale SIM-Karte auf deiner nächsten Reise.
Beim Speicherplatz macht es sich Google einfach und bietet nur eine einzige Variante mit 128 Gigabyte an. Benötigst du mehr Speicher, musst du zum Pro-Modell greifen. Einen microSD-Slot bieten Pixel-Smartphones generell nicht.
Kamera: beinahe identisch mit dem Pixel 6 Pro
Auch wenn das "normale" Pixel 6 rund 250 Euro günstiger als die Pro-Version ist, unterscheidet sich die Kamera nur in einem Detail. Das Pixel 6 muss auf die zusätzliche Telezoom-Kamera verzichten. Die 50 Megapixel Hauptkamera mit optischer Bildstabilisierung sowie die 12 Megapixel Ultraweitwinkel-Kamera sind hingegen mit dem Pro-Modell identisch.
Vom Pixel 2 bis zum Pixel 5 hat sich die 12,2 Megapixel Hauptkamera hardwaretechnisch nicht verändert. Eine bessere Bildqualität wurde lediglich durch Softwareoptimierung erreicht. In diesem Feld ist Google mit den Pixel-Smartphones Marktführer. Mit der höher auflösenden Kamera des Pixel 6 sind Fotos mit mehr Details möglich. Die Farben sind weiterhin realistisch und auch die Performance bei Nacht kann überzeugen. In der Preisklasse des normalen Pixel 6 ist auch die Ultraweitwinkel-Kamera ungeschlagen gut. Die Fotos sind bis zum Rand scharf und farblich exakt auf das Farbprofil der Hauptkamera abgestimmt.
Quelle: Timo Brauer / inside digital
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→ Fotos in voller Auflösung herunterladen (Google Drive Link)
Software: Pures Android mit "Material You"
Googles Pixel-Smartphones kommen traditionell im puren Android-Look daher. Viele Nutzer sehen dies als großen Vorteil der Pixel-Reihe. Mit Android 12 spendiert Google der Software einen komplett neuen Look. Das neue "Material You" genannte Design passt sich der Farbe des Hintergrunds an und bietet diverse Möglichkeiten, die System-Farbe anzupassen.
Im Gegensatz zu den Oberflächen der anderen Hersteller wie Samsung oder Xiaomi fehlen mir jedoch weitreichendere Möglichkeiten zur Personalisierung wie beispielsweise die Möglichkeit den App-Drawer ein- oder auszuschalten. Außerdem sind einige häufig genutzte Funktionen wie eine Schaltfläche für WLAN oder zum Schließen aller Apps nur versteckt aufrufbar. Welche Android-Oberfläche einem am besten gefällt, ist jedoch Geschmackssache.
Ein großes Plus bei Googles Software ist hingegen die lange Update-Versorgung. So erhalten die Pixel-Smartphones drei Jahre lang Android-Updates und für ganze 5 Jahre Sicherheitsupdates. Drei Jahre neue Android-Versionen bekommt man auch bei anderen Herstellern wie beispielsweise Samsung. Hier muss man jedoch länger auf die Updates warten, da nur die Pixel-Smartphones direkt am ersten Tag versorgt werden. Die wichtigen Sicherheits-Updates liefert hingegen kein anderer Hersteller so lange und so regelmäßig aus wie Google selbst.
Fazit: Für wen eignet sich das Pixel 6?
Vom Design her ist das recht klobige Pixel 6 ein echter Rückschritt. Besonders wenn man es mit dem schlankeren Pixel 5 mit dünneren Rändern vergleicht. Doch technisch hat das neue Google-Smartphone einiges zu bieten. Die Software-Fähigkeiten des Tensor-Chips sind beeindruckend und die Kamera ist für einen Preis von 650 Euro ungeschlagen gut.
Demzufolge ist das Pixel 6 das perfekte Smartphone für Software-Fans, die immer die neuste Android-Version haben möchten und sich über die Pixel-exklusiven Features wie die Echtzeitübersetzung freuen. Auch für Kamera-Fans, die nicht so viel Geld für ihr neues Smartphone ausgeben wollen, bietet sich das Pixel 6 an. Kein anderes Smartphone in dieser Preisklasse bietet eine bessere Kamera, die zudem auch noch bei schwierigen Lichtbedingungen einwandfrei funktioniert. Nur auf ein Telefoto-Objektiv musst du leider verzichten.
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Hardware-Wertung im Detail
- Gehäuse: 4,5 von 5 Sternen
- Display: 4 von 5 Sternen
- Ausstattung: 3,5 von 5 Sternen
- Kamera: 3,5 von 5 Sternen
- Software: 5 von 5 Sternen
- Akku: 3 von 5 Sternen
Pros des Pixel 6
- ausgezeichnete Kamera
- 5 Jahre Update-Support
- Staub- und Wasserdicht
- kabelloses Laden
Contras des Pixel 6
- umstrittenes Design
- breite Ränder/ relativ klobig